Introduction

(Fehl-)Geburt … „Du bist das Schönste, was ich in meinem Herzen trage!“

(Fehl-)Geburt … „Du bist das Schönste, was ich in meinem Herzen trage!“

Nachdem wir alle an unserem Babyglück teilhaben gelassen hatten, kam nach 11 Wochen der Aufregung und der Freude, Anfang April plötzlich der Schicksalsschlag. Der Termin bei meiner Frauenärztin stand an.

„Jetzt wird ihr Körper selbst entscheiden.“

Im Ultraschall sah man mein vitales Baby mit kräftigem Herzschlag, jedoch war auch eine Blutung sichtbar. Jetzt hieß es ruhig bleiben, Magnesium schlucken und strenge Bettruhe. Der letzte Satz meiner Frauenärztin, bevor ich das Behandlungszimmer verließ: „Jetzt wird ihr Körper selbst entscheiden, was passiert.“

Zu Hause angekommen, ließ ich mich sofort ins Bett fallen, ich war erschöpft und ruhelos zugleich. Max hatte zum Glück frei und brachte mir Frühstück ans Bett. Ich hatte den letzten Satz meiner Frauenärztin jedenfalls noch im Ohr und hörte ihn wieder und immer wieder: „Jetzt wird ihr Körper selbst entscheiden.“ Was sollte ich mit dieser Aussage denn anfangen? Logischerweise war ich, trotz vitalem Baby auf dem Ultraschall, mega beunruhigt und hatte Angst vor einer Fehlgeburt.

(Fehl-)Geburt – Wenn der eigene Körper selbst entscheidet.

Auf dem Weg ins Badezimmer passierte es dann. Plötzlich starke Blutungen. Die Hoffnung auf ein Wunder war auf null gesunken. Folglich fuhren wir sofort in eine nahegelegene Frauenklinik. Es ging alles sehr schnell, kurz gesagt, am Ende saß ich der Ärztin gegenüber und obwohl ich es innerlich schon wusste und ihr Blick alles verriet, wurde es durch ihre Worte nochmal zur Wirklichkeit: „Sie hatten eine Fehlgeburt.“ BÄÄÄM, ein Faustschlag ins Gesicht, ich brach in Tränen aus, Sprachlosigkeit, Fassungslosigkeit, anders ausgedrückt, aus dem Leben gerissen, warum ich? Was hab ich falsch gemacht? Jetzt hat der eigene Körper selbst entschieden. Nie zuvor hatte ich mich mit dem Thema Fehlgeburt auseinandergesetzt, ich war sozusagen „blind“ vor Babyglück.

Der Abschied unserer kleinen Seele.

Nach dem Gespräch mit der Ärztin durfte Max, der die ganze Zeit im unklaren vor der Tür warten musste, ins Behandlungszimmer kommen, damit wir uns gemeinsam von unserem Baby verabschieden konnten. Ein 4 cm kleiner Embryo mit fünf Fingern an jeder Hand und fünf Zehen an jedem Füßchen. Es hätte einfach nur noch wachsen müssen. Warum wir? Was war der Grund für die Fehlgeburt? Diese Fragen wiederholten sich ständig in meinem Kopf. Schließlich zu Hause angekommen, am Boden zerstört, zündeten wir eine Kerze an, weinten gemeinsam und nahmen so nochmal Abschied von unserer kleinen Seele. Zuletzt mussten wir noch Freunde, Familie und einige Arbeitskollegen über unseren Verlust informieren.

Tabu Thema Fehlgeburt.

Obwohl es uns anfangs sehr schwerfiel darüber zu reden, half es uns einerseits bei der Aufarbeitung und der Trauer. Die plötzliche Offenheit von Freunden, Familie und Arbeitskolleginnen, die ebenso von ihrer eigenen Fehlgeburt erzählten, schockierte mich umso mehr. Ich hatte keinen blassen Schimmer wie viele Frauen dasselbe durchgemacht haben. Das zeigte mir, dass trotz der Häufigkeit, das Thema Fehlgeburt immer noch ein Tabu ist. Bei vielen Frauen bekommt das Umfeld oft gar nichts davon mit. Demzufolge müssen sie mit ihrer Trauer alleine fertig werden und erhalten keine soziale Unterstützung. 12-24 % der schwangeren Frauen erleiden eine Fehlgeburt, d.h in etwa jede 6. Schwangere ist davon betroffen. „Du bist das Schönste, was ich in meinem Herzen trage!“

Trauer verändert Menschen.

Der Alltag kehrte wieder ein, Max ging sofort wieder arbeiten, während ich erstmal noch 3 Wochen krankgeschrieben war. Was soll ich sagen, es war keine leichte Zeit. Die Abortblutung dauerte noch 10 Tage lang an und jeder Gang ins Badezimmer, erinnerte mich an meinen schweren Verlust. Zum Glück hatte ich unseren Hund Lou und die tägliche Gassi Routine, die mich aus dem Bett brachte. Allerdings sah ich plötzlich überall Schwangere und frisch gebackene Muttis mit Kinderwägen umherspazierten. Einige davon sogar mit Zigarette in der Hand, andere mit starkem (ungesundem) Übergewicht und immer kam der eine Gedanke auf: „Warum haben solche Frauen ein gesundes Baby?“ Und ich, die sich an alle Regeln hielt, musste meins verlieren? Schwangere, die vor meinen Augen rauchten oder eine andere schwangere Frau, die eine (bekannte rosa) Schnapspraline aß, hätte ich am liebsten angeschrien und missioniert, kurzum Trauer verändert Menschen.

Mittlerweile bin ich im Leben wieder angekommen, vor allem die Gespräche mit Freunden haben mir dabei sehr geholfen und natürlich die darauf folgende Schwangerschaft.

Photo by Huha Inc. on Unsplash

 

 

 

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