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Ein letztes Reiseabenteuer vor der Geburt: Unterwegs!

Ein letztes Reiseabenteuer vor der Geburt: Unterwegs!

3:09 Uhr. Bis der Wecker klingelt, dauert es noch 36 Minuten. Und trotzdem bin ich wach. Mit Einschlafen wir nichts mehr, nur ein wenig kuscheln und dämmern kann ich noch. Um 3:40 Uhr steh ich einfach auf. Ein paar letzte Vorbereitungen, Anziehen, Zähne putzen. Dann schnapp ich mir Rucksack, Proviantbeutel und Kleidersack und schwing mich auf mein Rad. Den Öffentlichen wollte ich um diese Uhrzeit nicht trauen. Bleibt nur zu hoffen, dass mein Rad am Sonntag Nacht auf noch heil an der gleichen Stelle am Hauptbahnhof steht…


Ich war tatsächlich, selbst um diese unschöne Uhrzeit, schon 30 Minuten vor Abfahrt am Zug. Allein für das Umrunden der Gleise von wo mein Rad steht zum Abfahrtsgleis, brauchte ich allerdings fast 10 Minuten. Normalerweise gehe ich gerne zügig und bin schnell genervt, wenn jemand vor mir trödelt und ich nicht drum rum komme. Dieses mal konnte ich selbst keinen Schiritt zulegen – sofort meldeten sich die Mutterbänder oder die Blase oder was da im Bauch zur Zeit sonst noch so den Ton angibt.

Mein Abteil war fast leer und so konnte ich mich über 2 Sitze ausstrecken und noch ein wenig weiter dämmern. Aus meinem Halbschlaf riss mich erst die Durchsage: “Wir verlassen Aschaffenburg mit einer Verspätung von 11 Minuten.” Ohoh: Planmäßige Umsteigezeit in Frankfurt: 9 Minuten. Erst als wir am Umsteigebahnhof einfuhren kam die Nachricht: “Der Zug nach Brüssel wartet noch am Bahnsteig gegenüber.” Zu dem Zeitpunkt war ich aber schon wieder ein nervliches Wrack, meine Hände zitterten, der Puls irgendwo zwischen viel zu niedrig und viel zu hoch. Und mein Mann hatte vor am Tag davor noch aufmunternd gemeint, dass er Zugfahren wenigstens viel entspannter finde als Fliegen. Aber hätte ich den Anschluss verpasst, wäre vermutlich auch der Eurostar in Brüssel und damit ein guter Batzen Ticketgebühren weg gewesen. Und ich immer noch nicht in London. Von entspannend kann da beim besten Willen keine Rede sein.

Der Rest der Reise verlief dann ohne weitere Aufregung. Weil im Eurostar die 2. Klasse bereits ausgebucht gewesen war, hatte ich mir ein 1. Klasse-Ticket gönnen müssen – so wie der Rest meines 4er-Tisches auch. Über Lachs an Linsen zum Mittagessen erblühte hier ein lebhaftes Gespräch über den Sinn des Brexits, über irische Hochzeiten und die Reformation.
Mein Mann empfing mich in London am Bahnhof und gemeinsam ging es in die Vororte hinaus. Dort erwartete uns wiederum der Bräutigam – ein wenig abgehetzt unterwegs von einem last minute errand zum nächsten – und chauffierte mich durch leuchtende Herbstlandschaften nach Cliveden House, wo Braut und Mädels sich bereits zum very british Tee in mehr als stimmungsvollen Ambiente eingefunden hatten. Endlich war ich da.

 

Quelle: Bild (c) Privat

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