Introduction

Die Erschöpfung der Eltern

Die Erschöpfung der Eltern

Ich merke meine Erschöpfung und die der Familien in meinem Umfeld nach nun ca. 2 Jahren Elternschaft. Alle haben ihre Bedürfnisse hintenangestellt und nonstop die der Babys erfüllt. Partnerschaften haben keinen festen Stand mehr und wackeln. Was am Ende der Elternzeit vorherrschend ist, ist die Erschöpfung der Eltern.

Man kann es nicht anders sagen. Das erste Jahr war krafttechnisch fordernd. Von jetzt auf gleich ist alles anders und komplette Leben dreht sich. Darauf ist man nicht vorbereitet und ich glaube, es wäre auch nicht möglich.

Stück für Stück in den neuen Alltag

Obwohl ich allein mit meinem Sohn bin, haben wir des super hinbekommen. Ich glaube, dass die Hormonausschüttungen von Natur aus unterstützend wirken bei den Mamas. Ich habe immer von Tag zu Tag geschaut und mich nur mit den wichtigsten Themen beschäftigt. In einem Projektmanagement Tool habe ich TO-Dos gesammelt und organisiert. So ging es Stück für Stück vorwärts und es half mir für eine gewisse innere- und äußere Ordnung, die Halt gibt.

Eltern-Beziehungen brauchen ein neues Fundament

Zusätzlich gerät die Elternbeziehung ins Wanken, denn augenscheinlich ist nichts mehr, wie es war. Jedes Elternteil braucht Zeit, sich in der Elternrolle zurecht zu finden. Zusätzlich brechen gemeinsame Aktivitäten weg, sodass die Eltern sich voneinander entfernen. Körperliche Nähe wird nicht mehr gelebt, außer die Nähe zum Kind. Die Basis bricht von einen Tag auf den anderen Weg.

Auch wenn ich keinen Partner habe, hätte ich mir tatsächlich auch keine körperliche Nähe in den ersten 1,5 Jahren vorstellen können. Ich war froh um die Momente, in denen ich meinen Körper für mich hatte und der Kleine nicht gestillt werden wollte oder auf mir rumturnt.

Ich war froh, um jede Minute Schlaf, die ich bekommen konnte. Seit der Zeugung von meinem Sohn hatte ich keinen Geschlechtsverkehr mehr und erst jetzt langsam kommt der Wunsch zurück.

Da bewundere ich die Paare, die Zärtlichkeit, Nähe und Leidenschaft nach der Geburt aufrechterhalten können. Ich habe keine dieser Exemplare in meinem Umfeld. Die gehen alle früher oder später zur Paarberatung und verlieren sich Stück für Stück. Diskussionen und Angst um die Beziehung führen zusätzlich zur Erschöpfung der Eltern.

Die Erschöpfung der Eltern

Die Kinderbetreuung, Übermüdung, Überforderung anstehende Entscheidungen, TO-Dos, Organisation und Krankheiten verlangen viel ab. Überwiegend ist hier die Mutter in der Verantwortung.

Alle bisherigen Routinen und Gewohnheiten können nicht mehr gelebt werden mit dem kleinen Menschlein an der Seite. Außer es gibt direkt Unterstützende Personen, die ihre Zeit und somit Freiraum schenken. In meinem Umfeld habe ich beobachtet, dass die Eltern immer kraftloser wurden. Egal ob es Familie zu Unterstützung gab oder nicht.

Ich finde das immer absurd, denn in der Gesellschaft besteht ja das Bild, dass eine gemeinsame Familie DIE Erreichung von Glück ist. Die Schwangeren laufen verklärt spazieren und erwarten die Geburt, unwissend was das wirklich für ein enormer Einschnitt ist und dass es einige Zeit und Engagement benötigt, bis sich eine neue Ordnung eingestellt hat.

Kinder sind Katalysator

Diesen Satz sagte mir eine Freundin in der Schwangerschaft. Damals habe ich ihn nicht greifen können, aber heute dafür umso mehr.

Ich glaube, dass Kinder die inneren Themen der Eltern zum Vorschein bringen, die ohnehin schon da waren. Die Themen, die unterbewusst immer mitschwingen, kommen vielfach durch die Elternschaft an die Oberfläche. Die Kinder spiegeln Ängste, Unsicherheiten und Traumen.

Ich bin der Überzeugung, dass wir nur Aufgaben im Leben gestellt bekommen, die wir auch lösen können. So bekommen die einen kleinere und die anderen größere Aufgaben, an denen wir alle wachsen dürfen. Nur haben wir in der ersten Zeit keinen Raum, in uns zu spüren, Gefühle zuzulassen und durchfließen zu lassen. Wie sind primär im Funktionsmodus. Das ist sehr anstrengend aber auch ungemein lehrreich.

Was könnte eine Lösung sein?

Ich bin der Meinung, dass die Väter in ihrer Elternzeit einige Wochen lang komplett alle Aufgaben und Care Arbeit übernehmen, die die Mütter von Geburt an wie selbstverständlich schultern. Auch wenn ich nicht betroffen bin, da der Vater von meinem Sohn nicht an unserem Leben teilnimmt, beobachte ich dieses Unverständnis füreinander in meinem Umfeld.

Die Väter arbeiten weiterhin Vollzeit und Leben ihre Hobbys aus. Für sie ändert sich das Leben erstmal nicht so enorm. Außer, dass jetzt eine Müde Frau daheimsitzt, die eigentlich nur darauf wartet, abgelöst zu werden. Der Vater braucht Ausgleich nach seinem Job und eigentlich war der Alltag ja schon vor dem Kind gut gefüllt. Jetzt kommen zum alten Leben also noch die erschöpfte, wartende Frau und das Baby dazu, dass Papa-Zeit braucht. Wirklich eine Zerreißprobe für die ganze Familie.

Ich glaube, die Paare und auch Alleinerziehende brauchen eine gewisse Art von Struktur. Feste Tage im Monat für me-time und auch gemeinsame kinderfreie Zeit. Externe, unabhängige Begleitung kann bei dem Prozess sehr helfen. Meine Beobachtung ist dass es einige Zeit und eine gewisse „Eskalation“ braucht, bis dass der Schritt zu eine der Beratungsstellen gegangen wird. Oder aber er wird nicht gegangen und die Wahl fällt auf Trennung vor lauter Frust und Diskussionen.

Wie vermeide ich die Erschöpfung?

Jetzt, nachdem die Kita mir Freiraum schenkt, darf ich mich wieder um mich kümmern. Und die Chance nutze ich. Ich schlafe, fahre in die Sauna, sitze in der Sonne und all das, ohne unterbrochen zu werden.

Ich darf wieder auftanken.

Ich habe nicht direkt wieder einen Job bzw. Auftrag angenommen, um dann im nächsten „Funktionieren bzw. Abliefern“ zu stecken. Ich nehme mir jetzt bewusst Zeit für mich.

Zudem schaue ich mir innere Themen an, die sich im Rahmen der Elternschaft zeigen. Aufgestaute Wut auf meine Familie, Traurigkeit aus meiner Kindheit und transgenerationale Traumen. Mithilfe der „Somatic Experience“ Methode, kann ich diese Gefühle fühlen und werde dabei gehalten. Den Raum dafür endlich wieder zu haben, empfinde ich als wertvoll. Danach fühle ich mich einige Tage geerdet, warm, weich und verbunden.

Nie hätte ich gedacht, wie aufregend die Reise als Mama im Innen und Außen ist. Ich bin gespannt, was da Alles noch kommen mag, und wünsche allen Paaren, dass Sie eine glückliche kleine Familie werden und die Erschöpfung der Eltern sich in Kraft umwandelt. Unsere kleine Familie darf auch sehr bald ein Mann komplettieren. Ich bin bereit.

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