Introduction

Hobbitfüße

Hobbitfüße

Wenn ich an Skandinavien gedacht habe, hatte ich immer das Bild und das Gefühl von Weite vor mir. Den Geruch von Meer, grüne satte Natur und Freiheit für die Seele. Das klingt unglaublich kitschig, aber ich muss sagen, dass nicht im Geringsten übertrieben ist.

Eine Woche bin ich nun hier in diesem schnuckligen kleinen roten-weißen Häuschen, in dem wir seit Mitte der Woche den Kamin anfeuern, weil es schon sehr herbstlich wird, und aus dessen Fensterchen ich jeden Morgen in diese traumhafte und manchmal regelrecht unwirkliche Natur blicke.

Ich hatte wirklich meine Bedenken so spät in der Schwangerschaft noch zu verreisen und noch dazu in eine Region, in der der es zu dieser Zeit schon herbstlich und kühl sein würde. Aber nun bin ich komplett begeistert von dieser Zeit, die ich hier verbringen darf. Es ist Ruhe und Pause von der Außenwelt. Wir haben ein Häuschen gemietet, das abgelegen von allen anderen liegt und umgeben von Wald und Natur ist. Seit wir hier angekommen sind, habe ich das Gefühl, als hätte jemand auf ‚Pause‘ gedrückt, oder zumindest die Zeitlupe aktiviert. Alles wirkt unglaublich entschleunigt  und einfach. Auch meine Bauchmaus ist ruhig, macht sich zwar immer wieder bemerkbar, scheint sich aber im Großen und Ganzen mir anzupassen und vollkommen entspannt in den Tag hineinzuleben. Im Moment kann ich wirklich von mir sagen: ich bin glücklich und vollkommen zufrieden schwanger. Manchmal muss ich ein bisschen über mich selbst schmunzeln, weil ich mich fast schon so bilderbuch-schwanger fühle.

In meinem Kopf tauchen die Erinnerungen an alte Geschichten von Astrid Lindgren, die ich als Kind so sehr geliebt habe, wieder auf. Vor allem die Abendteuer von Ronja Räubertochter, vielleicht weil mein Name daher rührt (meine Mutter war unglaublicher Fan von Lindgren) und ich so eng mit dieser Geschichte aufgewachsen bin, geistern mir immer wieder durch den Kopf, wenn ich mit einer Tasse Tee, dick in meinen Wollponcho eingemummelt, auf unserer kleinen Terrasse sitze und mich von dieser Umgebung gefangen nehmen lasse. Nennt mich kitschig, aber das hat einfach etwas magisches an sich.

Aus einer anderen Welt, aber ganz und gar nicht magisch ist allerdings eine Beschwerde, die mich seit einigen Tagen quält, wenn ich zu lange sitze. Auf der Fahrt in unser Hexenhäuschen zum Beispiel. Total gespannt auf unsere Zeit hier saß ich im Auto und nahm das Drücken und Jucken an meinen Füßen nur am Rande wahr. Als ich jedoch auf der Fähre das Auto verlassen wollte, traf mich beim Anblick dieser fast der Schlag. Meine Füße sahen aus wie die von Frodo Beutlin, nur ohne Haare, und brachten meine Ballerinas, die sonst so gemütlich waren, fast zum platzen. Tom fand das unglaublich lustig und meinte, er müsse nun nur noch den Ring finden, damit ich meine Reise zum Schicksalsberg fortsetzen könnte. Ich hingegen watschelte über das untere Deck der Fähre, zog unter Schmerzen meine Schuhe aus (ich muss nicht erwähnen, dass ich sie nicht wieder anbekam, oder?) und betrachtete schockiert meine Füße. Ganz ehrlich wusste ich in diesem Moment nicht, ob ich lachen oder weinen soll.

Mittlerweile haben meine Füße wieder ihre normale Größe zurück, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich jetzt schon etwas Angst vor der Heimfahrt nächstes Wochenende habe. Aber vielleicht taucht Gandalf ja noch auf und zaubert mich nach Hause….in diesem Häuschen würde mich nichts wundern 😉

Foto: Privat

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