Introduction

Neustart nach der Elternzeit

Neustart nach der Elternzeit

Wir haben einen Kita-Platz. Nächsten Monat startet die Eingewöhnung. Was mache ich dann beruflich? Wieder in ein Angestelltenverhältnis gehen oder freiberuflich arbeiten? Aktuell wartet niemand auf meine Rückkehr. Wohin mit mir? Er steht er an – Der Neustart nach der Elternzeit.

„Jackpot?“

Eigentlich kann ich mich glücklich schätzen, einen Kitaplatz bekommen zu haben. Eines Morgens war plötzlich die E-Mail da und ich war ganz überrascht. Wir sind Last Minute nachgerückt und das ist eigentlich ziemlich unwahrscheinlich.

Lange hatte ich damit gehadert, meinen Sohn überhaupt so früh in die Fremdbetreuung zu geben. Vor einem halben Jahr hätte ich mir das noch nicht vorstellen können.

Jetzt ist er so weit, dass er sich austoben möchte und gerne mit anderen Kindern spielt. Ich habe ein besseres Gefühl, aber hundertprozentig stehe ich nicht dahinter. Am liebsten würde ich ihn weiterhin bei mir haben wollen, mit viel Unterstützung daheim.

Da es die Unterstützung aktuell aber nicht gibt, gehen wir jetzt diesen Weg. Er wird mir in der Eingewöhnung schon zeigen, ob er dort sein möchte oder nicht. Und wenn nicht, dann finden wir einen anderen Weg, Auf die Eingewöhnung lassen wir uns jetzt erstmal ganz offen ein.

Wo ist die Wertschätzung in der Elternzeit?

So richtig offiziell war ich nicht in Elternzeit. Ich hatte meine Jobs bewusst gekündigt, um auf eine Reise zu gehen. Ich wollte die Auszeit. Auf dieser Reise wurde ich schwanger. Somit war ich nicht mehr finanziell abgesichert und bekam „nur“ das Minimum Elterngeld von € 300,- monatlich. Finanziell wird es langsam eng. Dieser finanzielle Druck ist der Hauptgrund, warum ich der Kita jetzt zustimme.

Ich würde mir wünschen, dass Elternschaft wertschätzender entlohnt wird. Dass Mamas und Papas 3 Jahre (+/-) daheim sein dürfen und analog einem Job „bezahlt“ werden. Die Care-Arbeit ist oftmals so viel anstrengender als jeder Job, den ich hatte. Warum wird das so viel weniger wertgeschätzt? Aber das ist ein anderes Thema und würde hier ausufern….

Wo bleibe ich als Person?

Auf der einen Seite bin ich frei, alles zu tun, was ich mag. Auf der anderen Seite fällt mir die Entscheidung schwer.

Am liebsten würde ich noch 1-2 Monate einfach Garnichts machen, außer intuitiv den Tag zu leben. Alles nachholen, was ich als Alleinerziehende über 1 Jahr nicht machen konnte, weil mein Sohn nahezu nonstop bei mir war. Sauna, Sport, Lesen, Schlafen, lange Gespräche. Zurück zu mir kommen. Meine neue Identität finden. Ich wünsche mir Zeit.

Dieser nahtlose Übergang von 24/7 Mama zu „Back to Business“ stresst mich.  Wer bin ich denn jetzt? Ich bin definitiv nicht mehr dieselbe wie vor der Geburt. Das ist im Grunde super, aber wer bin ich denn jetzt neben der „Mama von …“? Was sind meine aktuellen Werte? Wofür möchte ich mich stark machen?

Ich bräuchte einen Moment für mich. Leider ist das nicht möglich. Die Kita möchte einen Nachweis über meine vertraglich vereinbarten Arbeitsstunden. Ansonsten haben wir kein Anrecht auf diesen Platz. So ist leider das Vergabeprozedere in München bei den städtischen Einrichtungen. Die Eltern mit den meisten Arbeitsstunden haben die höchste Chance auf den Platz, neben ein paar weiteren Kriterien.

Welcher Neustart nach der Elternzeit?

Ich merke, dass ich unmöglich einen Job oder Auftrag nur wegen des Geldes machen kann. Mein Sohn braucht nahezu meine volle Energie. Da kann ich nur noch in Projekten mitarbeiten, die mich nicht vollends aussaugen, sondern mir bestenfalls noch Energie geben. Zeit und Ressourcen sind sehr viel wertvoller geworden.

Ich bin hin- und hergerissen. Die Festanstellung möchte ich im Grunde nicht mehr. Das hatte ich mir nach meiner letzten Anstellung geschworen. Egal wie hoch das Gehalt auch sein möge. Von nun an nur noch „frei“. Ich könnte ich nicht mehr Reisen, wann und wohin ich möchte. Ich wäre wieder gebunden. Auf der anderen Seite wäre mir eine Struktur vorgegeben und das tut vielleicht auch gut.

Foto von Vojtech Okenka: https://www.pexels.com/de-de/foto/person-die-apple-magic-mouse-halt-392018/

Aber was ist, wenn der Winter und somit die Krankheiten aus der Kita mit heimkommen? Wäre es dann nicht besser, im sicheren Boot zu sitzen? Den Chef anrufen und sich Kinderkrank melden? Deutlich einfacher als freiberuflich den Spagat zwischen Kinderbett und Laptop hinzulegen. Ich sehe es bei einer Freundin und ihrem Kind. Immer wieder gibt es Tage, an denen Sie nachts arbeitet oder gar nicht zum Arbeiten kommt.

Wenn ich freiberuflich arbeiten würde, was biete ich dann von meinen Skills an? Brauche ich da nicht erstmal Vorlauf, um Aufträge zu generieren? Was macht mir am meisten Spaß? Kann ich mich allein wirklich strukturiert und fokussiert durch den Tag bringen? Ist das nicht noch ein größerer Kraftaufwand, als einer Festanstellung mit Vorgaben und Team um mich herum nachzugehen?

Am allerliebsten würde ich ein Unternehmen gründen gemeinsam mit einem Co-Founder. Ein Unternehmen, dass echten Mehrwert für die Gesellschaft stiftet und nicht nur Fokus auf wirtschaftlichem Wachstum hat. Dazu habe ich in letzter Zeit einige Gespräche geführt. Final ergeben hat sich noch nichts. Ich bleibe definitiv dran.

Es bleibt spannend

All diese Fragen beschäftigen mich und ich bin gespannt, welche Entscheidungen ich in den nächsten Wochen treffen werde. Vermeintliche Sicherheit versus vermeintliche Freiheit. Ich werde berichten von meinem Neustart nach der Elternzeit.

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