Introduction

Und täglich grüßt das Murmeltier

Und täglich grüßt das Murmeltier

Bevor man schwanger wurde lächelte man milde und nickte mitfühlend, wenn bereits schwangere Freundinnen oder Bekannte von ihrem größten Leid, der Morgenübelkeit, erzählen. Bei Filmen saß man kopfschüttelnd vor dem Fernseher und amüsierte sich köstlich, wenn die schwangere Protagonistin wie von der Tarantel gestochen zur nächsten Toilette rennt und fragt sich als Unwissende dann, ob das denn wirklich soooo schlimm sein kann.

Dann wird man selbst schwanger und weiß plötzlich: Ja, kann es.

Das fiese an der ganzen Geschichte ist ja, dass es von jetzt auf gleich losgeht und zwar von 0 auf 100. Du wachst eines Morgens auf, stehst auf und BOOOOM, da ist sie: Hallo!!! Ich bin’s, ihre Morgenübelkeit! Aber lassen sie sich vom Namen nicht irritieren, wir werden auch Vormittage, Nachmittage und Abende miteinander verbringen. Freuen sie sich jetzt?

Die Frage, warum Morgenübelkeit denn Morgenübelkeit heißt, wenn sie doch den ganzen Tag über andauert, fand ich früher brüllend komisch, doch jetzt stell ich sie mir mit aller Ernsthaftigkeit jeden einzelnen Tag. Mir ist ungelogen immer schlecht! Jetzt muss ich, dank meines Beschäftigungsverbots, zum Glück nicht zur Arbeit, aber ich habe natürlich andere Aufgaben. Meinen Hund zum Beispiel. Ich warte also jeden Morgen eine gewisse Zeit lang über meiner Toilettenschüssel, bis sich mein Magen soweit beruhigt hat, dass ich mich in der Lage fühle mit meinem Hund einmal um den Block zu gehen. Leider verschätze ich mich aber ziemlich oft, weshalb es nicht selten vorkommt, dass auch ich auf der Spazierrunde meine Spuren hinterlasse. Das ist peinlich, vor allem als ich neulich im Innenhof ein älteres Pärchen traf und diese freundlich grüßte. Daraufhin blieben beide stehen, nickten mir zu und die Dame meinte zu ihrem Mann mit sanfter Stimme: „Kuck Herbert, das ist die nette junge Damen von nebenan die morgens immer in die Rabatte bricht.“ Mein sonst vor Übelkeit bleiches Gesicht wurde puterrot, ich lachte verlegen und suchte schnellstmöglich das Weite.

Zum Glück stand diese Woche noch ein aufregender Termin an, auf den ich wirklich fieberte und kaum erwarten konnte. Der erste Termin bei meiner Frauenärztin war endlich fällig. Wir hatten die erste Untersuchung extra auf Toms freien Tag gelegt, damit er dabei sein und alles miterleben konnte. Wir hatten uns, naiv wie wir waren, natürlich ein Ultraschallbild erhofft, auf dem man unser kleines Wunder nun auch mal zu sehen bekäme. Aber schon die Sprechstundenhilfe machte uns schnell klar, dass es dafür noch zu früh sei. Diese Enttäuschung trübte unsere Freude etwas, aber als meine  Ärztin uns freundlich begrüßte und beglückwünschte, kehrte das altbekannte und stolze Grinsen wieder auf unsere Gesichter zurück. Sie machte einen gründlichen Check und versicherte uns, dass alles in bester Ordnung sei. Als die Frage nach meinem Befinden aufkam, berichtete ich natürlich von meiner Übelkeit, was bei meiner Ärztin den bekannten verständnisvollen Blick und ein mildes Lächeln auslöste.  Ihr Angebot mich als ‚Igel-Leistung‘ gegen Morgenübelkeit zu akkupunktieren nahm ich sehr dankbar an und sie setzte mir drei Nadeln ins linke Ohr.

Nun muss ich sagen, dass mir seit zwei Tagen wirklich weniger übel ist und ich mich um einiges besser fühle. Und wer weiß, vielleicht bleiben jetzt auch die Rabatten vor mir verschont.

Bild: Creative Commons

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