Introduction

Ein Wasser, bitte…

Ein Wasser, bitte…

Irgendwann kommt der Moment, in dem man seinem Umfeld reinen Wein einschenken und seine Schwangerschaft offenbaren muss. Nettes Wortspiel nicht? Bei mir war der Moment letzte Woche gekommen, denn nach dem offiziellem Termin bei meiner Frauenärztin wollte wir den Schritt wagen und unserer Familie und engsten Freunden von unserem Wunder erzählen. Und was würde sich dafür besser eigenen als ein Familienessen und ein Bowlingabend mit Freunden?

Für meine Eltern hatten Tom und ich uns als Ort des Geschehens das Lokal ausgesucht, in dem wir auch unsere Hochzeitsfeier feierten und sie dort zum Essen eingeladen.  Von dem Augenblick an, als meine Eltern das Lokal betraten, bis hin zu den wichtigen Worten, beobachtete meine Mutter mich mit Adleraugen und irgendwie hatte ich das Gefühl, sie würde die Neuigkeiten förmlich riechen. Als ich dann noch beim Kellner ein großes Wasser bestellte, schlich sich ein wissendes Grinsen auf ihre Lippen.  Trotzdem war meine Mutter ganz tapfer und überließ es uns mit den Neuigkeiten herauszurücken: ‚Wir bekommen ein Baby.‘ Und raus war es, meine Mutter gab ein Quietschen von sich und mein Vater grinste stolz. ‚Sekt!‘ rief meine Mutter, ehe sie sich zu mir drehte, meine Hand tätschelte und raunte: ‚Du bekommst ein Glas Saft.‘ Ja, daran, dass andere trinken, während ich mit Wasser oder Schorle daneben stehe, sollte ich mich wohl schnell gewöhnen. Etwas neidisch habe ich schon auf die Gläser meiner Familie geschielt, aber mit Saft ließ sich zumindest auch anstoßen.

Unsere Freunde hingegen hatten mal wieder zum feucht-fröhlichen Bowling geladen und wir, etwas zögernd zwar, zugesagt. Normalerweise war es mir eine Wonne mit meinen Mädels in den Sitzecken zu lümmeln, Aperol Spritz zu trinken und mich mit ihnen auszutauschen. Meine Abstinenz würde schnell auffallen und auch, dass Tom und ich uns in den letzten Wochen so rar gemacht hatten, würde sicher ein Thema werden. Dennoch war es uns sehr wichtig wieder Zeit mit unseren Freunden zu verbringen. Kaum hatten wir die Halle betreten und uns begrüßt, war auch schon die erste Getränkebestellung fällig und wurde von fragenden Blicken kommentiert, als ich wieder Wasser orderte. Allerdings hatten unsere Freunde beschlossen erst eine Runden zu spielen, ehe die fast schon vorwurfsvolle Fragen kam: ‚Wo hattet ihr euch den vergraben? Man hat euch ja gar nicht mehr gesehen.‘ Vielleicht hatten wir uns wirklich zu sehr eingeigelt, aber irgendwie die Zeit miteinander auch sehr gebraucht. Als ich noch dabei war im Kopf eine Antwort zu formulieren, stieß mich eine gute Freundin in die Seite und nickte auf mein Wasserglas ‚Was ist denn mit dir los? Bist du etwa schwanger?‘ Noch ehe sie die zweite Frage zu Ende gestellt hatte, verwandelte sich das Grinsen auf ihrem Gesicht in ein Staunen, wobei sie Augen und Mund weit aufriss und mit den Händen fuchtelte. ‚Ja! Ja! Ronja ist schwanger!‘ Mein entgeistertes Gesicht war wohl Antwort genug für alle und so war die Katze in unserem Freundeskreis schneller als gedacht aus dem Sack.

Dass auch hier wieder kräftig angestoßen wurde und ich doof grinsend mit meinem Wasserglas dabei stand, muss ich nicht erwähnen. Aber auch, wenn es sich vielleicht im ersten Moment etwas ungewohnt und doof anfühlt, weiß ich einfach wofür ich diesen Verzicht lebe und mit diesem Wissen fällt es doch gleich wieder etwas leichter. Außerdem gibt es andere leckere Dinge…..Essiggurken zum Beispiel – aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden 😉

Bild: Creativ Commons

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