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07.02.14 Schweres Herz

07.02.14 Schweres Herz

Ich hatte wieder einen Termin bei der Frauenärztin. Alles gut und so wie es sein soll. Ich frage nach, ob ich es langsam mal wem erzählen darf. Sie sagt, dass die „Alles-oder-nichts-Phase“ nun vorbei sei, ich könnte also schon damit anfangen, mit dem Verkünden der frohen Botschaft. Am selben Tag werde ich von einem Freund angerufen, einem Filmemacher. Er erzählt mir davon, dass er ein Jahr lang um die Welt reisen wird und jede Woche für einen Fernsehsender einen Beitrag dazu veröffentlichen wird. Eine bezahlte Weltreise sozusagen. Er fragt mich tatsächlich, ob ich mit will. Seine dafür vorgesehene Partnerin sei ihm abgesprungen. Ich schweige für einen Moment. Erstmal fühle ich mich geehrt. Da kann sich jemand vorstellen, mit mir auf Weltreise zu gehen. Cool. Dann fang ich an, herumzustottern, bis er mir das entscheidende Wort abnimmt und fragt: Bist du etwa schwanger, Lucille? Schweren Herzens bejahe ich. Es tut gerade weh, das schwere Herz. Ein Jahr lang um die Welt reisen und filmen. Wann kann ich so etwas machen? Muss man das nicht gemacht haben, bevor man Kinder auf die Welt setzt? Oder will man als Rentner das dann alles nachholen? Wieso stellt er mir jetzt die Frage? Warum nicht vor einem Jahr? Wäre ich dann mitgekommen? Ich verneine und werde ein wenig entspannter. Hätte ich dafür meine Beziehung aufs Spiel gesetzt? Nein. Puh. Nochmal Glück gehabt. Wir lachen ein wenig über diese Umstände, der Filmemacher und ich. Was für ein Kontrastprogramm. Ich brüte ein Kind aus, er entdeckt die Welt. Ich frage ihn, was er machen würde, wenn es andersherum wäre. „Das ist doch mindestens genauso krass. Vielleicht krasser. Du schenkst Leben!“ Ein bisschen leichter wird es, das Herz.

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