Introduction

Jung und gesellig

Jung und gesellig

So – schwanger oder nicht, ich bin Trauzeugin einer meiner längjährigsten Freundinnen. Das heißt, ich habe einen Junggesellinnenabschied organisiert und natürlich auch daran teilgenommen. Das Gute daran: die Braut hat sich gegen eine Nacht Vollgasparty entschieden. Das anstrengende: sie wollte gern ein Wochenende wegfahren.

Letztendlich war es so, dass wir mit 18 Mädels auf einen Bauernhof eine Stunde von München entfernt gefahren sind. Am Freitag habe ich mit drei anderen eingekauft (vier große Einkaufswägen beim Aldi VOLL), was für mich relativ anstregend war. Dafür hab ich mich aber natürlich beim ausladen zurückgehalten und nicht schwer getragen. Dann reiste der Rest der Baggage an.
Es folgte ein recht entspannter Teil, während dem sich die Mädels warmtranken … auch hier war mein Freund wie immer das gute alkoholfreie Bier und Spezi. Außerdem gab ich mich einer Keks- und Gummibärchenorgie hin. Ich dachte, wenn die andern trinken können, kann ich ja wenigstens ein Zucker-high haben 😉

Dann wurde die Stimmung immer ausgelassener, was ich aber durchaus unterhaltsam fand. Wir zündeten Holz in einer Feuerschale an und saßen in Decken gehüllt im Kreis und es wurden die wildesten Geschichten der Braut ausgepackt. Da ich grundsätzlich kein Kind von Traurigkeit und recht locker bin, hatte ich, obwohl ich stocknüchtern war einen echt lustigen Abend.

Zu bunt wurde mir die Geschichte erst, als mich eine Freundin mehrfach aufforderte mit ihr ums Feuer zu tanzen, und nicht richtig verstehen wollte, dass der Tag für mich ohnehin schon anstrengend gewesen war. Ich konnte einfach nicht mehr stehen, geschweige denn, mich bewegen. In ihrem alkoholisierten Zustand kam das bei ihr aber nicht richtig an. Auf einmal wurde sie besorgt, ob es mir denn gut ginge, und falls das Baby zu früh käme würde sie mir helfen. ;D
Sie hätte selbst zwei Kinder geboren und genügend Geburten miterlebt, als dass sie als Geburtshelferin fungieren könne. Traumhaft.
Nichts schöneres konnte ich mir vorstellen, als mein Kind auf dem Pferdehof in der Pampa mithilfe einer Horde Betrunkener zu gebären. Ich lehnte dankend ab, und wiederholte noch einmal, dass ich lediglich erschöpft sei.

Ich sah mir noch eine Weile an, wie sie tanzenderweise Gin Tonic auf die umliegenden Leute verschüttete und verabschiedete mich dann ins Bett. Das war um ein Uhr Nachts und ich war echt geplättet. Das Baby nahm meine liegende Position sofort zum Anlass, eine zehnminütige Strampelaktion zu starten. Wahrscheinlich war der Tag auch für Sie anstrengend gewesen.

Am nächsten Morgen sah es schon anders aus: ich war recht fit und katerfrei, während sich einige der Mädels doch eher noch von ihrem Exzess erholen mussten. Wie ich erfuhr, hatten sie gerade mal zwei Stunden länger als ich durchgehalten, dafür alle aber ganz schön über den Durst getrunken. Ich trank geduscht und erfrischt meinen Espresso und aß Müsli, währen ein zerknautschtes Gesicht nach dem anderen im Garten auftauchte. Ein Punkt für die Schwangere. Einige Vorteile gibt es schließlich auch an der Abstinenz.

Der Tag brachte wunderschönes Wetter mit sich. Wir fuhren an den See und vertrieben uns den Tag mit baden und im Schatten entspannen. Die Mädels waren wohl nachhaltig geschwächt, denn bis zum Abendessen habe ich niemand Alkohol trinken sehen. Zurück auf dem Bauernhof wurde ausgiebig gegrillt, gegessen und getrunken. Auch an dem Abend zog ich mich gegen halb eins zurück, die anderen ließen es etwas ruhiger als am Vortag angehen und auch hier war um halb drei Schicht.

Am Sonntag reiste einer nach dem Anderen ab, je nach Gemüts- und körperlicher Verfassung. Da ich ohnehin alles organisiert hatte, schenkte ich es mir, bis zuletzt zu bleiben, was ich normalerweise auf jeden Fall getan hätte. Da war dann der Punkt erreicht, an dem ich die Schwangerenkarte endgültig zog, und mich entschuldigte.

Unterm Strich kann ich sagen es war auch für mich ein echt lustiges Wochenende, aber schon sehr anstrengend. Das hat ein Ausflug mit so vielen Leuten grundsätzlich an sich, ich musste aber viel sitzen, laufen und am See unbequem liegen. Von daher hat mir am Ende hauptsächlich mein Rücken zu schaffen gemacht. 

Aber dadurch dass es lauter Mädels waren, wurden mir auch viele Sachen abgenommen, ich musste nicht tragen, dauernd wurde ich gefragt, ob es mir gutgeht. Und wir haben ja auch keinen Abend in der Disco verbracht, was für mich bestimmt nerviger gewesen wäre.
Das Fazit: nüchtern kann man genauso viel Spaß haben, hat aber eine niedrigere Toleranzgrenze für verrücktes betrunkenes Verhalten, schlechte Musik, etc.

In drei Wochen ist die Hochzeit. Da soll ich vor der Braut herschreiten zur Zeremonie. Ich hab ihr versprochen, wenn ich noch laufen kann, mach ich das gerne, und wenn ich rollen muss. Ihr Mann soll sie dann erst bei der Zeremonie im Hochzeitskleid sehen, da kann sie sich ja gut hinter mir verstecken bis zum letzten Moment. 😉

 

Quelle: Bild © privat

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