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Großeltern – nicht für jede Gelegenheit

Großeltern – nicht für jede Gelegenheit

Im Alltag fehlen uns Oma und Opa bei der Kinderbetreuung, obwohl alle Großeltern zum Glück noch am Leben sind. Dank der neuen Lebenspartner meiner Eltern haben unsere Kinder sogar drei Omas und drei Opas. Wenn wir Hilfe brauchen, sind wir trotzdem auf uns allein gestellt.

Mein Freund ist Türke, ich komme aus Hessen. Unsere Eltern leben mehre hundert Kilometer entfernt. In einer Großstadt wie München ist das keine Seltenheit. Ich frage mich nur, wie andere Familien mit ähnlichen Herausforderungen umgehen. Welche Strategien haben sie entwickelt, um ihren Alltag zu meistern? Besonders wenn die Kita wieder einmal geschlossen hat, die Kinder oder sie selbst krank sind und sich neben dem Schreibtisch im Home-Office nie enden wollende Wäscheberge türmen.

Herausforderungen bei der Feiertagsplanung

Für unsere Kinder ist es Normalität, Oma und Opa nur bei Gelegenheit zu sehen. In unserer Zweizimmerwohnung verfügen wir auch nicht über genügend Platz, um Gäste für mehrere Tage aufzunehmen. Meine Eltern ziehen daher ein Hotelzimmer vor, wenn sie uns mal besuchen. Meine Schwiegereltern kommen aus diesem Grund erst gar nicht nach Deutschland.

Selbst besondere Feiertage wie Ostern oder Weihnachten verbringen wir mittlerweile in München. Die Fahrt mit kleinen Kindern nach Hessen ist nicht nur anstrengend, sondern auch lang.  Zu lang für unser kleines, altersgeschwächtes Auto. Oft geht dadurch mindestens ein Festtag verloren.

Auch logistisch ist es nicht immer leicht, allen Wünschen und Ansprüchen gerecht zu werden. Wenn wir so selten in der alten Heimat sind, versuchen wir alle Freunde und Familiemitglieder zu treffen, die wir das ganze Jahr über nicht sehen. Doch nicht jeder hat, besonders an den Feiertagen, Zeit dafür. Andere fühlen wiederum, dass sie bei unserem Besuch zu kurz kommen.

Erinnerungen an meine eigenen Großeltern

In meiner Kindheit habe ich das anders erlebt: Meine Großeltern lebten in der Nähe, waren immer da und halfen, wo es ging.  Ich habe selbst keine Geschwister und war das einzige Enkelkind, das in der Nähe wohnte. Zwar wurde ich nicht regelmäßig betreut, da meine Mutter bis zum Ende meiner Grundschulzeit ihre Arbeit pausierte. Hatten meine Eltern jedoch etwas vor, standen wichtige Termine, Einkäufe oder andere Events an, gab es immer einen Ort, an dem ich zuverlässig betreut werden konnte.

RitaE auf Pixabay

Großeltern als Betreuungspersonen

Laut einer Erhebung auf Statista passt mehr als die Hälfte der Großeltern häufiger oder zumindest ab und zu auf die Enkel auf. Bei uns ist das nicht der Fall. Die Eltern von meinem Partner leben ebenso wie sein Bruder und der Rest seiner Familie in der Türkei. Meine Eltern leben jeweils mit neuem Partner in einem anderen Bundesland.

Ein Vorteil ist sicherlich, dass wir uns so in Erziehungsfragen nicht in die Quere kommen. Wenn unsere Eltern ihre Enkel mal sehen, werden sie nach Strich und Faden verwöhnt. Selten bis gar nicht fällt ein Kommentar, was wir im Umgang mit ihnen anders machen könnten. Ich kann mir vorstellen, dass die eigenen Eltern in Erziehungsfragen übergriffiger werden, sobald sie mehr Zeit mit ihren Enkeln verbringen.

Eltern-Zeit dank Unterstützung durch Großeltern

Eltern-Zeit haben mein Freund und ich nur wenige Stunden bis Tage im Jahr – meistens in der Türkei. Früher erschien es mir langweilig, immer an den gleichen Ort zu reisen und die Hälfte des Urlaubs mit Familienbesuchen und damit zusammenhängenden Verpflichtungen zu verbringen. Nun, mit Kindern, ist es geradezu erholsam.

Wir übergeben unsere große Tochter bereits kurz nach der Anreise an die Großeltern. Auch der Onkel und seine Frau springen gern mal als Babysitter ein. Dementsprechend planen wir heutzutage unsere Türkeiaufenthalte. Wir gehen regelmäßig und ausgiebig shoppen, essen und auch mal ins Kino. Selbst einen Kurzurlaub zu Zweit haben wir schon unternommen. Die Großeltern freuten sich auf die Zeit mit ihrer großen Enkeltochter, und wir genossen ein paar ungestörte Momente zu Zweit. Nur mit den fremden Gepflogenheiten muss man sich arrangieren, zum Beispiel, dass sie meiner Dreijährigen eine Tasse schwarzen Tee zum Trinken gaben und das ganz normal fanden. Mehr darüber berichte ich ein anderes Mal.

Juan Pablo Serrano Arenas auf Pexels

Seltene Auszeiten

In Deutschland haben wir nur Hilfe bei der Kinderbetreuung, wenn meine Mutter und ihr Lebensgefährte uns die wenigen Male im Jahr, meist auf der Durchreise in den Urlaub, einen Besuch abstatten. Die Unterstützung fällt dementsprechend kurz aus. Zweimal haben mein Freund und ich eine Kurzreise nach Berlin und an den Gardasee angeschlossen, während unsere (damals noch einzige) Tochter von den Großeltern zu Hause betreut wurde. Es waren seltene Auszeiten, an die ich mich gern zurückerinnere.

Momente der Zweisamkeit

Manchmal gönnen mein Freund und ich uns dann auch einen Abend zu zweit. Meist nutzen wir diese seltene Gelegenheit für einen Kino- oder Restaurantbesuch.

Als wir uns letzten Sommer bei einem Pitstop der Großeltern spontan ein romantisches Dinner zu zweit gönnen wollten, wurden unsere Pläne jedoch jäh durchkreuzt. Ein befreundetes Elternpaar fragte, ob wir uns just an diesem Tag mit ihnen und ihrer Tochter, einer Kindergartenfreundin unserer Ältesten, treffen wollten. Da wir die gleiche Lokalität im Sinn hatten, änderten wir spontan unsere Pläne. Kaum hatten wir jedoch in dem anderen Restaurant Platz genommen, winkten uns unsere Bekannten auch schon zu, die ihre Pläne ebenso geändert hatten. Die Eltern ließen uns größtenteils in Ruhe, aber ihre fünfjährige Tochter zeigte reges Interesse an uns. Sie war überrascht, dass wir ohne ihre Freundin unterwegs waren, und begann, uns unaufhörlich mit ihren Geschichten zu unterhalten. So endete ein Abend ohne eigene Kinder in einen Abend zu dritt – mit der lebhaften Freundin unserer Tochter. Unsere Bekannten hatten indessen ein paar ungestörte Momente zu zweit.

 

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