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Alkohol in Maßen ist gesund, wenn man nicht schwanger ist? Ein Mythos!

eine schöne Frau lehnt am Küchentisch mit einer Flasche Bier in der Hand - Werbung für Alkohol

Alkohol in Maßen ist gesund, wenn man nicht schwanger ist? Ein Mythos!

Warum das ein Mythos ist und was sonst noch dafür spricht, nicht zu trinken

Du bist schwanger und möchtest auch andere Menschen davon überzeugen, weniger Alkohol zu trinken – oder gerne auch mal gar keinen?

Dann findest du in diesem Artikel auf jeden Fall Argumente dafür.
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Ähnlich wie beim Rauchen sind nämlich auch andere Menschen betroffen, wenn eine einzelne Person trinkt, und zwar nicht nur Ungeborene. Betrunkene verursachen Verkehrsunfälle – zum Teil mit tödlichen Folgen –, üben Körperverletzung aus und sind für Gewalt in Familien verantwortlich. Und trotz aller Aufklärung werden jedes Jahr mehr als 10.000 Kinder mit alkoholbedingten Schäden geboren. Anders als beim Rauchen darf für Alkohol aber immer noch geworben werden.

Alkohol ist nicht nur ein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem

Der Alkoholkonsum ist in Deutschland insgesamt zwar rückläufig. Dennoch sterben jährlich geschätzt 74.000 Menschen an den Folgen von mehr als 200 Erkrankungen, die Alkohol verschlimmert oder auslöst – von Hirnschäden bis Darmkrebs. Alkohol ist aber nicht nur ein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem. Ähnlich wie beim Rauchen sind viele andere Menschen betroffen, wenn eine einzelne Person trinkt.

Betrunkene verwickeln andere in Streitereien, üben Gewalt in der Familie und in der Öffentlichkeit aus und verwickeln andere Menschen in Verkehrsunfälle – über 30.000 im Jahr und zum Teil mit tödlichen Folgen. Jedes Jahr kommen in Deutschland zudem über 10.000 Babys mit alkoholbedingten Schäden und dem Fetalen-Alkohol-Syndrom zur Welt, deren Mütter in der Schwangerschaft Alkohol getrunken haben. Alkohol ist damit die schädlichste Droge überhaupt, weit vor allen anderen Drogen, auch solchen, die verboten sind, wie eine in „The Lancet“ veröffentlichte Studie von 2010 zeigt.

eine schöne Frau lehnt am Küchentisch mit einer Flasche Bier in der Hand - Werbung für Alkohol
Photo by Wendy Wei

Dennoch wird Alkohol nach wie vor beworben, im Gegensatz zu Zigaretten. Und nach wie vor dürfen Jugendliche in Deutschland ab einem Alter von 16 Jahren Bier und Wein trinken und kaufen, ab 18 dann auch hochprozentigere alkoholische Getränke. Und in Begleitung Erwachsener dürfen sogar 14-Jährige im Restaurant schon Wein und Bier bestellen. Dabei gilt bei Alkohol: Wer früh anfängt, sich an Alkohol zu gewöhnen, hat ein umso höheres Risiko für Alkoholschäden und Abhängigkeit.

Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum erklärt:

„Man könnte sagen: Unser Bewusstsein dafür, dass Alkohol nicht so harmlos ist, wie die Leute glauben, ist heute etwa an dem Punkt, an dem wir beim Thema Rauchen vor etwa 50 Jahren waren“.

  • Katrin Schaller

Schäden durch Alkoholkonsum pro Jahr für Deutschland:

SchadenAnzahl geschädigter Menschen
Kinder, die mit FAS auf die Welt kommen:> 10.000
Tote durch von Alkohol verursachte Krankheiten:74.000
Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss:32.000
Personen, die zu viel Alkohol konsumieren und süchtig sind:1.600.000

Auch ein geringer Alkoholkonsum kann Krebs auslösen – nur wissen das viele nicht

Die ZEIT hat 2018 ihre Leserinnen und Leser gefragt, was sie über die Folgen von Alkohol wissen, 38.000 haben sich an der Umfrage beteiligt. Vielen war nicht bewusst, dass auch ein geringer Alkoholkonsum eher nicht gesund ist, sondern mit diversen Risiken einhergeht. Zum Beispiel kann Alkohol Krebs in der Mundhöhle, im Rachen, im Kehlkopf, in der Speiseröhre, der Leber, im Enddarm und bei Frauen in der Brust auslösen. Rund 60 Prozent der Befragten hatten davon aber noch nie etwas gehört.

schild no alcohol - kein alkohol besonders in der schwangerschaft
Photo by Roberto Vivancos

Immerhin war zwei Drittel der Befragten klar, dass Alkohol „keine positiven Auswirkungen auf die Gesundheit“ hat, auch nicht beim Konsum geringfügiger Mengen. Ein Drittel wusste das aber nicht. Und dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigsten Todesursachen bei Personen mit starkem Alkoholkonsum sind, war ebenfalls fast einem Drittel nicht bekannt.
Zudem wussten über 40 Prozent nicht, dass die offizielle Empfehlung lautet, mindestens zwei Tage pro Woche ohne den Konsum von Alkohol einzuplanen. Dafür war 90 Prozent der Befragten durchaus bewusst, dass Alkohol das Risiko für Gewalt und Missbrauch erhöht. Hier geht es zu allen Ergebnissen der Studie.

Mythos:
Alkohol in Maßen ist gesund.

Die kurze Antwort lautet: Nein, Alkohol ist nie gesund.

Wobei sich durchaus Studien finden lassen, die zumindest für Rotwein einen positiven Effekt finden. Das liegt am Inhaltsstoff Resveratrol, der allerdings auch in dunkler Schokolade oder in Traubensaft enthalten ist, wenn auch in geringeren Mengen, dafür aber ohne die schädliche Wirkung des Alkohols.
Um sich nicht auf eine einzige Studie verlassen zu müssen, hat ein Forschungs-Team 2016 insgesamt 87 Studien analysiert, die sich mit dem Thema beschäftigen. Ihr nüchternes Fazit: Wer wenig Alkohol trinkt, stirbt zwar nicht früher als andere, er lebt aber auch nicht länger.

Vorschläge und Beispiele, wie sich der Alkoholkonsum reduzieren lässt

Deutschland hat sich zwar vor Jahren verpflichtet, den Alkoholkonsum zu senken, bisher ist aber diesbezüglich noch nicht viel passiert. Dabei gibt es ausreichend Vorschläge und auch Beispiele aus Deutschland und anderen Ländern, was helfen würden, den Alkoholkonsum zu reduzieren. Zum Beispiel Gesetze. In Schweden, einem Land, in dem für den Konsum von Alkohol sehr viel strengere Regeln gelten als in Deutschland, wird ein Drittel weniger Alkohol konsumiert, in Norwegen nur halb so viel.

Ein Frau mit Kopftuch sitzt am Tisch und hält die Hand vor ein Glas Alkohol
Photo by cottonbro studio

Weitere Vorschläge und Beispiele, wie sich der Alkoholkonsum senken lässt:

  • Ein Verbot von Werbung für alkoholische Getränke, wie es für Tabakwaren ja längst durchgesetzt wurde. Zumal erwiesen ist, dass Werbung Jugendlichen suggeriert, dass etwas normal ist und früher Alkoholkonsum dadurch gefördert wird.
  • Ein Verbot von Alkoholkonsum im öffentlichen Nahverkehr, das in anderen Ländern zumindest in großen Städten schon seit Jahren durchgesetzt wurde. Ein Alkoholverbot in der Londoner U-Bahn zum Beispiel verringerte die Anzahl der Angriffe auf Servicemitarbeiter um 15 Prozent.
  • Ein Verbot von Alkoholkonsum in Sportstadien. Erfahrungen der EM 2000 in Belgien und den Niederlanden zeigen, dass ein Verbot von Alkoholkonsum die Anzahl von Gewaltdelikten reduziert. In Belgien war Alkohol während der Spiele erlaubt, in den Niederlanden nicht. Und tatsächlich war Gewalt in den Stadien in Belgien ein viel größeres Problem als in den Niederlanden.
  • Ein Hochsetzen der Altersgrenze für den Konsum von Alkohol auf 18 Jahre, wie es in den meisten Ländern der Fall ist. Studien zeigen schon lange, dass Alkohol für die Gehirne heranwachsender und junger Menschen besonders schädlich ist.
  • Höhere Steuern auf Alkohol: Die Alkoholsteuer wurde in Deutschland seit Jahrzehnten nicht erhöht und auf Wein wird gar keine Verbrauchssteuer erhoben, warum auch immer. Dabei ist eine Preiserhöhung ein wirksames Mittel, den Alkoholkonsum insgesamt zu senken.
  • Den Verkauf von Alkohol nur noch in lizenzierten Läden zu erlauben, wie es zum Beispiel in Skandinavien der Fall ist. Es gibt keinen guten Grund, Alkohol rund um die Uhr zu verkaufen, zum Beispiel an Tankstellen. Ein Beispiel aus Baden-Württemberg zeigt, dass Gewaltdelikte zurückgehen, wenn der Verkauf von Alkohol ab 22 Uhr eingeschränkt wird:

Kein Verkauf von Alkohol nach 22 Uhr führt zu weniger Körperverletzungen

Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass durch Alkohol verursachte Gewalt zurückgeht, wenn der Verkauf von Alkohol eingeschränkt wird. In Baden-Württemberg durfte von 2010 bis 2017 nach 22 Uhr an Kiosken, Tankstellen und Supermärkten kein Alkohol mehr verkauft werden. Die Studie zeigt, dass leichte Körperverletzungen in diesem Zeitraum um 11 Prozent und schwere um 8 Prozent zurückgingen. Laut dem Forschungs-Team lässt sich die Entwicklung ziemlich sicher auf den reduzierten Verkauf zurückführen. Die Tatsache, dass das wirksame Verbot wieder zurückgenommen wurde, zeigt allerdings auch den Einfluss, den die Alkohol-Lobby nach wie vor hat.

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