Introduction

Unsere Hausgeburt auf dem Lande – Gastbeitrag Paula

Baby-Hände halten Erwachsenen-Hände

Unsere Hausgeburt auf dem Lande – Gastbeitrag Paula

Hier schreibt meine Frau Paula über unsere ereignissreiche und spannende Hausgeburt.

“Wir sind lang schon in freudiger Erwartung…

…wie man so schön sagt! Und jetzt wollen wir dich endlich bei uns haben!

Der errechnete Geburtstermin war der 13.Juni.

Rechtlich gesehen dürfen Hausgeburten 3 Wochen vor und 2 Wochen nach dem errechneten Termin stattfinden.

Da mir Krankenhäuser ein Unwohlsein bereiten und mein Herz für das natürliche Ankommen auf dieser Erde schlägt, war für mich immer klar, ich möchte selbstbestimmt zu Hause gebären.

Mit dem Wissen über den rechtlichen Rahmen und auch meiner Unterschrift im Vertrag mit der Hebamme, wurde es natürlich immer spannender, je näher der Geburtstermin rückte. Ab Geburtstermin sollte ich mich alle 2 Tage bei meiner Frauenärztin untersuchen lassen.

Der Termin war schon auf Freitag, den 15. Juni gelegt und ich hoffte insgeheim, dass ich diese ständige “Überwachungsprozedur” nicht erleben müsste und unser kleiner Liebling “punktgenau” die Reise nach draußen antreten würde.

Dies war am 13. Juni leider nicht der Fall und ich organisierte schon mal ein Auto, um zu meinem Termin in zwei Tagen fahren zu können.

Die Nacht vom 14. auf den 15. Juni: das Ankommen von Emma Pauline

Die Geburtserzählung

Ich erwachte am Morgen des 14. Juni, einem Donnerstag, wie immer sehr früh am Morgen; nach einer Nacht mit auch nicht unüblich vielen Unterbrechungen, zwecks Toilettengängen. Anders an diesem Morgen war, dass ich noch ein so großes Schlafbedürfnis hatte und tatsächlich wieder eingeschlafen bin. – bis 10 Uhr vormittags.

“Heute mal alles easy und mit Genuss“, dachte ich. Und so legte ich mich erstmal ganz gemütlich in die Badewanne.

Als ich nach einem langen Bad mit Lesegenuss wieder aus der Wanne stieg, wurde mir übel und ich fühlte mich sehr benommen. Mein Kreislauf war schwach. Auch wenn ich nicht davon ausging, dass dies der Tag war, schnappte ich mir mein Telefon und rief Anton in der Arbeit an. Ich war etwas weinerlich und fühlte mich irgendwie kränkelig. Anton war froh, dass ich mich meldete und machte sich sofort (es war gerade Mittag) auf den Weg nach Hause zu uns.

Irgendwie spürte ich es wohl ganz deutlich; war mir aber überhaupt nicht bewusst, was da gerade wirklich geschah.

… Ziehen im Unterleib; aber “wohl zu schwach, um ernsthaft etwas zu bedeuten”, dachte ich.

Anton aber schrieb – sehr schlau – am Nachmittag, ab ca. halb Vier die Zeiten der “Wellen” mit.

Die Abstände wurden etwas kürzer, ich war mir allerdings noch immer unsicher, ob das nun wirklich sein sollte.

Wir hingen noch die Wäsche im Garten auf und gingen so ca. um 17 Uhr los, eine Runde in den an unseren Garten angrenzenden Wald. Wir tauchten ein in die Natur. Ich fühlte mich geborgen im Wald; die Ruhe, die Geräusche, einfach diese wundervolle magische Atmosphäre. Wir waren schon eine ganze Weile unterwegs, tief eingetaucht in den Zauberwald.

Nun wurden die Abstände zwischen den Wellen immer kürzer; so waren wir bereits beim 5-Minuten-Takt angekommen und pinkeln musste ich auch andauernd. Die Kraft ging durch mich…..

Eine Naturgewalt

Jetzt mochte ich nach Hause. Die Richtung stimmte bereits und wir wählten den Weg mit wohlmöglichst wenig Begegnungen… An der Pferdekoppel vorbei, mitten über die Wiese heim  — Wow!

Zu Hause angekommen, stieg ich in die Badewanne, während Anton sich um alles weitere, wie Wasser in den Geburtspool einlassen (der ja zum Glück schon seit ein paar Tagen aufgepumpt war..) , Essen, Wasser für mich zum Trinken, Himbeerblättertee, und und und kümmerte.

Irgendwie entstand nach meinem Empfinden eine ungewollte Hektik und ich wünschte, mein Mann wäre nur an meiner Seite, mit der im Hypnobirthing gelernten Light-Touch-Massage und Händchen halten…..

Die Abstände der Wellen wurden immer noch kürzer und wir meldeten uns nun auch bei Martina, der Hebamme.

..schon wieder musste ich pinkeln. Ich stieg aus der Badewanne und lief zur Toilette. Schon kam wieder eine Welle… ..es fuhr unglaublich durch mich hindurch.. …dieser Druck. — ein Schweißausbruch. “Jetzt hilft nur noch eine kalte Dusche”, dachte ich. Gesagt getan, voll abkühlender Erwartung. Und gleich im Anschluß nochmal in die warme Wanne.

—- so sackte mein Kreislauf in sich zusammen.

Irgendwie hilflos suchte ich nach einem geborgenen Platz für mich, während die Wellen voller Kraft durch mich hindurchrauschten. 

Plötzlich meldete sich auch noch mein Darm mit Entleerungshinweisen. Darüber war ich sehr froh und ging zweimal zur Toilette. Zwischendrin versuchte ich im Bett zu ruhen & grünen Spargel zu essen. Was beides nicht gelang. Beim dritten Versuch, der vermeintlichen Darmentleerung platzte die Fruchtblase: ein Knall!

Klares Wasser spritzte seitlich durch die Klobrille. Ein neuartiger Geruch. Etwas sehr erschrocken und perplex, sammelte ich mich wieder und war überglücklich, als ich sah, dass das Wasser ganz klar war. Somit wusste ich schonmal, dass mit dem Fruchtwasser alles in Ordnung war.

Trotzdem war ich verunsichert über die Menge der abgehenden Flüssigkeit und dass da immer nochmals ein Schwall kam.

Zwischenzeitlich hielt ich mich nicht ganz geräuschlos am Türrahmen fest, um weitere tosende Wellen zu meistern. Martina, die am anderen Ende des Telefones (ca. 70 km entfernt) meine Laute mitbekommen hatte, sagte, sie steige nun ins Auto und fahre gleich los.

Ich versuchte noch immer einen mir wohlwollenden Platz und eine Position für mich zu finden, um wieder Kraft zu sammeln.

Mein Kreislauf war im Keller und ich zitterte. Die kalte Dusche, alias “Wehenbremse” (wie ich später erfuhr) hatte mich wirklich ausgeknockt. 

“Der Geburtspool wär nun soweit, die Temperatur passt!” rief mein Mann.

Ich stieg hinein,
& sofort wieder hinaus.

Ich bibberte
& lag im jetzigen Kinderzimmer auf unserem alten Kanapee;
während es klingelte.

“Martina ist da!”

Sie trat an meine Seite.
Ich freute mich,
& hielt ihre Hand.

Hebamme Martina gab mir Tipps und Hinweise zu unserer Hausgeburt

Unsere Hebamme meinte, dass dieser Druck (ähnlich wie beim Stuhlgang) dazugehörte und dass ich genau dem nachgeben soll. Zu lange schon hatte ich es “verdrückt”.
Sogleich wurde ich heftigst angeleitet zum Schieben, da mein Muttermund schon vollkommen geöffnet war. Wow! Das hatte ich schon ganz alleine und wie von selbst geschafft!

Trotzdem war dann alles unglaublich krass.

Die Wellen durchströmten mich

Ein noch nie zuvor gespürter Druck ging durch mich hindurch. Unglaublich das Ganze, und ich war froh über das Dasein von Anton und Martina.

Jedoch fehlte mir Ruhe;
zur Ruhe zu kommen;
mein Tempo finden zu dürfen.

Es ging alles so schnell und irgendwie war ich überwältigt.

Zwischendurch immer wieder verschiedene Meinungen von Anton und Martina; fast schon Streitereien, und diese zu schlichten ich mich auch noch kümmern musste… Mann-o-Mann!

Die Geburt stockte, wie Martina sagte

Unsere Hebamme war sich außerdem nicht sicher, ob ich wohl genügend Kraft haben werde.

Der Hinweis, ins Krankenhaus zu fahren wurde von uns eher ungern wahrgenommen. Warum auch immer, habe ich mein Leben lang schon eine Scheiß-Angst vor diesem Ort.

Anton wies immer wieder darauf hin, ich solle doch noch in den Pool gehen. Martina konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass mir das gut tun würde.

Ich entschied mich dann, es nocheinmal im Wasser zu versuchen. Hatte ich mir doch so sehr eine Wassergeburt gewünscht….

Leider ging auch im Wasser nichts vorwärts.

Unsere Hebamme meinte, wir sollten doch ins Krankenhaus fahren – nichts mit Hausgeburt

Ich war ein wenig verunsichert. Ich wußte, ich will wirklich nicht ins Krankenhaus, nicht in diese Atmosphäre; doch irgendwie war mir dann doch auch langsam alles egal.
“Wenn du unbedingt meinst, Martina..”
Auch wenn ich mir überhaupt nicht vorstellen kann wie ich momentan aus dem Haus kommen soll, geschweige denn in ein Auto und eine Fahrt von einer halben Stunde überstehen soll…!

Puh, diese Kraft der Wellen……

Hilfe!

Welch ein Druck in meinem Körper und eben auch seelisch.

So habe ich losgelassen und akzeptierte, das es jetzt wohl, wie auch immer, ins Krankenhaus gehen sollte.

Anton packte ganz langsam die Kliniktasche und währenddessen ging es bei uns plötzlich ein Stückchen weiter und Emma kam ihrem Ziel wieder etwas näher.

So sprach Martina: “So, die Krankenhausfahrt ist durch. Wir bleiben hier.”

Wir freuten uns sehr!
Was die Freude betrifft, so war sie immer wieder mit an Bord, sowie das Lachen und Singen. Wir feierten dieses Fest der Geburt.

Trotzdem dauerte diese letzte Geburtsphase verhältnismäßig untypisch relativ lange.

Es tönte durch mich hindurch.

Ich sang in eigener Sprache der Seele – Wundervoll! Was für ein Erlebnis!! Ich war unendlich dankbar.. so ging das eine gute lange Weile!

Ich im Pool und Anton und Martina gaben mir Halt während der Wellen.

Die Ruheatmung und die Regenbogenentspannung brachten mich durch dieses Erlebnis und gaben mir unglaublich große Kraft. Auch die wunderbare Musik im Hintergrund, die ich im Vorfeld schon hörte und das gedämpfte Licht und auch unsere Katze Feliné, die immer mal wieder im Geburtsraum vorbeischaute, gab mir ein Gefühl der Geborgenheit und Kraft.

Mehr und mehr konnte ich nach dem “Kreislaufdesaster” wieder bei mir ankommen und in meiner vollen Blüte aufgehen.

Etwas später, zu frühester Morgenstund’ kam auch Anton zu mir in den Geburtspool – um mir stütze zu sein…  Doch plötzlich ließ der Halt nach und mein Mann sank für einen Lidschlag weg!

Oh weh: während der “hohen Wellen” musste ich noch meinen Gatten vor dem Ertrinken retten. “MiauMio, wann darf und kann ich mich endlich vollends auf die Geburt einlassen?”, fragte ich mich.

Anton stieg wieder aus dem Wasser und ich endlich wieder durchatmend, laut tönend. Eine  weitere Welle & ich versuchte zu schieben…

Irgendwann bat mich Martina aus dem Wasser zu steigen und auf dem Geburtshocker, den sie zwischenzeitlich aus dem Hebammen-im-Einsatz-Mobil geholt hatte, Platz zu nehmen.

Drei bis vier Wellen weilte ich auf dem kleinen Stühlchen. Das kleine Köpfchen unserer Emma steckte schon ein Weilchen, die Stirn schon frei.

Plötzlich, mit einer Welle schob das Köpfchen raus und sogleich wieder zurück.

Ein Moment der Stille.

Martina rief: “Oh nein, genau das wollte ich nicht.. !”

Und ich in diesem, meinem Moment der Stille, 

akzeptierte alles.

Alles, was da nun sein könnte.

& ich ließ die Hingabe durch mein Herz fließen.

Dann folgte ich der Aufforderung, mich aufs Kanapee zu legen.

Und wir, alle vier gemeinsam, sprangen auf die nächste Welle. Wir legten all unsere Kraft zusammen.

Und so erblickte Emma Pauline, unser strahlendes Mädchen, etwa 10 Minuten vor Sonnenaufgang, zur frühen Morgenstund, das Licht dieser Erde und entschlüpfte vollkommen gesund aus des Mutters Nest und wurde direkt zu mir auf die Brust gelegt, dem Herzen nahe. Anton und ich pusteten ihr Köpfchen leicht an, und Sie, die Kleine Zauberin, quäkelte nicht laut und nicht leise. Oh, Sie ist da!

Unser Liebling, einfach da

..bei uns!
So dankbar und voll Freude!
Der Zauber wirkt..

Mit ganz viel Zeit lagen wir einfach nur da.

Währenddessen versorgte mich Martina. Die Plazenta wurde ohne Komplikation geboren.

In aller Ruhe zeigte uns die Hebamme den Mutterkuchen und die Nabelschnur, welche einen “Glücksknoten” hatte, weil unsere Emma irgendwann wohl einen Purzelbaum geschlagen hatte. Nach einer ganzen langen Weile, bestimmt 1 ½ bis 2 Stunden später, wurde dann auch die Nabelschnur durchtrennt.

In der Zwischenzeit fand dieses wundervolle gesunde Mädchen schon die Brust und trank das wertvolle Kolostrum.

Irgendwann, es dürfte bereits halb 8 Uhr morgens gewesen sein, wurden wir dann ins Bett gebracht.

Wir hatten es geschafft..
..aus eigener Kraft!

Echtes Vertrauen,

in mich selbst & mein Baby.

Ich war so unsagbar glücklich,

so voller Freude,

& DANKbar!

WIR sind DA!

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