Introduction

Rhythmusstillen – Das Unplanbare planbar machen

Rhythmusstillen erklärt

Rhythmusstillen – Das Unplanbare planbar machen

Wie funktioniert Rhythmusstillen? Wie, du stillst dein Baby nur alle vier Stunden? Und das funktioniert wirklich? Wie weißt du denn, ob sie nicht zwischendurch Hunger hat? Diese und viele weitere Fragen habe ich unzählige Male während der Stillzeit gehört. Viele Mamas und sogar Freundinnen die, die erst noch Mama werden wollen, haben immer wieder danach gefragt. Sie wollten wissen, wie ich es geschafft habe, gemeinsam mit Baby einen so zuverlässigen Rhythmus für Stillmahlzeiten zu finden. Daher möchte ich meine Erfahrungen heute auch mit euch teilen.

Ein kurzer Disclaimer vorweg: Ich bin keine Frauen- oder Kinderärztin und auch keine Hebamme. Ich möchte hier lediglich meine ganz persönlichen Erfahrungen und meine persönliche Still-Geschichte erzählen. Jede Mama wird ihre eigene Geschichte schreiben und es gibt dabei kein richtig oder falsch.

(Eine schöne Stillgeschichte hat auch Carla hier im Blog geschrieben.)

Rhythmusstillen – eine alte Methode

Wenn man heute das Wort Rhythmusstillen ausspricht, erschrecken viele, die noch wissen, was vor 30 oder 40 Jahren dahinter steckte. Damals standen strenge Hebammen noch mit der Uhr in der Hand neben Müttern, die ihre weinenden Babys auf dem Arm hielten und gedrängt wurden, sie nicht zu stillen oder zu füttern, bevor volle vier Stunden seit der letzten Mahlzeit vergangen waren. Auch ich habe solche Geschichten schon aus erster Hand gehört und natürlich haben sie auch mich schockiert. Diese alte Methode hat aber relativ wenig damit zutun, wie Rhythmusstillen heute angewendet wird. Dazu möchte ich euch jetzt mehr erzählen.

Das A und O: die richtige Hebamme

Ich hatte das unheimliche Glück, eine wundervolle Hebamme sowohl für den Geburtsvorbereitungskurs als auch die Nachsorge „erwischt“ zu haben. Sie ist schon deutlich über 60 und bringt daher nicht nur einen unheimlich großen Erfahrungsschatz, sondern auch eine unerschütterliche Zuversicht und Gelassenheit mit. Mehrfach hat sie mir und den anderen werdenden Mamis erklärt, wie es nach der Geburt mit dem Stillen laufen könnte bzw. wie Stillen nach Rhythmus funktioniert.  Unmittelbar nach der Geburt ist noch kaum Milch vorhanden, Mami und Baby müssen sich erst an das Stillen gewöhnen und man kann und sollte das Baby gern so häufig wie möglich anlegen, sofern es beiden gut tut.

So funktioniert Rhythmusstillen

Nach etwa 3 Tagen kommt der Milcheinschuss und dann kann es richtig losgehen mit dem Stillen im Rhythmus. Meine Hebamme hat empfohlen, Baby anzulegen und eine Brust so gut wie leer trinken zu lassen. Dann folgt ein Bäuerchen, bevor man Baby noch einmal an die gleiche Brust angelegt. Nach einem weiteren Bäuerchen bekommt Baby die „Nachspeise“ an der anderen Brust. Nun ist Baby wirklich gut gesättigt und sollte die nächsten Stunden gut durchhalten. Bei der nächsten Mahlzeit geht man wieder genauso vor, startet aber diesmal auf der anderen Seite.

Nun war unsere kleine Maus nach der Geburt etwas leichter als erwartet und auch das Anlegen fiel mir anfangs schwer. Zudem verlor sie in den Tagen nach der Entbindung auch noch einiges an Gewicht. Daher empfahlen mir die Hebammen im Krankenhaus, Baby auch nachts alle zwei Stunden zu wecken und anzulegen. Für mich fühlte sich das falsch an. Ich soll mein Baby wecken? Diesen kleinen Engel der so friedlich schläft?

Zu Hause gab meine Hebamme Entwarnung. Sie legte Baby auf die Waage und begleitete mich durch die erste ausführliche Stillmahlzeit. Es stellte sich heraus: Unser kleines Engelchen war zwar etwas zierlich, aber absolut gesund. Und eine fleißige Milchkonsumentin. Während andere Babys im Alter von wenigen Tagen etwa 40 Gramm trinken, schaffte unser Baby ganze 90. Meine liebe Hebamme konnte Papa und mich also noch einmal beruhigen. Ihre Worte: „Ein Kind, das schläft, ist ein zufriedenes Kind und das muss man nicht wecken. Ein Kind, das Hunger hat, wird sich schon bemerkbar machen.“

Und sie sollte Recht behalten! Unsere kleine Maus lebte sich prächtig zu Hause ein und legte schon bald ordentlich an Gewicht zu. Ich genoss die ausgiebigen Stillmahlzeiten, denn mit Vorspeise, Hauptspeise und Dessert, jeweils mit anschließendem Bäuerchen, waren wir durchaus mal bis zu einer Stunde beschäftigt. Dafür war Baby aber auch wirklich, wirklich satt. Schon bald konnte man fast die Uhr nach ihr stellen. Alle vier Stunden wurde sie in ihrem anfänglichen Dauerschlaf unruhiger, bis sie schließlich lautstark die nächste Mahlzeit einforderte. Und auch als sie in den kommenden Monaten immer aktiver wurde, musste sie so gut wie nie vor Hunger weinen.

Bald schon wusste ich genau, welches Weinen ich mit welchem Lied, Kuscheln oder im Schaukelstuhl schaukeln trösten konnte. Und welches Quengeln eben Hunger bedeutete, der natürlich immer sofort gestillt wurde. Aber das passierte eben nur etwa alle vier Stunden.

Die Vorteile von Rhythmusstillen

Daraus ergaben sich natürlich für uns beide einige Vorteile: Baby hatte die gesamte Stillzeit nicht ein einziges Mal mit Koliken oder Bauchschmerzen zu kämpfen. Durch das konsequente Bäuerchen-machen-lassen hatte Baby nie zu viel Luft im Bauch. Zudem war das Bäuchlein vor jeder neuen Mahlzeit wirklich leer, sodass sich keine halbverdaute und neue Milch mischten, was laut meiner Hebamme ebenfalls zu Bauchschmerzen führen kann. Und auch für mich als Mama bedeutete dieser Rhythmus vor allem eines: Planbarkeit und Freiheit. Wohl kaum eine frisch gebackene Mama würde mit diesen zwei Worten ihren Alltag beschreiben. Tatsächlich konnte ich aber schon wenige Wochen nach der Geburt alleine mit Baby kleinere Ausflüge unternehmen. Ich wusste, wann sie Hunger bekommen würde und wann ich mir dafür eine ruhige Sitzgelegenheit zum Stillen suchen sollte.

Ich hätte Baby sogar auch mehrere Stunden am Stück alleine mit Papa lassen können, allerdings war ich dazu einfach emotional nicht bereit. Dazu aber an anderer Stelle mehr.

Baby auf dem Arm der Mutter. In diesem Beitrag geht es um das Thema Rhythmusstillen

Photo by Jordan Whitt on Unsplash

Eine Bitte zum Schluss

Das klingt jetzt natürlich alles ganz toll und einfach. Aber natürlich hatte auch ich immer wieder meine Probleme. Fast die gesamte erste Woche habe ich es kaum alleine geschafft, Baby anzulegen. Ich brauchte Hilfe von Hebammen und meinem Mann. Immer wieder rutschte sie ab, bis schließlich meine linke Brustwarze völlig eingerissen und entzündet war – für über einen Monat. Jede Mama, die das erlebt hat, weiß, was das für unfassbare Schmerzen sind, wenn dann ein Baby mit all seiner Kraft daran saugt. Autsch!

Zudem machte die Tatsache, dass ich so viel Milch hatte, die eigentlich in regelmäßigen Abständen nachgefragt wurde, das Abstillen nicht unbedingt leicht. Auch hier hielt ich mich wieder an die Empfehlung meiner Hebamme, nach und nach über einen Zeitraum von mehreren Wochen eine Mahlzeit nach der anderen durch Beikost zu ersetzen. Die Milchproduktion wird dabei vom Körper ganz von alleine heruntergefahren. Aber natürlich nur, wenn man die überschüssige Milch nicht abpumpt. Bis der Körper sich jedoch an die sinkende Nachfrage gewöhnt hat, produzieren die Brüste fleißig weiter, bis sie steinhart sind, schmerzen und letztendlich von alleine auslaufen. Auch nicht das schönste Gefühl!

Du siehst also: Jede Art zu Stillen hat ihre Vor- und Nachteile. Für mich war das Rhythmusstillen aber dennoch ein absoluter Segen. Es bot mir so viel Freiheit und Sicherheit in diesen turbulenten ersten Lebensmonaten. Ich hatte aber zugegebenermaßen auch einfach sehr viel Glück! Ich hatte eine tolle Hebamme, mein Körper hat die Milch in rauen Mengen geliefert, die Baby brauchte und ich hatte die Kraft weiterzumachen, als es am Anfang schwierig und unheimlich schmerzhaft war.

Und wie schon zu Anfang geschrieben: Das ist nur meine Geschichte. Nicht mehr! Ich möchte dich hiermit nur ermuntern, es mit dem Stillen zu versuchen, auch wenn es weitere Monate Verzicht bedeutet. (Mehr Infos dazu hier.) Und wenn es nicht klappt, ist das auch in Ordnung. Daher meine Bitte: Setze dich nicht unter Druck! Jede Stillbeziehung ist anders und dabei kann es niemals ein richtig oder falsch geben.

Bildnachweis Titelbild: Photo by Wes Hicks on Unsplash

 

 

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