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Baby im Backpack oder wie reist man mit dem Nachwuchs?

Baby in Trage und Vater mit Rucksack

Baby im Backpack oder wie reist man mit dem Nachwuchs?

Erinnert sich noch irgendjemand an die Zeit, als man bei Corona nur an das mexikanische Bier dachte und Fernreisen in die entlegensten Winkel der Welt realistische Reiseziele waren?

Zweiteres ist nicht zuletzt aufgrund ersterem ja nicht mehr so leicht möglich. Nicht reinen Gewissens, nicht mit einem guten Gefühl und teilweise auch nicht aus logistischen Gründen.

Gäbe es weder das Virus, noch den Klimawandel, ich hätte dennoch ein logistisches Problem. Oder nennen wir es Herausforderung: Reisen mit Baby.
Wer vor dem Familienzuwachs gerne Backpacking durch Asien oder Roadtrips durch Mittelamerika gemacht hat, der muss sich jetzt umstellen. Oder?

Bedeutet ein Baby tatsächlich Verzicht auf Fernreisen und Abenteuer?

Zuallererst die gute Nachricht: nein, natürlich nicht. Nicht zwingend zumindest. Das ist – wie eigentlich immer beim Reisen – abhängig von den persönlichen Ansprüchen, Schmerzgrenzen und Idealvorstellungen eines solchen Urlaubs. Aber so viel ist klar: alle drei werden sich verändern.

Für uns war klar, dass wir uns an das Thema Reisen zu dritt erst mal werden rantasten müssen. Selbst ohne Corona wären wir nicht direkt in den nächsten Flieger nach Bali gesprungen. Überhaupt, Fliegen mit Baby? Geht das?
Welches Verkehrsmittel ist überhaupt am ehesten geeignet? Auto, Zug, Flugzeug – wie reist es sich am besten?

Mit Sicherheit wird diese Frage jeder für sich etwas anders beantworten. Ich kann hier also nur von unserer Erfahrung berichten. Und so viel sei gesagt: die präferierte Reiseart wird sich mit Älterwerden des Kindes wohl auch immer mal wieder ändern. Es bleibt also erst mal nur eine Momentaufnahme.

Reisen mit dem Auto

Größter Vorteil ist hier eindeutig die Flexibilität. Keine Bindung an Flugzeiten, ausgefallene Züge interessieren nicht und man kommt in die entlegensten Winkel ohne öffentliches Verkehrsnetz (im Umkreis einiger hundert Kilometer rund um den Startpunkt). Zudem sind gerade naheliegende Ziele mit einem Auto in den meisten Fällen schneller erreichbar, als mit anderen Verkehrsmitteln. Eignet sich also primär für innerdeutsche oder grenznahe Reisen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass man sich beim Packen nicht einschränken und Sachen durch die Gegend schleppen muss. Einfach alles rein ins Auto und los.

Einer der offensichtlichsten Nachteile ist dabei, dass Fernreisen undenkbar sind. Sizilien und die Bretagne hingegen zwar machbar, aber das ist halt wieder eine Frage der Schmerzgrenze. Hier kommt noch hinzu, dass man mit Kindern öfter Pausen machen muss. Gerade bei Babys sollte man spätestens alle zwei Stunden einen Stopp einlegen und sie aus der Babyschale rausnehmen, da zu langes Sitzen ungesund für die Wirbelsäule der ganz Kleinen ist. Die Grundbedürfnisse des Zwerges lassen sich im Auto leider auch nur bedingt befriedigen. Stillen geht natürlich nicht während der Fahrt, ebenso wenig Wickeln oder zur Beruhigung heraus- und auf den Arm nehmen. Das kann – wenn der nächste Parkplatz erst in 50km kommt oder man im stockenden Verkehr feststeckt – eine ziemliche Belastungsprobe für die Nerven werden.

Reisen mit dem Zug

Ab einer bestimmten Entfernung sind Zugreisen sicher schneller als mit dem Auto. Sicher ist hier relativ zu verstehen. Jeder, der schon häufiger Bahn gefahren ist, weiß, dass es in ganz, ganz seltenen Fällen, also wirklich extrem selten, vielleicht, eventuell, unter Umständen zu Verspätungen kommen kann. Also hab ich mir sagen lassen. Dafür ist Bahnfahren definitiv sicher. Unfälle gibts hier deutlich seltener als beispielsweise mit dem Auto.
Größter Vorteil ist aber meiner Meinung nach, dass man sich einfach jederzeit bewegen kann. Das heißt, man kann das Baby stillen, im Wickelraum Windeln wechseln, zur Beruhigung auf und ab laufen oder, wenn man rechtzeitig gebucht hat, im Kleinkindabteil auch mal etwas Geschrei aushalten, ohne zu befürchten, dass sich alle anderen Mitreisenden schlimm gestört fühlen. Das beruhigt auf jeden Fall die Nerven und entspannt.
Ein weiterer Vorteil des Kleinkindabteils: man kann auf dem Boden eine Krabbeldecke ausbreiten und etwas Spielzeit einbauen, ohne dass der Fahrkartenkontrolleur oder der Kaffeeverkäufer ständig über das Baby hinweg steigen müssen.

Nachteile gibt es natürlich auch. Reist man nicht in eine zumindest etwas größere Ortschaft, die über einen Bahnhof verfügt, braucht man für die letzten Meter doch wieder ein Auto.
Verspätungen können vorkommen. Anders als beim Stau auf der Autobahn sind die aus eben genannten Gründen aber deutlich besser zu überbrücken.
Zugausfälle sind hingegen fieser. Vor allem, weil dann auch eine potenzielle Reservierung futsch ist und im schlimmsten Fall der Urlaub um einen Tag verlängert werden muss. Um einen Ersatz muss man sich in dem Fall auch selbst kümmern. Der ohnehin schon etwas erhöhte Stresspegel steigt also weiter.
In Regionalbahnen, wo es keine Reservierungsmöglichkeit gibt, ist man zudem auf Glück oder das Entgegenkommen der Mitreisenden angewiesen, wenn man zusammen sitzen oder seine Siebensachen verstauen möchte.

Reisen mit dem Flugzeug

Die entlegensten Winkel der Erde stehen einem wieder offen. Zumindest bis zum Flughafen. Danach muss man doch wieder auf Autos, Züge, Rikschas oder sonstige Fortbewegungsmittel zurückgreifen. Also siehe Vor- und Nachteile oben.
Je nach Entfernung und Flugzeugtyp kann man auch stillen (geht immer), wickeln (nicht auf Kurzstrecke im Ferienflieger, es sei denn man möchte sich auf den Mittelgang knien, aber dann hat man aber wieder das Problem mit den Kaffeeverkäufer:innen), aufstehen und beruhigen oder auf dem Boden spielen (lassen). Eine Flugzeugreise kann mit der Anfahrt zum Flughafen, dem Check-in, Security etc. auch deutlich kurzweiliger sein, da es einfach mehr Abwechslung gibt.

Was jedoch für uns Erwachsene schon unangenehm ist, kann auch den Kleinen zu schaffen machen: der Druckausgleich. Die einen behaupten, dass Babys unter einem Jahr damit grundsätzliche keine Probleme hätten, die anderen schwören auf Stillen/Flasche geben während Start und Landung. Letzteres hat zumindest bei uns unserer Kleinen mit 3,5 Monaten sehr gut funktioniert.
Ungemütlich kann es jedoch werden, wenn sich das Baby nicht beruhigen lässt und man einfach keine Möglichkeit hat sich zurückzuziehen oder den anderen Mitreisenden aus dem Weg zu gehen, bis die Blechbüchse wieder gelandet ist.

Wie andere Mamas und Papas das Reisen mit Baby erlebt haben, könnt ihr übrigens hier bei Julia oder hier bei Lana nachlesen.

Was wir bei unseren ersten Reisen gelernt haben, ist, dass man zu Beginn einfach seine Komfortzone verlassen muss. Eines ist klar: es wird nicht alles glatt gehen, aber irgendwie kriegt man es immer geschaukelt und am Ende geht man mit deutlich mehr Sicherheit und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hervor.
Die nächste Reise wird dann direkt ein Stückchen entspannter. Irgendwann trauen wir uns dann vielleicht auch wieder ans Backpacking. Baby im Rucksack – klingt doch easy, oder?

Photo by Derek Owens on Unsplash 

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