Schon in der Schwangerschaft hat meine Hebamme intensiv darauf hingewiesen, was für eine besondere Zeit die ersten 40 Tage nach der Geburt sind. Ich konnte es mir nicht vorstellen, aber sie sollte Recht behalten. Das Wochenbett – voller Liebe & Schlafmangel.Die ersten 2 Nächte nach der Hausgeburt ist meine Freundin bei mir geblieben. Hat mich versorgt mit Essen, Getränken, Liebe und ausschließlich sie hat den Kleinen gewickelt und auch mit ihm gekuschelt. So konnte ich auf dem Sofa liegen und mich erholen und die Geburt nachwirken lassen. Ich habe keinen Partner und wusste, dass ich viel allein schaffen darf. Das war mir also rational klar. Ich dachte, ich schaffe es auch ohne Hilfe. Und dann war es so weit und ich war so froh, dass sie da war.
Netzwerk – besonders wichtig für Alleinerziehende
Die Wochen vor der Geburt waren sehr emotional bzgl. des Themas Wochenbett. Meine Hebamme sagte, ich brauche ein Netzwerk, dass mich mit gutem, nährendem und wärmendem Essen versorgt. Ein Netzwerk, das an meiner Seite und einfach DA ist. Mein Umfeld bzw. meine Freunde waren nicht so „DA“, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich durfte immer wieder darauf hinweisen, dass ich mir Begleitung in der Schwangerschaft wünsche und auch Hilfe für das Wochenbett. Irgendwann war ich müde, es weiterhin zu erwähnen. Ich beschloss mich so aufzustellen, dass ich es ohne sie schaffen würde. Da ich selbst nicht koche, wollte ich auf Lieferservices zurückgreifen.
Gelbsucht und Gewichtsabnahme
Ich hatte das Glück, von zwei Hebammen betreut zu werden. Meine Nachsorgehebamme ging völlig anders mit der natürlichen Gewichtsabnahme und einer leichten Gelbsucht um als meine Hausgeburtshebamme. Angst & Kontrolle versus Vertrauen & Intuition. Bis dahin war mir nicht bewusst, wie unterschiedlich der Ansatz der beiden generell tatsächlich ist. Der medizinische Ansatz hat mich ziemlich gestresst. Die Nachsorgehebamme ist direkt Milch besorgen gegangen, als der Kleine Gewicht verloren hat. Die Hausgeburtshebamme hingegen war völlig entspannt in Erwartung auf den Milcheinschuss. In einem waren sich beide zumindest einig: Der Kleine darf Sonnenbaden, um die Gelbsucht zu neutralisieren.
Erster Ausflug – zum Kinderarzt
Eine Woche nach der Geburt stand die U2 an. Da ich nicht im Krankenhaus entbunden habe, musste ich dafür zum Kinderarzt. In einer Stadt wie München nicht so einfach, überhaupt einen Arzt mit Kapazitäten zu finden. Mein Kreislauf war eine Woche nach der Geburt noch nicht wieder verlässlich da. Dazu die Schmerzen und Eingeschränktheit in der Bewegung aufgrund der Nähte. Meine Freunde waren der Meinung, ich solle nicht selbst mit dem Auto fahren und ich nahm ein weiteres Hilfsangebot von einer Bekannten an. Sie holte mich mit ihrem Auto ab und ihr zweiter Kindersitz stand für meinen Kleinen auf dem Beifahrersitz bereit. Ich brauchte nur einsteigen und das war super.
Beim Arzt durfte ich direkt in das Behandlungszimmer durchgehen, aber ich musste fast 1h Stunde auf die Ärztin warten. Das war ziemlich herausfordernd, körperlich und mental, denn als Erstlingsmama ist so ein erster Termin außer Haus schon aufregend. Die Untersuchung selbst ging dann sehr schnell und es war alles in Ordnung.
Nach dem Termin beschlossen wir, noch ein paar Hausecken weiter ins Café zu gehen. Ich freute mich sehr, nach 1 Woche mal wieder draußen zu sein. Ich bin absolut kein Mensch, der gern daheim und drinnen ist. Ich genoss den Kaffee in der Sonne unfassbar und die Kinder haben neben uns geschlummert. Anschließend brachte sie uns wieder heim und ich war sehr zufrieden und wieder mehr aufgetankt.
Ausgehen statt Rückzug
Abends kam meine Freundin noch vorbei und da sind wir direkt wieder raus in den Biergarten vom Restaurant. Ein wunderschöner Sommerabend zu dritt, den ich immer in Erinnerung halten werde.
Ich bin generell nicht der Typ, der gern daheim ist. Und so saß ich eine Woche nach dem Biergarten mit den Kleinen unterm Baum im Freibad. Dieser Sommer war sehr heiß und mich hat einfach nichts in der Wohnung gehalten. Draußen habe ich meine Energie auftanken können, Schlafmangel vergessen und war unter Menschen. Das war wichtig.
Kuscheln, Liebe, Kuscheln
Es ist schon verrückt. Auf einmal ist da dieses kleine Wesen und möchte den ganzen Tag am Körper kleben. Es ist sehr ungewohnt, keinen Schritt mehr allein zu vollziehen. Selbst ins Bad aufs stille Örtchen möchte das kleine Paket mitgenommen werden. Neben all der neuen „Fremdbestimmung“ ist es sehr besonders, zu kuscheln. Im Bett, auf dem Sofa, auf einem Stuhl. Einfach überall so viel Körperkontakt wie nur möglich.
Diese zarte, weiche Haut spüren, tief in die Augen schauen, die kleinen Fingerchen streicheln. Alles entdecken, berühren und aufsaugen. Eine besondere Kuschelzeit.
Besuch – schön oder unschön?
Ich hatte schönen und nicht so schönen Besuch. Schön war der, der auf sanfte Weise an diesem Wunder teilhaben wollte, Essen mitbrachte und wenig Energie aufwirbelte. Unschön war der, der unangekündigt kam und dann nur über sich selbst sprach. Für derartiges hatte ich keine Kapazität und das hat sehr angestrengt.
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