Introduction

Unser Wochenende zu zweit

Unser Wochenende zu zweit

Zwischen Wutausbruch und wunderbarem Spazieren war die ganze Bandbreite der Gefühle vorhanden. In meinem Alleinerziehenden Dasein komme ich regelmäßig an meine Grenzen. Unser Wochenende zu zweit war emotional aufwühlend und schön zugleich.

Wochenende als Alleinerziehende: Zwischen Qualitätszeit und Alltagsorganisation

Das Wochenende ist für viele der Moment der Woche, auf den man sich am meisten freut – endlich Zeit für Familie, Entspannung und ein wenig Abstand vom Alltag. Doch für Alleinerziehende wie mich kann das Wochenende eine besondere Herausforderung sein. Der Alltag mit Kleinkind ohne weitere Bezugspersonen, ist oft ein Drahtseilakt zwischen Zeit für mich selbst, für meinen Sohn und das Gefühl, allem gerecht werden zu müssen.

Was für viele Familien eine Ausnahmesituation darstellt, ist für mich immer so. Ich höre immer wieder von befreundeten Familien, wie sehr sie mich bewundern für meine Kraft. Sie selbst seien an ihrer absoluten Grenze, wenn sie sich mehre Tage allein um das Kleinkind kümmerten. Ich möchte aber gar nicht so viel Kraft aufbringen wollen. Ich möchte abgeben. Aber an wen?

Ich komme auch oft an meine Grenzen und habe oft ein angespanntes Nervensystem. Immer häufiger kann ich aber auch gelassen bleiben und so bindungsorientiert reagieren, wie ich es mir wünsche. Theorie und Praxis sind einfach manchmal nicht vereinbar unter andauernder Belastung. Dieses Wochenende habe ich wieder gemerkt, wie sehr der Samstag und der Sonntag sich unterschieden haben. Ich möchte hier meine Erfahrung teilen.

Der Samstag in der Stadt

Das Wetter am Samstag war grau und ich hatte keinen Tatendrang. Nach dem Aufwachen und dem morgendlichen Stillen nahm ich direkt das Handy zur Hand. Noch im Bett scrollte ich wahllos durch verschieden Apps. Mein Sohn brachte derweil Essen aus der Küche ins Bett. Snacks begleiteten uns durch den Morgen und er beschäftigte sich weitgehend selbst. Wirklich erledigen tat ich aber nichts am Handy. Somit war das keine produktive, sondern eine berieselnde Zeit.

Dieser Modus zog sich durch den ganzen Vormittag. Ich spielte schon auch mit ihm und seiner Eisenbahn, aber immer möglichst kurz und nicht intensiv. Eigentlich wollte ich nicht mit ihm in Kontakt gehen, sondern auf dem Sofa liegen und mich berieseln lassen.

Nach so langer Bildschirmzeit kann ich mittlerweile spüren, wie sehr ich von mir und meinem Sohn entfernt bin. Mein Kopf schwirrt dann und die kleinste zusätzliche Konfliktsituation bringe mich zum lauter werden. Das Positive ist, dass ich es merke und es weiß, wie ich es vermeiden könnte. Dennoch sind diese Vermeidungs-Muster des Fühlens und der intensiven Begegnung so tief verankert, dass es Zeit braucht.

Auch vor meiner Mutterschaft war ich viel am Laptop & Handy. Das hat nicht unbedingt was mit dem Alleinerziehenden Dasein zu tun. Es verstärkt dieses Verlangen allerdings. Ich interpretiere es mehr als ein Zeichen meiner Überlastung auf verschiedenen Ebenen gepaart mit der Trauma-Regulierung aufgrund meiner Kindheit/Jugend.

Wir legten uns dann gemeinsam zum Mittagsschlaf hin und ich fand keine Ruhe. Wie auch nach der ganzen Bildschirmzeit. Mein Sohn war auch nach 30 Minuten wieder war. Er spürte wohl meine Unruhe. Wir zogen uns also an und machten uns auf den Weg zu Auer Dult.

Ich wollte dort Wollsocken und Handschuhe für meinen Sohn kaufen. Er wollte den kompletten Weg nicht im Kinderwagen bleiben und auch dort nicht. Das war sehr anstrengend für mich, denn wir wohnen mitten in der Stadt. Gehwege teilen wir uns mit Radfahrern und ich habe meine Augen überall, damit wir sicher ankommen. Ständig sagte ich Worte wie „stopp, langsamer, vorsichtig, bitte warte“. Auf der Dult hat er dann noch mehrere Wutanfälle gehabt und ich war mit meiner Geduld am Ende. Dieser Tag war nur unentspannt und wenig in Verbindung.

Der Sonntag in der Natur

Das Wetter am Sonntag war sonnig. Da sind gleich meine Lebensgeister mehr wach gekitzelt am Morgen.

Ich nahm nicht direkt das Handy zur Hand, sondern wir gingen in die Küche, um dort am Tisch gemeinsam zu frühstücken. Ich war ganz da und nicht halb abwesend mit meinen Gedanken oder versunken im Handy.

Meinen Kaffee nahm ich dann mit ins Wohnzimmer. Mein Sohn baute seine Eisenbahn auf und ich setzte mich ins Fenster für eine Mini-Auszeit. Auch wenn es nur ein paar wenige Minuten waren merkte ich, wie sehr mir das gut tat. Bewusst denn Kaffee trinken und ein paar bewusste Atemzüge zu nehmen. Besonders mit der Erinnerung an diese intensive Erfahrung des Vortages spürte ich den Unterschied. Dieser unterschiedliche Start in den Tag machte so viel aus.

Ich ging duschen, mein Sohn schaute zu und wollte anschließend Baden. In der Zeit zog ich mich entspannt an. Mein Nervensystem war reguliert und in mir herrschte Ruhe. Ich beschloss, dass wir aufs Land fahren an die Osterseen, denn dort waren Ende Oktober 19 Grad gemeldet. Auf dem Weg hat mein Kleiner den Mittagsschlaf im Auto gehabt und die Fahrt war entspannt.

Dort angekommen, genossen wir die Sonne und den Blick auf See & Berge im Hintergrund. Wir spazierten umher und als wir unten am See ankamen, wollte mein Sohn direkt ins Wasser gehen. Ich zog ihn also aus und er forderte auch mich auf, die Schuhe auszuziehen.

Wir waren die einzigen, die dort rumplatschten. Am Ende war er nackt und die vorbei gehenden Menschen schwankten zwischen Belustigung und Entsetzen. Ich liebe uns dafür, unkonventionelle Wege zu gehen. Wenn er baden möchte Ende Oktober, dann darf er das entscheiden und ich trage das mit.

Als er fertig war, zog ich ihn wieder warm an und wir sind weiter in den Wald spaziert. Wir haben fangen gespielt, indem wir um die Bäume gerannt sind. Das war herrlich ausgelassen und so schön inmitten der Natur. Am Abend gab es noch einen wunderschönen Sonnenuntergang und wir sind glücklich & zufrieden wieder nach Hause gefahren.

Unser Wochenende zu zweit

Generell merke ich, dass es uns beiden wesentlich besser geht, wenn wir unser Wochenende zu zweit außerhalb der Stadt verbringen. Zum einen ist die Natur sehr erdend für uns beide und zum anderen, können wir freier Wandern und Entdecken. Ich limitiere meinen Sohn nicht ständig aus Sicherheitsgründen und es ist weniger Stress für uns beide.

Ein wesentlicher Punkt ist, dass Zeit in der Natur gleichzeitig „Digital Detox“ bedeutet. Ich schaue nicht ständig in die sozialen Netzwerke, wie ich es daheim mache. Das dient der Regulation meines Nervensystems und ich kann auch ein wenig erholen. Ich bin gespannt, wie wir unsere Wochenenden zu zweit in der kommenden, dunkleren Jahreszeit bestmöglich gestalten können.

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