Introduction

Ich werde das Kind bekommen

Ich werde das Kind bekommen

Anfang Dezember war ich nun wieder in meiner Wohnung. Schwanger aus Portugal zurückgekehrt. Halleluja – was für eine verrückte Situation. Mittlerweile hatte ich mich entschieden, ich werde das Kind bekommen.

Eine schöne Botschaft

Beim Ultraschall zeigte sich nun auch deutlich das Geschlecht. Ein Junge war zu mir unterwegs und diese Nachricht brachte mich zum Lächeln. Ein Junge war immer mein Wunsch, sofern ein Kind in mein Leben treten würde. Jetzt war es also tatsächlich so. Was für eine kraftvolle Nachricht so kurz vor Weihnachten.

Sozialer Rückzug

Ich verbrachte die Tage abwechselnd zwischen Bett und Sofa. Nur zu Arztbesuchen verließ ich das Haus. Lebensmittel bestellte ich über den Lieferservice und ich reagierte weder auf Anrufe noch auf Einladungen zu Treffen. Ich konnte nicht und ich wusste nicht wieso. Was war los mit mir? Warum hatte ich mich sozial so zurückgezogen? Nicht mal Spaziergänge durch meine geliebte Natur waren möglich.

Weihnachten allein daheim

Und so vergingen die Wochen. Weihnachten und Silvester verbrachte ich allein daheim. Ich habe keine Familie und deshalb fühle ich mich an diesen feierlichen Tagen immer einsam. Doch dieses Mal war es anders. Ich spürte keine Trauer, ich spürte nichts. Ich abonnierte einen Streaming-Dienst und wenn ich nicht gerade schlief, verbrachte ich die Tage und Wochen in der fiktiven Film- und Serienwelt. Es ist schon verrückt, wie sehr wir der Realität fernbleiben können.

Meine Geschichte wiederholt sich

In einer der unzähligen schlaflosen Nächte (23.12.) schrieb ich Nachrichten mit einem Bekannten. Ich schilderte ihm meinen Zustand – den Rückzug in meine Wohnungs-Höhle, Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit und den Schmerz über die Ablehnung des Kindsvaters. Mein Bekannter ist dem Schamanismus sehr verbunden und sagte, er kenne es, dass die Kindheit in der Schwangerschaft auftaucht. Man begegne dadurch den eigenen Eltern bzw. der Beziehung zu Ihnen. Wow – diese Worte kamen an bei mir. Mein eigener Vater wollte mich auch nie. Stand nicht zu meiner Mutter oder zu mir. Die Geschichte wiederholte sich tatsächlich ein Stück-weit. Ich befand mich in einer Retraumatisierung.

Trauma Therapie und Atemsitzungen

Es regte sich Emotion in mir. Endlich zeigte sich der nächste Schritt für mich. Dieser dumpfe Gefühlszustand der letzten Monate beängstigte mich. Mein Bekannter empfahl mir schamanische Atemsitzungen und eine Trauma-Therapeutin im angrenzenden Viertel. Das erschien mir „machbar“ in meinem Zustand und ich war so unendlich dankbar über diese Empfehlung. Endlich „sah“ jemand, was mit mir passiert war und reichte mir die Hand zur Hilfe bzw. Selbsthilfe. Generell nehme ich immer sehr gerne Expertenwissen, Coachings und Therapien in Anspruch, um zu wachsen und zu heilen. Dafür muss ich ja wissen, wo ich ansetzen kann. Jetzt wusste ich es.

Hilfe in Sicht

Einige Wochen später saß ich bei der Trauma-Therapeutin in der Praxis. Sie erklärte mir die Methode „Somatic Experience“ und ich war beeindruckt. Hier wird primär mit dem Körper und weniger mit dem Verstand gearbeitet. Das war mir neu. Sie sagte, ich befände mich in einer Art Erstarrung und dass mein Körper wie auf Notstromaggregat laufe. Damit ging ich sehr in Resonanz. Endlich erklärte mir jemand, was mit mir los ist. Hilfe war in Sicht.

Zurück im Leben

Nach nur fünf Sitzungen und einigen Tränchen später hatte sich die Erstarrung aufgelöst. Ich konnte wieder am Leben teilnehmen. Einkaufen, Spazieren, mich draußen „zeigen“, To-dos erledigen. Alles wieder machbar. Zuerst nur im Dunkeln und dann auch tagsüber. Erstaunlich effektiv ist die Arbeit mit dieser Methode. Das hatte ich vorher nicht für möglich gehalten. Ich bin unfassbar dankbar dafür.

Corona in der Schwangerschaft

Ich ging also wieder raus, umgab mich mit Freunden und zack – hatte ich mich mit Corona angesteckt. Wahrscheinlich begünstigt durch das schwache Immunsystem und die wenige frische Luft der letzten Monate. Ich hatte einen anstrengenden Verlauf mit Fieber und es hat mich nochmal für einige Wochen lahmgelegt. Der Kleine in meinem Bauch hat also schon vor seiner Geburt eine aufregende Reise mit mir.

Nur 3 Monate verbleiben

Nach meiner Genesung hatte ich nur noch 3 Monate, um alles bis zur Geburt vorzubereiten und zu organisieren. Bisher hatte ich nichts „geschafft“. Ich begann mit dem Thema: Hebamme für die Nachsorge. Die war schnell organisiert, denn ich habe eine in meinem Bekanntenkreis und sie sagte direkt zu.

Bloß nicht ins Krankenhaus

Nächstes Thema: Geburtsort. Mir war schnell klar, dass ich den Kleinen nicht im Krankenhaus auf die Welt bringen möchte. Dieses grelle Licht, dieser Geruch, das sterile Umfeld, Zeitstress, Hektik – ich würde mich nicht wohlfühlen. Ich habe mir eine friedliche, selbstbestimmte, kraftvolle Geburt gewünscht. Besonders nach den Turbulenzen der letzten Monate und den neuen Erkenntnissen aus der Traumatherapie.

Also kontaktierte ich beide Geburtshäuser in München. Beide hatten nur noch Wartelistenplätze. Ich war Monate zu spät. Zwei Geburtshäuser sind auch eindeutig zu wenig für diese große Stadt. Ich erfuhr, dass eines der Häuser sogar ein ganzes Team aufgelöst hat aufgrund von Hebammenmangel.

Es wird eine Hausgeburt

Ich durfte mich also nach einer Alternative umschauen. Die verbleibende Möglichkeit war also die Hausgeburt. Der Gedanke gefiel mir mehr und mehr und so machte ich mich auf die Suche nach einer Hausgeburtshebamme. Die war aufgrund einer Empfehlung schnell gefunden und sie nahm mich tatsächlich so kurzfristig auch noch an. Was ein Glück. Witzigerweise ist sie in der gleichen Region wie ich geboren und es war von Anfang an ein Match der Fügung.

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