Jede Schwangere hat laut Sozialgesetzbuch einen Anspruch auf Hebammenhilfe bei der Entbindung und im Wochenbett, und zwar bis zu zwölf Wochen nach der Geburt. In der Praxis kann es aber sehr schwierig werden, eine zu finden, was du vielleicht schon selbst erlebt oder von anderen gehört hast.
In diesem Artikel geht es daher darum, was du noch versuchen kannst, wenn du noch keine Hebamme gefunden hast.
Wir klären die folgenden Punkte:
Brauche ich überhaupt eine Hebamme?
Hebammen bieten eine enge, persönliche Betreuung an. Sie stehen dir für aufkommende Fragen zur Verfügung, kommen für die Wochenbettbetreuung nach Hause und fungieren auch als Stillberaterinnen. Sie ergänzen damit die medizinische Versorgung deiner Ärztin oder deines Arztes.
Besonders für das Wochenbett bzw. die Zeit nach der Geburt solltest du dir eine Nachsorgehebamme suchen. Vor allem, wenn du eine Hausgeburt planst, dein Kind in einem Geburtshaus zur Welt bringen möchtest oder gerne eine Beleghebamme bei der Geburt im Kreißsaal dabeihaben möchtest.
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Erste Anlaufstellen bei der Hebammensuche
Vielleicht hast du schon alle Optionen durch, vielleicht stehst du aber auch noch am Anfang. Bei den folgenden Stellen kannst du nach einer Hebamme fragen:
- Bei deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt. Manche kooperieren bei der Vorsorge auch mit freiberuflichen Hebammen.
- Bei deiner Krankenkasse. Diese sollte eine Liste haben und mit etwas Glück auch aktiv bei der Vermittlung an eine Hebamme helfen können, die noch Termine frei hat.
- Im Krankenhaus bzw. deiner Geburtsklinik. Eventuell bietet die Klinik auch selbst offene Sprechstunden als Not-Alternative an.
- Im nächsten Geburtshaus oder einer größeren Hebammenpraxis.
- Bei einer Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen, wie z. B. pro familia.
Und natürlich kannst du online suchen, zum Beispiel unter den folgenden Adressen:
- Auf der Seite des Bayerischen Hebammen Landesverbandes e.V.
- Beim GKV-Spitzenverband
- Auf der Plattform des Deutschen Hebammenverbandes
- Für München: beim gemeinnützigen Verein HebaVaria e. V.
Tipps für die Online-Suche:
- Such bei Google oder noch besser bei einer datenschutzfreundlichen, karitativen Suchmaschine wie Ecosia nach „Hebamme + Stadt/Stadtteil“. Damit findest du auch Hebammen, die nicht in einem Portal angemeldet sind.
- Wenn du eine Absage bekommst, frag nach, ob die Hebamme dir eine Kollegin nennen kann, die vielleicht Zeit hat.
Alternativen zur Betreuung durch eine Hebamme: vom Stillvorbereitungskurs bis zur ambulanten Sprechstunde
Vor und nach der Geburt: Stillvorbereitungskurs, Säuglingspflegekurs, Still-Treff
Auch ein Stillvorbereitungsseminar bzw. eine Stillberaterin kann als Unterstützung hinzugezogen werden, um das Thema Stillen abzudecken. Allerdings ersetzt eine Stillberatung nicht die Nachsorge durch eine Hebamme.
Auch in Säuglingspflegekursen erfährst du, was dich im Wochenbett und beim Leben mit einem Neugeborenen erwartet. Und du kannst persönliche Fragen loswerden. Auch in Still-Treffs findest du praktische Unterstützung und Austausch.
Anbieter solche Kurse können Hebammenpraxen, pro familia oder auch kirchliche Einrichtungen sein.
Für die Zeit der Geburt: Geburtsbegleitung durch eine Doula
Für die Zeit vor und während der Geburt gibt es mittlerweile immer öfters auch sogenannte „Doulas“. Doulas besuchen dich vor der Geburt und begleiten dich für die Geburt ins Krankenhaus. Sie sind aber keine medizinischen Fachkräfte und somit nur eine mögliche Ergänzung und kein Ersatz zu einer Hebamme. Mehr über Doulas erfährst du in diesem Artikel von uns.
Vor und nach der Geburt: Online-Hebammen-Beratung
Corona hat es möglich gemacht: Es gibt mittlerweile auch Online-Hebammenberatung. Anlaufstellen sind auch hier Kliniken oder deine Krankenkasse, die auch die Kosten hierfür übernimmt. Es gibt nicht nur Online-Geburtsvorbereitungskurse, sondern auch Online-Stillberatungsseminare und sogar Online-Hebammenbetreuung nach der Geburt. Auch eine solche Betreuung ist nur ein magerer Ersatz für einen Wochenbettbesuch einer Hebamme, aber eine Alternative, bei mangelnder Hebammenbetreuung vor Ort.
Allerdings lässt sich online nichts abtasten. Bei ernsten Problemen solltest du ärztlichen Rat einholen, bei der Kinderärztin oder deiner Gynäkologin.
Eine einmalige Videoberatung kannst du auch auf der Plattform des Deutschen Hebammenverbandes in Anspruch nehmen.
Es lohnt sich auch bei deiner Krankenkasse nach weiteren Angeboten zu fragen. Es gibt zum Beispiel Kurse und Beratungsangebote von kooperierenden Dienstleistern, bei denen sie die Kosten möglicherweise übernehmen.
Alternativen zur Hebammenunterstützung für die Zeit nach der Geburt:
Ambulante Sprechstunde in einer Hebammenpraxis
In manchen Städten bieten Hebammenpraxen eine Sprechstünde für Mütter (und Väter) an, die keine Hebamme gefunden haben. Natürlich ist es sehr viel schonender für dich und dein Kind, wenn die Nachsorgehebamme nach Hause kommt (es heißt nicht umsonst Wochen“bett“), aber zumindest wirst du mit deinen Fragen nicht alleingelassen.
Die ambulante Beratung wird in der Regel über die Krankenkasse abgerechnet, wie auch die sonstigen Hebammenleistungen. Auch Kliniken, gynäkologische Praxen und sogar Apotheken bieten diesen Service in manchen Regionen an.
Wochenbettstation im Krankenhaus statt Wochenbett zuhause
Falls du keine Nachsorge-Hebamme gefunden hast, dein Kind, wie fast alle Kinder, im Krankenhaus zur Welt kam und du dich auf der Station wohl fühlst, kannst du fragen, ob du noch den Milcheinschuss im Krankenhaus abwarten darfst. Dieser findet allerdings erst am dritten Tag nach der Geburt statt, du müsstest also bis zum vierten Tag im Krankenhaus bleiben. Eventuell könnte das für die Kliniken nicht so leicht umsetzbar sein, aber wie schon eingangs geschrieben: Du hast einen gesetzlichen Anspruch auf Unterstützung durch eine Hebamme!
Unterstützung durch Freunde, Familie und Nachbarn – oder „wellcome“
Die Unterstützung von Familie und Freundinnen ersetzt natürlich keine medizinische Beratung. Aber andere Menschen können dir bzw. euch ganz viel abnehmen: Einkaufen, Gekochtes vorbeibringen, das ihr nur aufwärmen müsst, kurz mal durch die Wohnung saugen, eine Weile das Kind halten etc.
Dadurch hast du auch einmal einen Moment Zeit für dich, was auch helfen kann, einem Milchstau vorzubeugen. Und wenn ihr keine Familie und Freunde in der Nähe habt, die helfen können, gibt es noch ehrenamtliche Initiativen wie zum Beispiel „wellcome“.
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Falls du keine Hebamme findest, kannst du den Hebammenmangel melden
Der Hebammenverband hat eine Landkarte erstellt, auf der angezeigt wird, wo besonders viele Frauen erfolglos eine Hebamme suchen. Zudem kannst du dir auch einen Musterbrief herunterladen und diesen an deine Krankenkasse schicken, um weiter auf das Problem aufmerksam zu machen. Hier geht es zur „Landkarte der Unterversorgung“.
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