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Kinderkrippe – ja oder nein?

Kinderkrippe – ja oder nein?

Es ist Mitte Februar. Münchner Eltern kleiner Kinder sind in heller Aufruhr. Rennen wie von der Tarantel gestochen von Kita A zu Kita B. Im März ist Deadline für die Anmeldung zum Start im September. In all den Recherchen, Gesprächen und langen Warteschlangen halte ich immer wieder inne und frage mich: Kinderkrippe – ja oder nein? Mein Kleiner ist 8 Monate alt. Im September ist in der Regel der Start der Eingewöhnung. Dann ist er 1 Jahr und 3 Monate. Studien sagen, es sei entwicklungspsychologisch völlig okay, eine Fremdbetreuung nach dem ersten Lebensjahr zu nutzen. In mir schreit aktuell allerdings alles „Nein, ich mag das nicht“. Er ist noch so klein. Hat er was davon, mit 20-50 anderen Kindern den Tag zu verbringen?

Fremdbetreuung ab einem Jahr

Für mich fühlt es sich völlig komisch an, ein Kind zu bekommen, um dann nach einem Jahr mehr als die Hälfte des Tages getrennt zu verbringen.

Es ist noch ein halbes Jahr Zeit bis zum potenziellen Start. Vielleicht ändert sich in meinem Inneren bis dahin etwas. Ich bin gespannt. Gut finde ich, dass es so viele unterschiedliche Konzepte zur Betreuung und Förderung gibt.

Könnte ich trotz Betreuung weiter stillen?

Die Frage beantworten die Kitas nicht einheitlich. Manche wünschen sich, dass vorher abgestillt wird. Andere akzeptieren abgepumpte Milch in Fläschchen und wiederum andere rufen kurz die Mama an und sie kommt zum Stillen vorbei. Ich kann für mich sagen, dass es sich für mich nicht stimmig anfühlt, abzustillen auf Kosten des Kleinen. Er soll so lange an der Brust bleiben dürfen, wie er will und wann er will.

Ich selbst war früher bei einer Tagesmutter

Der Gedanke fühlt sich für mich viel stimmiger an. Daheim in einer kleinen Wohnung in entspannter Atmosphäre den Tag zu verbringen. Ich selbst habe aus meiner Kindheit schöne Erinnerungen an meine Tageseltern. Dort habe ich mich wohler gefühlt als daheim. In München gibt es aktuell 300 Tageseltern mit 1200 Plätzen. Faktisch viel zu wenig. Informationen über freie Plätze liegen frühestens April/Mai vor. Das ist viel später als ggf. Kitazusagen beantwortet werden müssten. Wie das in der Praxis vereinbar ist – keine Ahnung.

Den Krippenplatz erstmal bekommen

In jeder Kita fanden wir ein ähnliches Bild vor. Es gibt meist eine 1-stellige Zahl an freien Plätzen und 2-3-Stellige Bewerbungen auf diese Plätze. Entschieden wird offiziell auf Basis des Kita Finder+ nach Kriterien wie Arbeitsstunden der Eltern, Geschwisterkindern, alleinerziehend oder nicht usw. Inoffiziell scheint es auch den Weg des „Augenzwinkerns“ zu geben. So werden wohl ganze Bewerbungsmappen angefertigt, um in der Gunst zu steigen. Es widerstrebt mir sehr, da mitzumachen.

Der Kita Finder+ der Stadt München

Man sollte meinen, im Jahr 2023 sollte ein Online Tool einfach & schnell bedienbar sein. So ein unpraktisches System ist mir selten begegnet. Wünschenswert wäre z.B., wenn ein Filter auf „Tag der offenen Tür“ der Einrichtungen liegen würde. Da es das nicht tut, dürfen wir jede Einrichtung einzeln anklicken, Texte lesen, zusätzlich die Homepages öffnen und wenn wir Glück haben, ist irgendwo ein Datum ausgeschrieben. Dies tragen wir dann manuell in unsere Kalender und zusätzlich führen wir eine Excel Liste zur Übersicht. Dort vermerken wir zudem Prioritäten, Notizen, Stand der Dinge, usw. Besonders für mich als Alleinerziehende ist es ein wahnsinniger Kraftakt.

Erziehermangel olé

Mir ist es sehr wichtig, dass mein Kleiner täglich an die frische Luft kommt, sofern er gesund ist und Lust hat. So stelle ich die Frage nach Zeit im Garten in jeder Kita. Am allerliebsten wäre mir ein Konzept im Wald. Die Natur als Spielplatz und Lieferant für Spielzeug. Entsprechende Konzepte gibt es frühestens für 2-Jährige.

Die Antwort ist meist die gleiche. Aufgrund von Personalmangel kann im Herbst/Winter mit den Kleinsten nicht oder nur sehr wenig hinausgegangen werden. Viele Kitas sind aktuell aufgrund von Erziehermangel nicht an ihrer Kapazitätsgrenze. Es gäbe theoretisch mehr Plätze, wenn es mehr Personal gäbe. Sehr erschütternd. Und ich frage mich, wo das noch hinführen wird. Da darf dringend ein Umdenken stattfinden und mehr Wertschätzung dieser Branche entgegengebracht werden.

Klar wünsche ich mir wieder Freiraum

Einfach mal die Verantwortung abgeben und wieder nur mit mir sein. Allein U-Bahn fahren. Allein über die Straße gehen. Keinen Wickelrucksack herumschleppen. In Ruhe telefonieren. Nur mit mir spazieren gehen. Allein Kaffee schlürfen. All das sind so verlockende Bilder. Früher selbstverständlich, seitdem ich Mama bin, in weite Ferne gerückt. Aber kann ich es genießen, wenn ich mein Kind abgebe?

Wie Geld verdienen ohne Betreuung

In einer Stadt wie München brauche ich mindestens € 3.000, – mtl. Das Einkommen in der Elternzeit liegt deutlich darunter. Mehr als 1 Jahr daheim bleiben – wie ist das realisierbar? Ohne Mann, der hier finanziell puffern kann.

Ich hatte es mir viel leichter vorgestellt, wenige Monate nach der Geburt zumindest einige Stunden die Woche am PC zu arbeiten. Aktuelle schaffe ich es nicht.

Meine Vision

In meiner Wunschvorstellung ist Leben, Arbeiten und Kinderbetreuung nicht voneinander getrennt, sondern fließend. Ich sehe ein Wohnprojekt in Gemeinschaft im Dorfcharakter vor mir. Leben mit der Natur. Auf Bäume klettern. Alle sind viel draußen und alle sind entspannt. Frei nach dem Motto „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“.

Fazit: Nur noch „Hell Yes“ Entscheidungen

Ich vertraue darauf, dass sich alles fügen wird. Ob es eine Betreuung ist, ein Wohnprojekt, Leihoma, Au-pair oder doch noch länger keine fixe Betreuung in Anspruch nehmen. Am Ende hat mir das Leben immer passende Lösungen zu gegebener Zeit gezeigt und ich darf dann entscheiden. Ich werde definitiv nur mit „Hell Yes“ Entscheidungen weiter gehen. Ich werde berichten.

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