Kinderwunsch kennt kein Alter. Ich wollte schon immer Mama werden, am liebsten von drei oder vier Kindern, und das schon, als ich selbst noch ein Kind war. Auch Adoptivkinder konnte ich mir vorstellen. Ein festes Alter dafür hatte ich nie im Kopf, nur die biologische Uhr vor Augen. Am Ende dauerte es, bis ich mir meinen Kinderwunsch erfüllen konnte – auf natürlichem Weg, aber es war trotzdem ein steiniger.
Spätes Mutterglück mit 40plus
Mit fast 40 bin ich zum ersten Mal Mama geworden. Beim zweiten Kind war ich fast 45 Jahre alt. Würde ich noch einmal so lange warten? Ein klares Nein! Ich finde es toll, mit über 40 noch ein Baby bekommen zu haben, und ich bereue nichts. Aber ich würde nicht noch einmal so lange warten.
Zwar habe ich die Zeit ohne Kinder auch genossen – bin viel gereist, habe viel erlebt, war oft auf Partys unterwegs und habe, vor allem in meinen 20ern, auch viel Alkohol konsumiert. Da war der Kinderwunsch jedoch noch in weiter Ferne.
Als ich Mama geworden bin, haben sich meine Prioritäten und meine Einstellung zum Leben geändert. Es ist, als ob mir vorher immer etwas gefehlt hätte. Mit Kindern fühle ich mich erfüllter und angekommen im Leben.
Gesundheitliche Hürden auf dem Weg zum Mamawerden
Ich war etwa 27 Jahre alt, als sich meine Gesundheit plötzlich verschlechterte. Ohne ersichtlichen Grund nahm ich zu, meine Periode wurde unregelmäßig, meine Konzentration ließ nach und mir ging schnell die Puste aus.
Meine damalige Gynäkologin nahm die diffusen Symptome ernst und diagnostizierte bald darauf PCOS mit Verdacht auf Hashimoto und Insulinresistenz. Der Endokrinologe bestätigte den Befund.
Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung, die zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse führt. Das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) hingegen beeinträchtigt den Hormonhaushalt und stört den Menstruationszyklus. Kurz gesagt, eine ungünstige Ausgangslage für meinen Kinderwunsch.
Seit der Diagnose befasste ich mich dringlicher mit der Frage, wann der richtige Zeitpunkt für Nachwuchs sein könnte. Doch mein Studienabschluss stand noch bevor, ich hatte keine feste Beziehung, und überhaupt: Welcher Studierende entscheidet sich heutzutage schon vor seinem 30. Lebensjahr dazu Kinder zu bekommen?
Die biologische Uhr tickt lauter
Ich war gerade am Ende meines Studiums, als ich meinen jetzigen Freund, den Vater meiner Kinder, kennenlernte. Da er sieben Jahre jünger ist als ich, stand der Kinderwunsch damals, zumindest für ihn, noch nicht zur Debatte.
Eine gute Freundin wurde inzwischwischen ungeplant schwanger. Ich erinnere mich noch an eine gemeinsame Ladies Night mit ihr in einer mexikanischen Bar. Es floss viel Alkohl an diesem Abend: gratis Prosecco, dazu tranken wir Cocktails. Nur wenige Tage später erfuhr sie, dass sie schwanger war. Auch dann genehmigte sie sich mal einen Radler. Mittlerweile hat sie drei Kinder und Alkohol war während der folgenden Schwangerschaften außer Frage. Mit zunehmenden Alter war sie nunmal erfahrener und handelte vernünftiger.
Als ich 35 Jahre alt wurde, wies mich eine Frauenärztin forsch darauf hin, meinen Kinderwunsch endlich in Angriff zu nehmen – ungeachtet meiner damaligen Lebenssituation. Mein Freund stand noch am Beginn seiner Karriere und ich zwischen zwei Jobs. Wir wohnten nicht einmal zusammen. Doch ihre Warnung bereitete mir schlaflose Nächte, in denen ich mir immer wieder die eine Frage stellte: Werde ich mir meinen Kinderwunsch trotz all der Vorerkrankungen und meines Alters noch erfüllen können?
Vieles sprach jedoch weiterhin dagegen. Mein Freund fühlte sich noch nicht bereit, und ich hatte mittlerweile eine neue Arbeitsstelle angetreten. Da stellte meine Gynäkologin eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) fest, die als Hauptverursacher von Gebärmutterhalskrebs gelten.
Nach der sogenannten Konisation, einer OP, bei der die verdächtige Zellveränderung entfernt wurde, sollte ich ein halbes Jahr warten, bis ich schwanger werden durfte. Da war ich schon Ende 30.
Mein Freund und ich planten eine Fernreise nach Südamerika. Die Ablenkung tat gut. Kurz darauf wurde ich sehr schnell schwanger – trotz all meiner Vorerkrankungen und meines Alters.
Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht
Als ich mit unserer ersten Tochter schwanger wurde, hatte ich mich gerade erst selbstständig gemacht. Das zweite Baby kam am Ende der Corona-Krise. Mir waren zwei Auftraggeber weggefallen, und mein Freund wurde coronabedingt arbeitslos. Unvorhersehbare Umstände, die einem in jedem Alter passieren können.
Was ist das richtige Alter, um Kinder zu bekommen? Aus biologischer Sicht liegt es zwischen 20 und 30 Jahren, aus finanzieller Sicht eher darüber. Doch letztlich finde ich, dass das beste Alter, Kinder zu bekommen, dann ist, wenn man sich dazu bereit fühlt. Jeder muss seinen eigenen Weg finden und den für sich richtigen Zeitpunkt erkennen. Und das Wichtigste, das ich in dieser langen Kinderwunschzeit gelernt hatte: nicht auf die perfekten Umstände zu warten.
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