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Vater-Recht & Rolle: Geburt, Geburts­vorbereitung und Sonderurlaub

Vater streichelt behutsam über den Kopf seines neugeborenen Kindes

Vater-Recht & Rolle: Geburt, Geburts­vorbereitung und Sonderurlaub

Die Rolle der Väter bei der Geburt, Rechte auf Geburtsvorbereitung und Sonderurlaub nach der Geburt

In diesem Artikel geht es (fast nur) um Väter, ihre Rolle bei der Geburt und danach und um Dinge wie „Vaterschaftsurlaub“, der eigentlich in allen EU-Ländern bereits umgesetzt worden sein sollte, in Deutschland aber wohl frühestens 2024 verwirklicht wird.

Das bekommst du hier zu lesen:

Die Bedeutung von Vätern in der Familie, auch bei der Geburt, wird mittlerweile weltweit anerkannt: Die WHO empfiehlt zum Beispiel, die Beteiligung von Männern während der Schwangerschaft, der Geburt und nach der Geburt zu fördern, um die Selbstsorge von Frauen und die häuslichen Pflegepraktiken für Frauen und Neugeborene zu verbessern und den Einsatz qualifizierter Vorsorge für Frauen und Neugeborene während der Schwangerschaft, der Entbindung sowie in der postnatalen Periode zu erleichtern.
Einen Anspruch auf Hebammenhilfe gibt es für Väter in Deutschland allerdings (noch) nicht.

Geburtsvorbereitungskurse für Väter und Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen

Geburtsvorbereitungskurse für Paare gehören mittlerweile zum Standard-Angebot von Hebammen. Immer öfters findet man aber auch Geburtsvorbereitungskurse nur für Väter bzw. Tage innerhalb der Kurse, die sich nur an die werdenden Väter richten – ebenso wie Tage, bei denen die werdenden Mütter unter sich sind.

Vater streichelt behutsam über den Kopf seines neugeborenen Kindes

Foto von Helena Lopes auf unsplash

Bei den Terminen der Väter geht es meist weniger um biologische Vorgänge, sondern eher um den Austausch mit anderen werdenden Vätern. Die Männer können Fragen stellen, die sie sich vielleicht nicht zu fragen trauen, wenn die Partnerin zuhört. Und sie erfahren, wie andere Väter ihre Frauen in der Schwangerschaft, aber auch bei der Geburt unterstützen, und wie die neue Familiensituation aussehen kann. Typische Fragen, die Väter vor allem beim ersten Kind bewegen, lauten:

  • Wie lange dauert die Geburt?
  • Ich kann kein Blut sehen – werde ich im Kreißsaal damit konfrontiert sein?
  • Kann ich zwischendurch auch mal herausgehen?

Kleiner Spoiler – die Antworten in Kürze lauten:

  • Eine Geburt kann viele Stunden dauern, die Frage lässt sich vorab also schwer konkret beantworten.
  • Das meiste Blut ist bei der Geburt zu sehen, wenn das Kind bereits da ist und die Plazenta sich löst – und die meisten Väter sind dann mehr mit Frau und Kind beschäftigt als damit, sich Gedanken über Blut zu machen.
  • Und ja, die Väter dürfen auch mal kurz herausgehen und eine Pause machen oder etwas essen, um anschließend wieder ganz für ihre Frauen da zu sein.)

Hier findet ihr eine Übersicht, welche Krankenkassen die Kosten für Geburtsvorbereitungskurse für Väter übernehmen. Und falls eure Krankenkasse nicht dabei ist, lohnt es sich vermutlich, bei ihr nachzufragen – und darauf hinzuweisen, wie viele andere Krankenkassen die Kosten dafür bereits übernehmen!

Wie steht es mit der EU-Vereinbarkeitsrichtlinie über Vaterschaftsurlaub in Deutschland?

Eine 2019 von der Europäischen Union beschlossene Vereinbarkeitsrichtlinie sieht in allen EU-Ländern zehn Tage bezahlten Vaterschaftsurlaub für Väter direkt nach der Geburt des Kindes vor. Diese Richtlinie hätte eigentlich bis August 2022 umgesetzt sein sollen, wurde bei uns aber bislang nicht umgesetzt. Gegen Deutschland wurde daher bereits ein Vertragsverletzungsverfahren von der EU eingeleitet.

Der Grund ist, dass die vorhergehende Regierung der Meinung war, ihre Pflicht, mit der Elternzeit – die auch Väter nehmen dürfen – bereits mehr als erfüllt zu haben. Da die neue Regierung dies anders sieht, wird die „Vaterschaftsfreistellung“ voraussichtlich im Jahr 2024 umgesetzt werden.

Eltern helfen ihrem Kind bei den ersten Schritten am Strand

Foto von Lawrence Crayton auf unsplash

Anspruch auf Sonderurlaub für Väter nach der Geburt

Einen gesetzlichen Anspruch gibt es bereits auf einen Sonderurlaub für Väter nach der Geburt. Dieser ist im Paragraf 313 des BGB festgeschrieben. Allerdings gilt dies nur für verheiratete Väter und oft gewähren die Unternehmen nur einen einzigen Tag, die Dauer des Sonderurlaubs ist im Paragrafen nämlich nicht festgelegt.

Wenn du wissen willst, ob auch dir ein Sonderurlaub zusteht, solltest du einen Blick in deinen Arbeitsvertrag oder den Tarifvertrag werfen. Manche Unternehmen sind großzügiger und gewähren zumindest zwei bis drei Tage Sonderurlaub.

Andere Länder, andere Sitten: Elternzeit für Väter unmittelbar nach der Geburt gibt es in Spanien

Andere EU-Länder haben die Vereinbarkeitsrichtlinie zum Vaterschaftsurlaub bereits umgesetzt:

In Frankreich können Väter sich innerhalb der ersten vier Monate nach der Geburt bis zu elf Tage freistellen lassen und erhalten in dieser Zeit ebenso viel wie Mütter, die Mutterschaftsgeld beziehen. Und dies zusätzlich zur Elternzeit.

In Schweden besteht ebenfalls zusätzlich zum Anspruch auf Elternzeit ein Recht auf zehn Tage Freistellung für Väter innerhalb der ersten drei Monate nach der Geburt. In dieser Zeit erhalten Väter Lohnersatz in Höhe von 80 Prozent ihres Lohns.

Ein wirkliches Vorbild beim Thema Vaterschaftsurlaub ist aber Spanien. Seit dem ersten Januar 2021 haben Väter dort Anspruch auf eine ebenso lange Elternzeit wie Mütter, nämlich sechzehn Wochen – bei vollem Lohnausgleich. Die ersten sechs Wochen Elternzeit unmittelbar nach der Geburt sind für die Väter zudem verpflichtend.

Vater trägt seine Kinder über eine Wiese mit Mohnblumen

Foto von Juliane Liebermann auf unsplash

Tipps von Hebammen für werdende Väter bei der Geburt

Wenn du keine Zeit mehr für einen Geburtsvorbereitungskurs hast und dich fragst, wie du deine Partnerin bei der Geburt unterstützen kannst: Wir haben hier ein paar Tipps von Hebammen zusammengetragen, was sie sich von Vätern bei der Geburt wünschen.

  • Hab Vertrauen: in deine Frau, in dich und in die Hebammen! Trau deiner Frau zu, die Geburt zu meistern. Vertrau den Hebammen und frag nach, wenn du Zweifel hast. Und trau dir selbst zu, deine Frau unterstützen zu können: Indem du sie ermutigst, beruhigst, ihre Hand hältst – und indem du sie fragst, was sie braucht! Du bist kein Zuschauer, sondern eine wichtige Stütze bei der Geburt.
  • Sei aber nicht eingeschnappt, wenn deine Frau dein Angebot ablehnt und sich etwas anderes wünscht. Zum Beispiel schweigen statt reden.
  • Wenn deine Frau eine Wehe hat, sorge dafür, dass sie sich auf diese konzentrieren kann und versuche herauszufinden, wie du sie unterstützen kannst. In der nächsten Wehenpause könnt ihr euch weiter unterhalten, wenn deine Frau das will.
  • Gestalte die Geburt eures Kindes möglichst so, wie es für deine Frau am besten ist: Mach Musik an, wenn ihr das guttut. Frag, ob es eine Geburtswanne gibt. Und besprich mit ihr vorab, was für Wünsche sie hat. Natürlich können nicht alle Wünsche erfüllt werden, aber den Hebammen ist ebenfalls wichtig, dass es euch gutgeht!

Was du als Vater bei der Geburt nicht tun solltest

Es gibt auch ein paar Dinge, die bei der Geburt nicht hilfreich sind, und die du als Vater im Kreißsaal (oder im Geburtshaus oder Zuhause) nicht tun solltest:

  • Verfalle nicht in hektischen Aktionismus!
    Mach dir vorher klar, wie eine Geburt abläuft, und verlange nicht plötzlich nach Schmerzmitteln für deine Frau oder fordere die Hebammen auf, „jetzt schnell was zu unternehmen“. Bleib stattdessen ruhig oder geh einen Moment vor die Tür und gönn dir eine Pause.
  • Auch Streit schafft keine gute Atmosphäre bei einer Geburt.
    Natürlich sollst du den Hebammen und dem Geburtshelfer-Team die Wünsche deiner Frau übermitteln. Aber in einer möglichst ruhigen Atmosphäre. Auch hier hilft es unter Umständen, das Gespräch vor der Tür zu führen, wenn nötig.

Noch mehr Tipps für die Geburt aus einer männlichen Perspektive gibt Kilian Lanig – eine von rund 60 männlichen Hebammen, die es in Deutschland gibt ­– in einem Interview der Zeitschrift Men’s Health

Flyer für werdende Väter – für den schnellen Überblick

Die Hebammen für Deutschland e. V. haben die Entwicklung eines Flyers unterstützt, der sich speziell an Väter richtet und unter anderem eine Checkliste für die Kliniktasche bietet sowie über eure Elternrechte während der Geburt aufklärt.

Hier findest du den Flyer, zusammen mit weiteren Links und Einladungen zu einem „Erzählcafé für Väter“, das dazu anregen soll, die Perspektive von Vätern stärker einzubringen.

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