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Von einem auf zwei Kinder: Was ändert sich?

Von einem auf zwei Kinder: Was ändert sich?

„Ein Kind ist kein Kind“, lautet ein Spruch, den ich als Mama einer Tochter schon mal zu hören bekommen habe. Jetzt mit zwei Kindern kann ich dem nur bedingt zustimmen. Denn die Umstellung von einem Kind auf zwei Kinder empfand ich nicht als sonderlich groß.

Vieles hatte sich schließlich schon mit dem ersten Kind geändert. Man kann nicht mehr so oft ausgehen wie früher, Paarabende werden seltener und auch die Zeit für sich selbst. Außerdem ist jedes Kind, jede Mama, jeder Papa und jeder Lebensumstand anders. Und manches wird tatsächlich leichter, wenn es bereits ein älteres Geschwisterchen gibt. Das Leben ändert sich nicht mehr so sehr wie beim ersten Kind.

Jedes Kind ist anders

Beim zweiten Kind, weiß man, was einen erwartet. Das dachte ich zumindest während der Schwangerschaft. Eine Tatsache, die ich dabei völlig außer Acht ließ: Jedes Kind ist anders!

So richtig darüber bewusst wurde ich mir erst als unsere zweite Tochter auf der Welt war. Zweimal die gleichen Eltern, zweimal ein Mädchen, zweimal eine völlig andere Persönlichkeit.

Myléne auf Pixabay

Meine älteste Tochter war ein High-Need-Baby. Bereits die erste Nacht im Krankenhaus brüllte sie durch. So schlimm, dass mein Freund, der sich mit uns ein Familienzimmer teilte, die Kinderschwester zur Hilfe rief. Mitbekommen habe ich davon nichts. Ich war von der langen Geburt so müde, dass ich tief und fest durchschlief.

Es war ein Vorgeschmack auf meine erste Elternzeit. Denn so wie die erste Nacht gestaltete sich auch das erste Jahr mit meiner älteren Tochter. Sie schlief fortan zwar sehr gut durch, schreite dafür aber von morgens bis abends und ließ sich nur schwer beruhigen. Ihr ganzer Körper bebte vor Aufregung, ihre kleinen Hände zitterten. Selbst die sich abwechselnden Nachsorgehebammen aus dem Hebammenzentrum wussten keinen Rat. Eine stellte gar unsere Mutter-Kind-Beziehung infrage. Ich gab mir die Schuld an ihrem Verhalten. Irgendetwas machte ich offenbar falsch. Die Mamas aus meinem Geburtsvorbereitungskurs schienen schneller und besser in ihre neue Mutterrolle hineingewachsen zu sein.

Mit ihren schlafenden oder ausgelassenen Babys trafen sie sich regelmäßig in Cafés, während ich unsere schreiende Tochter auf dem Arm hinter heruntergelassenen Rollläden durchs Zimmer wiegte. Sie war sehr neugierig und wollte nichts verpassen. Da sie einen sensiblen Charakter hat, reagiert sie empfindlich auf äußere Reize. Deshalb kam sie offenbar so schlecht zur Ruhe. Mein Freund und ich waren maximal gefordert. Sie brauchte sehr lange zum Einschlafen. Wir fragten uns, was wir als Eltern wohl falsch machten.

Bis wir unser zweites Baby in den Armen hielten. Sie war von Anfang an völlig anders, schlief viel und ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Irgendwann begann sie sich sogar selbst zu regulieren, indem sie anfing an ihrem Daumen zu nuckeln, wenn sie etwas störte, sie Hunger hatte oder müde war.

Auch in vielen anderen Aspekten sind die Unterschiede zwischen beiden Schwestern groß. Und das ist auch gut so.

Entspanntes Wochenbett mit zwei Kindern

Als unser Sommerbaby geboren wurde, war das Wetter sehr heiß. Zu heiß, um ein Neugeborenes der prallen Sonne auszusetzen. Vormittags blieben wir daher lieber im Haus. Die Nachmittage und die lauen Sommerabende verbrachten wir jedoch häufig im Freien. Mal auf dem Spielplatz vor dem Kindergarten, mal im Biergarten, mal auf dem Balkon oder im Restaurant.

Meine Große war, zumindest anfänglich, sehr verständnisvoll gegenüber ihrer kleinen Schwester. Da wir in einer Zweizimmerwohnung leben, schlief sie die ersten Tage sogar im Wohnzimmer, damit sie durch das nächtliche Stillen nicht gestört wurde. Sie hatte große Freude daran, ihre kleine Schwester nach dem Kindergarten mit einem Fläschchen Milch zu füttern. Es war eine entspannte, stressfreie Zeit mit einem entspannten Neugeborenen und einer fürsorglichen großen Schwester. Sie war so entspannt, dass ich kaum merkte nun Mama von zwei Kindern zu sein.

privat

Was mit zwei Kindern anders ist

Es wäre jedoch gelogen, zu behaupten, dass das zweite Kind überhaupt keinen Unterschied machen würde. Natürlich gibt es einiges, das sich mit zweitem Kind ändert.

Während wir früher gemeinsam unser Kind ins Bett brachten oder der andere in dieser Zeit etwas für sich tun konnte, teilen wir uns bei zwei Kindern die Aufgaben auf. Mit dem Resultat, dass keine Me-Time mehr existiert, zumindest am Anfang. Zweisamkeit gibt es nur noch beim gemeinsamen Abendessen, das wir uns deshalb bewusst oft ohne Kinder genehmigen.

Zwei Kinder abzugeben oder unterzubringen ist ebenfalls schwerer. Und wenn unsere Älteste mal bei einer Freundin untergebracht ist, gibt es immer noch ein Kind zuhause, dass versorgt und bespaßt werden will.

Auch das Arbeiten finde ich mit zwei Kindern herausfordernder. Obwohl meine Erstgeborene in den ersten Monaten ein Schreibaby gewesen ist, habe ich bereits acht Wochen nach ihrer Geburt wieder angefangen freiberuflich zu arbeiten. Und das ganz ohne Betreuung. Nachts, wenn alle schliefen oder auch mal, wenn sie ihren Mittagsschlaf machte. Ich erinnere mich an Geschäftstelefonate, die ich führte, während ich sie stillte. All das war beim zweiten Kind plötzlich nicht mehr möglich. Vor allem seitdem unsere Älteste in die Schule gekommen ist, habe ich das Gefühl, nur noch hinterherzuhinken. Die Abende verbringe ich mit Wäschebergen oder organisatorischen Angelegenheiten.

Das Weggehen und Freunde treffen ist mit zwei Kindern auch schwieriger geworden. Während wir unsere älteste Tochter schon mal auf eine Hausparty von Freunden mitgenommen hatten, ist das mit zwei Kindern nicht mehr drin, ebenso wenig wie ein Restaurantbesuch zu viert. Denn mit zwei Kindern Essen zu gehen, ist mehr Stress als Vergnügen. Entspannter ist für mich da eher ein gemütlicher Abend zu Hause, wenn beide Kinder schlafen.

Man wächst mit seinen Aufgaben

Zwei Kinder, zwei Charaktere, zwei unterschiedliche Bedürfnisse. Man wächst schließlich mit seinen Aufgaben. Denn obwohl unsere Kleine ein eher unkompliziertes und selbständiges, wenn auch wildes Baby, jetzt Kleinkind, ist, gibt es mit zwei Kindern doch auch deutlich mehr zu tun. Angefangen bei Essensvorlieben. Was die eine mag, schmeckt der anderen gar nicht. Nicht nur die Liebe verdoppelt sich, sondern auch die Wäsche- und Müllberge.

Andrea Kainz auf Pixabay

Mit der Zeit wird man lockerer – nicht nur, was das Abkochen von Fläschchen und Schnullern betrifft, sondern auch im Umgang mit dem Verhalten der Kinder. Ein besonderes Erlebnis, das mir in Erinnerung geblieben ist, ereignete sich auf dem Rückweg vom Kindergarten. Ich hatte unsere Große gerade abgeholt. Sie war müde, hungrig und schlecht gelaunt. Sie wollte nicht mehr laufen, aber tragen konnte ich sie auch nicht. Als wir eine geschäftige Straße entlang gingen, begann auch die Kleine plötzlich ihren Unmut zu äußern. Offenbar hatte auch sie Hunger. Aber anhalten, um zu stillen, war angesichts der viel befahrenen Straße und ihrer quengelnden großen Schwester keine Option. Also setzte ich meinen Weg fort, begleitet vom gleichzeitigen Weinen meines Neugeborenen und dem lautstarken Protest meiner älteren Tochter.

Eine irrwitzige Szene. Als wir an einer Bushaltestelle vorbeikamen, bemerkte eine Passantin die chaotische Situation und schaute mich mit einer Mischung aus Mitgefühl und Amüsement an. In diesem Moment musste auch ich herzhaft lachen. Bittersüß – so ist manchmal das Leben mit zwei Kindern.

 

 

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