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Freundschaften als Mama

Zwei Mädchen laufen Arm in Arm an einer Hauswand vorbei

Freundschaften als Mama

Seitdem ich Mama bin, sind Freundschaften und auch Treffen mit Freunden rar geworden. Das merkte ich besonders, als ich an einem Samstag wieder einmal einen Mädelsabend mit einer guten Freundin absagen musste, weil ich krank im Bett lag.

Erst konnte ich wegen meines High-Need-Babys kaum noch Treffen mit Freunden wahrnehmen. Dann gesellten sich die leidigen Kita-Krankheiten dazu. Jetzt ist es die Kombination aus einer Vollzeit-Weiterbildung, meiner Selbstständigkeit und zwei Kindern mit unterschiedlichen Bedürfnissen.

Einsamkeit als Mama

Mit der Geburt meines ersten Babys änderten sich meine Lebensumstände, drastisch und damit gab es auch immer weniger Anknüpfungspunkte mit meinen alten Freunden. Viele haben keine Kinder oder ihre Kinder sind mittlerweile im Teenager-Alter. Manche wie ein ehemals guter Kumpel mögen auch einfach keine Kinder und leben lieber weiter in ihrem „adults only“-Kosmos.

In beiden Elternzeiten habe ich mich oft einsam gefühlt, obwohl es in der Babyzeit meiner ersten Tochter rückblickend wirklich keinen Grund dafür gab.

Vielleicht lag es auch an der Umstellung von keinem auf ein Kind. Während meiner ersten Schwangerschaft war ich noch viel unterwegs, auch auf Partys. Ohne Alkohol versteht sich. Es war eine schöne Zeit, die ich in vollen Zügen genoss.

Das änderte sich abrupt mit der Geburt. Plötzlich wurde ich nicht mehr auf jede Party eingeladen. Besucher und Telefonate blieben weitgehend aus (sicher wollten manche auch nicht stören). Und ein Treffen im Café wurde zu einer Herausforderung – zumindest mit Leuten, die selbst kein Kind haben.

Dafür gab es nette Mamas, die ich in verschiedenen Babykursen kennenlernte.

Wie ich als Mama neue Freunde fand

In meiner ersten Schwangerschaft hatte ich großes Glück. Obwohl ich beruflich bis zum Schluss sehr eingespannt und überhaupt nicht gesellig war, hatte ich bereits im Geburtsvorbereitungskurs (unverhofft) viele liebe Mamas kennengelernt. Wir trafen uns regelmäßig, tauschten uns aus und halfen einander. Doch dann kam Corona und unsere Treffen wurde im ersten Lockdown jäh erstickt. Es bedeutete zugleich auch das Aus für die meisten dieser Mama-Freundschaften.

Zwei Frauen laufen gemeinsam über einen Steg im See.
Yanapi Senaud auf unsplash

Zu zwei Mamas, die auch über 40 sind und ebenfalls das zweite Kind bekommen haben, konnte ich aber den Kontakt in meiner zweiten Elternzeit wiederaufleben lassen. Eine von ihnen traf ich sogar auf der Wochenbettstation wieder. Im gleichen Krankenhaus, zur gleichen Zeit. Ihre Tochter ist nur zwei Tage älter als meine Jüngste.

Eine andere Freundin aus meinem ersten Geburtsvorbereitungskurs wurde unabsichtlich sogar die Erste, die von der Schwangerschaft erfuhr. Wir gingen alle paar Monate mal zusammen Essen. Da wir uns in der Zeit ohne Kinder auch gern mal etwas Alkoholisches gönnten, fiel sofort auf, als ich beim Italiener plötzlich keinen Rotwein bestellte. „Ich darf keinen Alkohol trinken. Ich bin wieder schwanger“, sagte ich mit einem Kribbeln im Bauch. Es war noch recht früh in der Schwangerschaft und ich hatte nach zwei Fehlgeburten Angst, dass eine weitere folgen könnte. Doch da wir keinen gemeinsamen Freundeskreis haben, bestand nicht die Gefahr, dass sie mein süßes Geheimnis ausplaudern würde. Am Ende war sie mir eine große Hilfe, da ihre Schwester, so wie ich, nach der Geburt unter einem Liquorleck gelitten hatte und wir uns darüber austauschen konnten.

Für diese Mama-Freundschaften auf Zeit bin ich sehr dankbar. Gute, langjährige Freundschaften ersetzen sie trotzdem nicht.

Mama-Freundschaften beim zweiten Kind

Beim zweiten Baby war ich aufgrund meiner positiven Erfahrungen zuversichtlich. Tatsächlich wurde es aber viel schwieriger. Vielleicht war ich von meiner ersten Schwangerschaft verwöhnt und naiv genug zu glauben, dass ich dieses Mal auch wieder so einfach nette Mamas auf meiner Wellenlänge kennenlernen würde. Der Geburtsvorbereitungskurs am Wochenende wirkte vielversprechend. Die Mamas, die ebenfalls ihr zweites Kind erwarteten, waren nicht nur in einer ähnlichen Situation, sie wohnten zum Teil auch in meiner Nähe und freuten sich offensichtlich, als ich anbot, eine WhatsApp-Gruppe zu erstellen. Gesagt, getan.

Nach und nach postete jede Mama stolz Fotos von ihrem Neugeborenen und berichtete von der Geburt. Und das wars! Niemand zeigte mehr Interesse an einem Treffen mit Baby. Nur eine Mama, die in der Nachbarschaft wohnt, meldete sich bei mir und schlug vor, gemeinsam spazieren zu gehen. Ich freute mich, da ich offen gegenüber neuen Bekanntschaften bin. Doch ein Treffen kam nie zustande.

Mama-Freundschaft als Verkaufsmasche?

Skurril war ein Spaziergang mit einer Dreifach-Mama aus meinem Baby-Massagekurs. Von diesem Kurs hatte ich mir noch mehr versprochen, weil die Mamas dort alle offen und sympathisch wirkten. Sie waren ein bisschen mehr auf meiner Wellenlänge als in den anderen Kursen.

Eines Tages schrieb mir eine der Mamas spontan eine Nachricht und fragte, ob ich Lust, spazieren zu gehen. Das habe sie bereits mit einer anderen Mama aus unserem Kurs gemacht. Ich wunderte mich zwar, warum sie uns einzeln sehen wollte, freute mich aber dennoch über die Abwechslung.

Im Verlauf des Spaziergangs erzählte sie immer wieder von der Firma, für die sie kürzlich angefangen hatte, Bio-Kosmetik zu vertreiben. Sie schwärmte davon, wie leicht es sei sich so ganz nebenbei ein zweites Standbein aufzubauen. Es wäre ein einfacher Weg Geld zu verdienen. Immer wieder lenkte sie das Gespräch auf ihre Arbeit.

Tatsächlich spiele ich schon lange mit dem Gedanken, mir ein zweites Standbein aufzubauen, allerdings habe ich da so meine Pläne dafür. Und der Verkauf von Kosmetik gehört definitiv nicht dazu.

Vielleicht war es auch nur eine nette Geste, wahrscheinlich aber eher der Versuch, Mitarbeiter zu werben und die Provision für Neueinsteiger einzukassieren. Der Werber bekommt dann nämlich wohl auch etwas vom Kuchen ab. In jedem Fall war es meine wohl merkwürdigste Mama-Begegnung.

Getroffen habe ich sie danach nicht mehr. Nachdem sie gemerkt hatte, dass ich kein Interesse an dem Verkauf von Naturkosmetik hatte, schwand auch ihr Interesse an mir und Alina.

Gesellig und trotzdem allein

Obwohl meine Jüngste ein sehr offenes und geselliges Mädchen ist, dass mittlerweile jeden mit einem freundlichen (und lautem) „Hallo“ grüßt, haben wir bisher auch keine weiteren Mama- oder Papa-Freunde mehr gefunden. Selbst die Eltern in ihrer Kita wirken kühl und distanziert.

Zwei Mädchen laufen Arm in Arm an einer Häuserschlucht entlang.
Andrea Tummons auf Unsplash

Bei meiner älteren Tochter, die eher schüchtern im Umgang mit anderen wirkt, war das ganz anders. Sie hatte viele Freunde und wir einen guten Draht zu deren Eltern. Manche treffen wir noch heute, obwohl sie schon ein Schulkind ist.

Es ist diese Oberflächlichkeit, die mich hier in München schon immer störte. Unterwegs mit dem Kinderwagen traf ich eine Mama aus dem Massage-Kurs, die mich freundlich grüßte und fragte, ob ich später im Café auch dabei sei? Ich war überrascht. Gab es etwa doch noch ein Treffen? Da fiel ihr ein, dass die Mamas wohl aus einem anderen Kurs waren.

Wieder nichts. Irgendwann hatte ich es aufgegeben mich weiter, um neue Bekanntschaften zu bemühen. Aktuell bin ich privat und beruflich auch wieder so eingespannt, dass mir schlichtweg die Zeit dazu fehlt.

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