Introduction

Das Bäuchlein

Das Bäuchlein

Davon, dass sich die eigene Körperlichkeit komplett verändert, wenn man schwanger ist, hat man zuvor eine ungefähre Ahnung und zumindest ich dachte mir immer ‚So schlimm wird’s schon nicht sein.‘ Aber es war irgendwie so wie mit der Morgenübelkeit – ein wahrer Mythos. Das Bäuchlein wächst langsam und man sieht in den Gesichtern von Leuten auf der Straße, oder in denen von Bekannten, die noch nichts von unserem Glück wissen, deutlich die Frage: ‚Hat die sichs die letzten Wochen schmecken lassen, oder ist die schwanger?‘  stehen.

Eine Bohnenstange war ich ehrlich gesagt noch nie. Eher schon immer etwas weiblicher gebaut und jemand, der gutes Essen, Wein und Süßigkeiten mit Lust und Genuss gleichsetzt. Aber nun ragt da langsam ein kleines Bäuchlein über den Bund meiner Hose, das ich natürlich mit einem weiten Shirt kaschieren könnte, aber nicht will – ich freue mich ja ungemein und bin stolz wie Bolle. Nur die Empfindlichkeit meines Bauchs macht mir schon irgendwie zu schaffen, denn seit letzter Woche fühlt sich der Bund meiner Hose unglaublich unangenehm an, als würde er mich komplett einengen. Die Hose ist jetzt alles andere als eng, aber der Bund scheuert und drückt auf meinen total empfindlichen Bauch. Also hab ich mir tatsächlich jetzt schon Umstandsjeans gekauft, gleich angezogen und bin nun sehr erleichtert, dass das unangenehme Gefühl weg ist. (Wo wir grade beim Thema sind, ist euch schon mal aufgefallen wie viele Schwangerschaftsoberteile mit Querstreifen in den Regalen liegen? Wie gesagt, ich war noch nie eine Bohnenstange, aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich im Laufe der Schwangerschaft noch dick fühlen werde, ist ungemein hoch und das auch ganz ohne Querstreifen. Nein, danke also.)

Da ich nun also Umstandsjeans trage, aber wie gewohnt meine Alltagsoberteile, ist mein Bäuchlein deutlich zu sehen. Momentan befinde ich mich in dieser Phase, in der man überall, egal wo man unterwegs ist, Blicke auf sich bzw. auf dem Bauch ruhen fühlt und sich die Leute offensichtlich fragen, ob man im Moment einfach nur gerne isst, oder sich dort doch Nachwuchs ankündigt. Mein bestes Erlebnis diesbezüglich hatte ich erst gestern: Ich half einer Freundin auf einem Event an ihrem Schmuckstand beim Verkauf und hatte einen tollen Abend. Als die Show losgehen sollte, machten wir unseren Stand zu und beschlossen etwas essen zu gehen. Da meine Freundin und einige der anderen Standbesitzer sich kannten und schon öfter dort verkauft hatten, unterhielten sie sich darüber welche Gerichte besonders lecker waren. Ich hörte eine Weile still zu, rieb mir dann über mein Bäuchlein und murmelte vor mich hin: ‚Und was essen wir beiden heute?‘ Daraufhin stupste mich das Mädel vom Stand gegenüber an und meinte grinsend: ‚Na, wird das ein Foodbaby?‘ Ich wusste im ersten Moment gar nicht, was ich antworten sollte und das war wohl auch Antwort genug, denn sie fügte hastig hinzu: ‚Oder ist das ein echtes?‘ Ich nickte etwas betröbbelt und ging wortlos hinüber zu meiner Freundin, um mich zu ihr zu setzen. Diese fragte mich, was denn nun passiert sei und als ich es ihr erzählte, wurde mir die Situation erst richtig bewusst und ich konnte nur noch lachen.  Schon komisch, was diese Körperlichkeit mit einem selbst, aber scheinbar auch mit dem Umfeld alles anstellt. Ich war wirklich nicht böse über ihren Kommentar, nur im ersten Augenblick komplett perplex darüber. Später kam sie an unseren Tisch und hat sich leise entschuldigt – nicht nötig, aber ich fand es ungeheuer lieb von ihr.

Ich hab an diesem Abend übrigens Käsespätzle gegessen und es waren die besten Käsespätzle ever!

Foto: Privat

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