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Blöde Mama – oder: wenn das Mamaherz bricht

blöde Mama

Blöde Mama – oder: wenn das Mamaherz bricht

Dreieinhalb ist unsere Große inzwischen und damit volle Kanne in der Autonomiephase – landläufig und weniger schmeichelhaft wohl eher bekannt als Trotzphase. Und damit bringt sie uns fast täglich an unsere Grenzen. 

Es wird diskutiert, verweigert und noch mehr diskutiert. Geschrien diskutiert, „Nein, nein, ich will nicht.“ Kleinkindeltern kennen das. 

Was wirklich hilft: viel Liebe, viel Bestätigung, viel ihr deutlich machen, dass wir sie und ihre Bedürfnisse wahrnehmen. 

Hauptsache draußen

Am besten klappt das meist, wenn wir unterwegs sind. Nicht daheim in unseren drei Zimmern, sondern draußen bei einem Ausflug an der frischen Luft, wo es immer etwas Neues zu erleben gibt. Wutanfälle kommen dort wesentlich seltener vor, es wird weniger diskutiert und alles läuft irgendwie harmonischer. 

Als Papa also letzten Sonntag mit der neuesten Erkältung im Bett lag, packte ich die Kinder ein und fuhr zum Bergtierpark. Dort gibt es nicht nur Ziegen und Rehe zu füttern, sondern auch tolle Rutschen und Spielgeräte draußen sowie einen riesigen Indoor-Spielbereich. Unser kleiner Wutzwerg hatte einen großartigen Tag. Jedes Klettergerüst, jede Rutsche und jede Attraktion wurde ausgetestet, während ihr Bruder im Kinderwagen schlummerte. 

Auf dem Heimweg hielten wir noch an der Tankstelle, damit ich die Tomatensoße einkaufen konnte, die sie sich sehnlichst zum Abendbrot wünschte. Während die Nudeln kochten, durfte sie eine Folge Paw Patrol schauen und ich gratulierte mir selbst dazu, dass ich es geschafft hatte, meiner kleinen Wutmaus so einen schönen Tag bereitet zu haben. Ich hielt mich in diesem Moment für eine tolle Mama. 

„Blöde Mama!“ Wenn das Mamaherz bricht 

Als ich sie freundlich bat, den Fernseher auszuschalten und zum Essen zu kommen, sah die kleine Maus das jedoch ganz anders. Erst protestierte sie lautstark und fügte dann ganz leise ein „Blöde Mama!“ an. Doch laut genug, damit ich es hören konnte. 

Da steht dieses süße Wesen auf der Couch und bricht dir mit zwei kleinen Worten das Herz. Und das an einem Tag, an dem ich mir aktiv so viel Mühe gegeben hatte, ihre Bedürfnisse zu erfüllen und ihr so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu schenken. 

Erst wurde ich sauer, dann unheimlich traurig. Und sie war währenddessen vollkommen unbekümmert. Erst als Papa ihr deutlich machte, dass ihre Worte verletzend waren, dämmerte es ihr, dass so etwas nicht in Ordnung ist. 

Das meint sie doch nicht so

Natürlich ist mir bewusst, dass man solche Aussagen nicht überbewerten darf. Kinder sagen eben unbedarft alles, was ihnen in den Sinn kommt. Was natürlich meistens auch etwas total Positives ist. Und „blöde Mama“ heißt ja nicht, dass sie ihre geliebte Mami tatsächlich blöd findet, sondern steht stellvertretend für: „Ich finde es richtig blöd, dass ich noch so klein bin und nicht selbst entscheiden darf, wann ich den Fernseher ausschalte. Immer entscheidest du das! Das finde ich richtig doof!“ Und wer sollte ihr diese Gedanken verübeln? Ein Kleinkind zu sein, muss auch teilweise echt frustrierend sein: meist nicht die eigenen Entscheidungen treffen zu dürfen. Gefühle manchmal nicht richtig in Worte fassen zu können. Und wenn etwas nicht nach Plan läuft, von einer Wut überrannt zu werden, die das kindliche Gehirn in diesem Entwicklungsschritt einfach noch gar nicht abwenden kann. 

Und genau damit im Hinterkopf bemühe ich mich nun umso mehr, sie durch ihre Wutanfälle und Gefühlsausbrüche liebevoll zu begleiten. Sie oft eigene Entscheidungen treffen zu lassen und, wenn das nicht möglich ist, ihr meine Entscheidungen zu erklären. 

So schaffen wir es hoffentlich halbwegs harmonisch durch die restliche Zeit der Autonomiephase. Danach wird es wohl wieder entspannter mit Kindern… bis zur Pubertät, aber das wird dann noch einmal ein ganz anderes Thema sein. 

 

Titelbild: Photo by Caleb Woods on Unsplash

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