Introduction

Hattest du einen schönen Abend

Hattest du einen schönen Abend

Das fragte mich gestern spät abends mein Nachbar. Er saß auf meinem Sofa, als ich heimkam. Zum ersten Mal hatte er meinen Sohn ins Bett gebracht und war für ihn da, während ich auf einem Event war. Hattest du einen schönen Abend? Wie lange hatte ich diese Frage schon nicht mehr gehört.

Hattest du einen schönen Abend?

Das Fragen sich in der Regel Paare oder WG-Mitbewohner, wenn jemand heimkommt. Als ich diese Frage hörte, habe ich mich gefreut. Es interessierte jemanden auch noch um 23:30 wie mein Abend war und er hörte mir zu, als ich von dem Event berichtete.

Erst später im Bett wurde mir klar, wie sehr ich mich allein und nur mit mir selbst eingerichtet habe und mir gar nicht mehr präsent im Gefühl ist, was Partnerschaften doch auch Schönes und Tragendes mit sich bringen.

Langzeitsingle

Meine letzten beiden Ex-Freunde haben mich verlassen. Das war unheimlich schwer für mich. Der letzte sogar direkt am Weihnachtstag.

Nun wohne ich seit 8 Jahren allein und hatte seitdem auch keine längere bzw. verbindliche Partnerschaft mehr.

Inzwischen habe ich die Zeit genutzt, zu heilen und meine Beziehungsmuster anzuschauen. Ich komme aus einer absolut toxischen und narzisstischen Familie und habe mich schon in meiner Jugend für den Weg zum Jugendamt entschieden. Tief traumatisiert lebe ich mein Leben so gut ich kann. Ich habe schon viel erreicht und bin, verglichen mit vor 20 Jahren, ein entspannter, positiver, freundlicher Mensch. Trotzdem merke ich, dass mein Herz nach wie vor in einem dicken Bunker geschützt ist.

Wachstumspotentiale

Ich glaube, nichts geschieht zufällig und alle Geschehnisse bzw. Begegnungen bringen uns inneres Wachstum und ich nehme an, was das Leben mir präsentiert.

Männer, die ich in den letzten Jahren kennengelernt habe, waren emotional nicht verfügbar. Zumindest nicht für mich. Mittlerweile glaube ich, es liegt daran, dass ich selbst emotional nicht wirklich verfügbar war und vielleicht auch noch nicht bin.

Ich möchte mein Herz öffnen

Ich spüre aktuell deutlich: Ich wünsche mir wieder einen Partner an meiner Seite. Einen Mann für mich, mit dem ich eine völlig andere Beziehung führen möchte, als die vergangenen waren. Voller Verbindung, mit den gleichen Werten, kraftvoll, liebevoll, spirituell, mit gemeinsamen Visionen und einem erfüllten Sexualleben.

Ich glaube, dafür ist es nötig, mein Herz zu öffnen und erstmal mit mir selbst in Verbindung zu gehen. Ich glaube, dass ein Energiefluss zwischen Menschen, Tier und Umwelt besteht. Und wir können nur mit dem resonieren, was wir aussenden.

Zudem wünsche ich mir als Alleinerziehende eine Vaterfigur für meinen Sohn. Er hat kaum männliche Personen in seinem Umfeld und ich wünsche mir sehr, dass sich das schnell ändert. Sein Vater möchte ihn nicht kennenlernen und wollte damals die Abtreibung. Vielleicht gibt es jemanden da draußen, der in unser Leben kommen mag.

Wie war denn mein Abend

Ich war auf einer Female Funding Roadshow. Meine Freundin ist Co-Gründerin des größten deutschen Gründerinnen-Community Businettes und die haben dieses Frauen-Startup-Event in einem Co-Working Space gehostet.

In diesem Fall waren Investoren und Business Angels vor Ort und die Startups konnten ihr Business pitchen, um bestenfalls eine Investition zu erhalten. Außerdem gab es eine Key Note von einer erfolgreichen Gründungsgeschichte.

Ich selbst habe noch kein Unternehmen gegründet, aber ich habe schon seit vielen Jahren den Wunsch in mir. Ideen hatte ich schon einige, aber ich habe nie gestartet. Ich glaube, der Schlüssel liegt in „einfach mal machen“ statt sich ewig den Kopf zu zerbrechen über Theorien und Eventualitäten, die vielleicht nie eintreffen werden.

Die Energie auf derartigen Events ist hoch. Alle vereint, dass sie etwas bewegen wollen. Erfolgsgeschichten inspirieren dazu, es anderen gleich zu tun oder einfach zu sehen, dass es funktionieren kann. Deshalb bin ich gerne dabei.

Smalltalk ohne Business

Jetzt als Mama merke ich, dass der Networking-Smalltalk anders geworden ist. Ich bin völlig in meinem Mama Alltag und habe nichts Spannendes aus der Business Welt zu berichten und mache aktuell keine neuen Kontakte, die ich weiterempfehlen könnte.

Bei einigen Frauen, die an dem Abend auf mich zu kamen, habe ich gespürt, dass es primär darum geht, ob ich ein gewinnbringender Kontakt bin und weniger, wer ich als Mensch bin. Das ist auf einem derartigen Event nicht verwunderlich und dennoch hat es mich zu dem Schluss gebracht, dass ich die wenigen kostbaren freien Abende nicht mehr so verbringen möchte.

Als ich in der U-Bahn stand, habe ich gemerkt, dass ich erschöpft war. Erschöpft vom Small Talk und unterschwelligen Erwartungen. Erschöpft davon, dass es keine tiefen Verbindungen von Herz zu Herz gab. Smalltalk gibt es untertags zwischen Spielplatzkontakten und Kitagesprächen schon. Da brauche ich in der Me-time Zeit etwas anderes. Das Resümee habe ich von diesem Abend mitgenommen und bin sehr dankbar darum.

Das Erste Mal ohne Mama ins Bett

Ich habe meinen Sohn kurz gestillt und bin nach dem Abendessen gegangen. Meinem Nachbarn habe ich kurz erklärt, wie unser Abend- und Pflegeritual und die Einschlafbegleitung laufen. Ich hatte die tiefe Zuversicht, dass er meinen Sohn super begleiten kann und es schaffen wird, ihn in den Schlaf zu bringen. Die beiden mögen sich gern und er hat eine ganz ruhige Art und als Lehrer ist er der perfekte Babysitter.

Um 20.00 Uhr erhielt ich folgende Nachricht von ihm: „Er war kurz skeptisch, als Du gegangen bist, dann Bücher geschaut, Bälle gerollt und Werkzeugkoffer und Krabbeltunnel. Als wir das Licht ausgemacht hatten, erstmal auf dem Bett Quatsch gemacht und nicht umziehen wollen. Dann hat er aber super mitgemacht bei allem. Und wollte zwar nicht kuscheln danach oder meine Hand, ist aber nach dreißig Minuten in denen er sich immer wieder hingesetzt, aber nicht mehr aus dem Bett raus wollte, eingeschlafen“

Ich konnte mich also völlig entspannt auf dem Event bewegen und bin ganz arg dankbar für unseren Nachbarn und stolz auf meinen Sohn.

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