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Fehlgeburt – Aller guten Dinge sind drei

Fehlgeburt – Aller guten Dinge sind drei

… oder besser vier? Viermal war ich bisher schwanger. Zwei gesunde Babys habe ich auf die Welt gebracht. Zwischen meiner ersten und meiner zweiten Tochter hatte ich jedoch zwei frühe Fehlgeburten zu betrauern. An sich ist das nicht ungewöhnlich – vor allem in meinem Alter, also bei Frauen über 40 Jahren, soll das Risiko auf frühe Fehlgeburten steigen. Häufiger Grund: Chromosomale Abweichungen. Die Enttäuschung war trotzdem jedes Mal groß.

Frühe und späte Verluste

In meinem Bekanntenkreis kenne ich einige Mamas, die frühe Verluste zu beklagen hatten. Der schlimmste Fall trat allerdings ein, als das Baby einer guten Freundin, die zeitgleich mit mir zum ersten Mal schwanger war, nur wenige Wochen nach der Geburt verstarb. Wenngleich sie und ihr Mann bereits bei dem Organscreening, dem sogenannten großen Ultraschall, erfahren hatten, dass mit dem Fötus etwas nicht stimmte, so traf sie ein derart großer Schicksalsschlag dennoch unerwartet. Auch für mich war es ein großer Schock als ich davon erfuhr. Aus Rücksicht auf meine bevorstehende Geburt hatte meine Freundin sich kurzerhand nicht mehr bei mir gemeldet. Doch wie der Zufall es wollte, traf sie ausgerechnet in der Frauenklinik auf meinen Freund. Sie war auf dem Weg zur Rückbildungsgymnastik, ich lag glücklich mit unserer damals erst zwei Tage alten Tochter auf der Wöchnerinnenstation, auf der sie einige Wochen zuvor gelegen hatte. Unter Tränen verließ ich das Krankenhaus mit meinem gesunden Baby.

Unbemerkte Fehlgeburt – hatte ich es geahnt?

Diese traurige Geschichte hatte mir derart die Socken unter den Füßen weggerissen, dass ich meine erste, unbemerkte Fehlgeburt, eine sogenannte Missed Abortion, bei der der Embryo sich nicht weiterentwickelt, relativ gelassen aufnahm. „Besser jetzt, als dass es dann krank ist“, sagte ich zu meiner langjährigen Frauenärztin, die mich mitfühlend ansah. Vielleicht wirkte ich aber auch deshalb einigermaßen gefasst, weil ich es im tiefsten Inneren schon geahnt hatte, dass diesmal etwas nicht stimmte. Mutterinstinkt? Vielleicht. Denn unmittelbar, nachdem ich meinen positiven Schwangerschaftstest in den Händen gehalten hatte, begann ich nach dem Wort Fehlgeburt zu googeln und mich darüber zu informieren. In meiner ersten Schwangerschaft wäre mir so etwas im Traum nicht eingefallen. Enttäuscht war ich dennoch darüber, dass es keine intakte Schwangerschaft war. Ich war etwa in der neunten Schwangerschaftswoche als der Embryo sich verabschiedete.

Pixabay/PublicDomainPictures

Eine leere Fruchthöhle

Mein Ziel als Mama Ü40: Es so schnell wie möglich wieder zu versuchen. Direkt im zweiten Zyklus wurde ich wieder schwanger. Mein Herz klopfte in schnellem Rhythmus, als ich zum dritten Mal einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt. Beim Arzt musste ich Blut abgeben, um anhand des HCG-Werts, das sogenannte Schwangerschaftshormon, die Schwangerschaft nachzuweisen. Mit zittrigen Händen wählte ich die Nummer meines Frauenarztes, um das Ergebnis zu erfahren. Der vorliegende Befund müsse jedoch erst noch von der Ärztin angeschaut werden, teilte man mir mit. Ich sollte am nächsten Tag noch mal anrufen. Es blieb weiterhin spannend und ich hibbelig.

Am nächsten Tag das gleiche Spiel. Mehrmals hörte ich das Besetztzeichen, bis nach einer gefühlten Ewigkeit endlich jemand abnahm. Mit pochendem Herzen erkundigte ich mich nach meinem Blutwert. „Konnten Sie schon mit der Ärztin sprechen?“, fragte ich zögerlich. „Alles sehr gut“, antwortete die Arzthelferin. Immer noch etwas ungläubig fragte ich, ob ich denn nun die Medikamente nehmen müsse. Und wann ich überhaupt einmal vorbeikommen soll. „Ach, wir haben noch keinen Termin gemacht?“

Ich war zuversichtlich, dass es so schnell wieder geklappt hatte. Doch beim ersten Ultraschall kam die Ernüchterung: eine leere Fruchthöhle. Angesichts der doch guten Blutwerte gab mir meine Frauenärztin noch einen Funken Hoffnung: Es könnte sich auch um einen sogenannten Eckenhocker handeln. Das sind Embryos, die ganz am Rand der Fruchthöhle sitzen und sich erst später im Ultraschall zeigen. Oder mein Eisprung hatte tatsächlich später stattgefunden und der Embryo war noch zu klein, um ihn deutlich zu erkennen. Der Termin war an einem Freitag im Februar 2021. Das Wochenende erschien mir schier endlos. Am Mittwoch darauf endlich die traurige Gewissheit: Der HCG-Wert war nicht, so wie bei intakten Schwangerschaften, weiter angestiegen. Es war also doch ein Windei. Das befruchtete Ei hatte sich zwar eingenistet, aber nicht zu einem Embryo entwickelt.

Hätte ich die Fehlgeburt verhindern können?

Dabei hatte ich alles getan, um mich gut auf eine Schwangerschaft vorzubereiten. Folsäure eingenommen, den Alkoholkonsum eingeschränkt. Auf Rat meiner Ärztin hatte ich, so wie in meiner ersten Schwangerschaft, zudem Heparin gespritzt und Aspirin eingenommen – beides Gerinnungshemmer, welche das Blut verdünnen. Ein Trugschluss, wie sich später herausstellte. Denn um Fehlgeburten in der Frühschwangerschaft zu verhindern, kann man laut meiner neuen Frauenärztin medizinisch nur wenig tun. Außer auf Alkohol und Nikotin zu verzichten.

Ich brauchte dennoch Gewissheit. Also ließ ich mein Blut auf Gerinnungsstörung untersuchen. Ergebnis negativ. Schließlich ließ ich in einer Kinderwunschklinik auch noch sämtliche Blut- und Hormonwerte überprüfen. Die Ergebnisse waren laut der Ärztin für eine Frau meines Alters sehr gut. Dennoch stimmte mich das Telefonat negativ. Als Spätgebärende, mein 44. Geburtstag stand kurz bevor, räumte sie mir nicht allzu große Chancen ein. Als sie die Enttäuschung in meiner Stimme hörte, meinte sie schließlich: „Vielleicht klappt es ja beim dritten Mal“. Sie sollte Recht behalten. Nur einen Zyklus später wurde ich mit unserer zweiten Tochter schwanger. Aller guten Dinge waren tatsächlich drei!

 

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