Introduction

Taufe – ja oder nein?

Taubenballon schwebt im Kirchenschiff.

Taufe – ja oder nein?

Die Entscheidung, mein erstes Kind taufen zu lassen, war für mich als gläubigen und spirituellen Menschen schnell klar. Doch bei meiner zweiten Tochter habe ich länger darüber nachgedacht: Ist die Kindstaufe noch zeitgemäß? Welche Werte möchte ich meinen Kindern mitgeben?

Taufe – eine Entscheidung fürs Leben?

Viele Menschen in meinem Umfeld sind aus der Kirche ausgetreten. Nur ein Bekannter hat sich als Erwachsener bewusst den Freikirchen angeschlossen.

Häufig höre ich andere Eltern sagen: „Unser Kind soll selbst entscheiden, ob es getauft werden möchte.“  Das ist durchaus nachvollziehbar, sehe ich jedoch etwas anders. Auch meine Töchter sollen natürlich frei entscheiden können, ob sie mal dem christlichen Glauben folgen, sich für eine andere Religion öffnen oder ganz davon lösen möchten.

Aber wie sollen sie eine bewusste Entscheidung treffen, wenn sie den Glauben und seine Rituale nie erlebt haben? Wenn sie die Bibelgeschichte nicht kennen?

Taufe – Welche Konfession passt zu uns?

Ich interpretiere die Bibel auf meine eigene Weise und lasse auch Traditionen und Werte anderer Religionen, wie Buddhismus oder Hinduismus, in meinen Glauben einfließen.

Bei meiner zweiten Tochter habe ich mich daher intensiver mit dem christlichen Glauben beschäftigt und lange überlegt, ob und wie ich sie taufen lassen sollte. Schließlich stehe ich vielen veralteten Werten der katholischen Kirche kritisch gegenüber. Ich fragte mich, ob es der richtige Weg sei, der Kirche deshalb den Rücken zu kehren? Oder wir sie vielmehr mit modernen Ideen und Werten bereichern sollten.

Warum ich mich für die Taufe entschieden habe

Ich selbst bin katholisch getauft, obwohl das in Hessen, wo ich geboren und aufgewachsen bin, eher selten ist. Als Kind habe ich an einigen kirchlichen Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten teilgenommen, doch die Kirche war für mich nie ein Zufluchtsort. Es war vielmehr der Glaube an Gott, der mir Kraft und Halt gab.

Mein Freund ist vom muslimischen Glauben geprägt. Als wir uns kennenlernten, hielt er den Ramadan ein und ging freitags in die Moschee beten. Mittlerweile bezeichnet er sich als Atheist, was mir die Freiheit gab, allein zu entscheiden, ob und welcher Konfession unsere Töchter getauft werden sollten.

Ein kleines Wunder: Warum ich meine erste Tochter am Geburtsort taufen ließ

Bei meiner ersten Tochter fiel die Entscheidung leicht. Ihre Geburt war für mich ein kleines Wunder, da ich trotz PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom) und Hashimoto, einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, mit Ende 30 auf natürlichem Weg schneller als erwartet schwanger wurde.

Direkt über unserem Zimmer in der alten Frauenklinik in der Münchner Innenstadt lag eine kleine, klinikinterne Kapelle. Mein Freund und ich entdeckten sie bei einem Spaziergang über das Klinikgelände am Tag der Geburt unserer Tochter und zündeten gleich eine Kerze für sie an. In diesem Moment kam mir die Idee, sie genau dort auch taufen zu lassen.

Eine besondere Taufzeremonie in der Geburtsklinik

Über die Klinik erhielt ich den Kontakt zur zuständigen Pfarrei, und die Taufe wurde ganz nach unseren Wünschen gestaltet. Wir schmückten die kleine Kapelle mit rosa Blumen und Luftballons, die wir später im Klinikpark mit guten Wünschen in den Himmel steigen ließen. Die Organistin spielte ausgewählte Tauflieder, und die Paten trugen moderne Geschichten und Gedichte vor, die ich ausgesucht hatte.

Eine moderne Taufe mit persönlicher Note

Da zeitgleich der Anstich auf der Wiesn war, bat ich die Gäste, im Dirndl zu erscheinen – und war überrascht: Selbst meine Verwandten aus Hessen kamen in bayerischer Tracht! Unsere sechs Monate alte Tochter trug statt eines klassischen Taufkleids ein weißes Dirndl mit rosa Blüten.

Die Vorbereitung war allerdings sehr anstrengend, da ich als stillende Mama fast alles allein organisieren musste. Noch kurz vor der Taufe modellierte ich einen Fondant-Engel für meine selbstgebackene Tauftorte. Die Cupcakes konnte ich erst am Tag selbst fertigstellen – mit meinem schreienden Täufling in der Trage.

Tauftorte mit Fondant-Engel
privat

Nach dem Kaffeetisch, für den ich eigens einen Saal angemietet hatte, gingen wir noch zum Griechen essen. Es war ein rundum gelungener Tag mit einer sehr persönlichen und modernen Taufzeremonie. Rückblickend jedoch blieb mir kaum Zeit, die Feier wirklich zu genießen, da die gesamte Organisation auf meinen Schultern lastete. Beim zweiten Kind wollte ich es daher bewusst entspannter angehen.

Unsere Taufe an Weihnachten

Schon lange spielte ich mit dem Gedanken, eines meiner Kinder an Weihnachten im Kreis der Kirchengemeinde taufen zu lassen. Die große, verschnörkelte Kirche in unserer Nachbarschaft schien dafür ideal, und die Pfarrei stimmte zu. Eine Taufe während des Weihnachtsgottesdienstes versprach eine besondere Atmosphäre und Abwechslung für die Gemeinde.

Wann ist der beste Zeitpunkt für die Taufe?

Unsere erste Tochter ließen wir im Alter von sechs Monaten taufen. Bei unserer zweiten Tochter warteten wir letztlich bis sie eineinhalb Jahre alt war und schon laufen konnte.

Ursprünglich wollte ich ihre Taufe schon zu ihrem ersten Weihnachtsfest feiern, doch die Zeit zur Planung war zu knapp. Im Nachhinein ein Glück, denn unsere ältere Tochter erkrankte über die Feiertage schwer an einer Grippe und hätte nicht teilnehmen können. Zudem blieb mir ein Jahr Zeit, mich ausführlich mit den Werten der katholischen Kirche auseinanderzusetzen.

Unsere Taufe ohne Gäste und Taufpaten

Diesmal verzichtete ich bewusst auf Taufpaten. Unsere bisherigen Paten hatten ihr Amt zwar mit besten Absichten angenommen, waren jedoch nicht katholisch – einer von ihnen war sogar aus der Kirche ausgetreten – und der Kontakt blieb wegen der Entfernung (beide wohnen in Hessen) nur oberflächlich.

Auch auf weitere Gäste verzichtete ich, da viele am zweiten Weihnachtsfeiertag ohnehin mit ihren Familien feierten. So ersparte ich mir zudem den organisatorischen Aufwand einer großen Feier.

Taubenballon schwebt im Kirchenschiff.
privat

Alinas Taufe in der weihnachtlich geschmückten Kirche war eine besinnliche Zeremonie. Der Chor sang Mögen Engel dich begleiten, und die persönlichen Fürbitten sprachen mein Freund und ich. Begleitet wurden wir nur von meiner Mutter, ihrem Lebensgefährten und einer Fotografin.

Zwischen Tradition und eigener Überzeugung

Rückblickend bin ich froh, beide Taufen so individuell gestaltet zu haben – einmal im Kreis von Familie und Freunden, einmal als besinnliche Weihnachtszeremonie. Beide waren auf ihre Weise besonders und stimmig für den jeweiligen Moment.

Trotz meiner kritischen Haltung gegenüber einigen Aspekten der Kirche habe ich mich letztlich für die Taufe entschieden, weil ich meinen Kindern den Glauben als Teil ihrer Wurzeln mitgeben möchte – was sie später daraus machen, bleibt ganz ihnen überlassen.

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