„Hello Baby“, prangt in großen golden Buchstaben an der Tür im unteren Stock.
Das Baby unserer Nachbarn scheint endlich da zu sein. Unwillkürlich erinnere ich mich an die Zeit meines Wochenbetts, eine Phase voller Zauber des neuen Lebens und dem Erholen von den Strapazen der Schwangerschaft und Geburt. Ein Hauch von Wehmut schwingt mit. Es gab einige Dinge, die ich heute anders gemacht hätte. Aber auch einiges, das ich wieder genauso machen würde – meine persönlichen Dos & Don´ts für die Zeit nach der Geburt.
Was ich heute anders machen würde?
Kurz nach der Geburt meines ersten Kindes hätte ich mir mehr Ruhe gönnen sollen. Nachdem unsere Tochter am Vormittag auf die Welt gekommen war, fühlte ich mich am Nachmittag bereits so fit, dass ich zum Bäcker lief, um mir ein Stück Kuchen auszusuchen. Der Abend endete damit, dass ich ihn mit Kühlpacks zwischen den Beinen im Krankenhausbett verbringen durfte. Das war wohl meine etwas zu enthusiastische Interpretation von „fit“ nach der Geburt!
Ich habe mich außerdem sehr unter Druck gesetzt durch neugierige Fragen und Besuche im Wochenbett, von Menschen, die nicht immer so verständnisvoll agierten, wie ich es im Umgang mit einer Wöchnerin erwarten würde. Mein Appell an alle werdenden Mamas: Lasst euch von niemand zu irgendetwas drängen, für das ihr euch nicht bereit fühlt! Ich erinnere mich daran, wie ich mir mein nur zwei Wochen altes Baby von Freundinnen aus den Händen nehmen ließ, obwohl ich es eigentlich nicht wollte.
Was ich wieder so machen würde?
Fotos, Fotos und noch mal Fotos. Als leidenschaftliche Hobbyfotografin habe die Linse meiner Kamera nicht oft genug auf mein schlafendes Neugeborenes richten können. Es ist eine besondere Zeit, die nie wieder zurückkommen wird. Man sollte jedoch darauf achten, auch als Mama fotografiert zu werden. Gemeinsame Fotos sind bei mir leider rar.
Als stillende Mama ohne Unterstützung kann man sich gar nicht genügend Essens- und Getränkevorräte zulegen. Meine ständigen Begleiter waren Nüsse, Stillkugeln oder Müsliriegel in sämtlichen Variationen, gut gekühlter Karottensaft und Malzbier! Nie habe ich es so geliebt und so viel davon konsumiert wie während der Stillzeit. Da Malzbier reich an Nährstoffen wie B-Vitaminen und Mineralstoffen ist, wird ihm nachgesagt, die Milchproduktion ankurbeln zu können. Es machte mich außerdem satt und gab mir wegen seines Eisengehalts die oft fehlende Energie zurück.
Da ich während der Stillzeit weiterhin auf Alkohol verzichtete, griff ich zu alkoholfreien Alternativen, die zumindest danach schmeckten, wie alkoholfreier Radler oder Helles. Doch Obacht, beides kann auch eine sehr geringe Menge Alkohol enthalten – unter 0,5 Prozent. Daher sollte man Tee, Wasser und andere Getränke zum Durstlöschen vorziehen. Sehr hilfreich war für uns als Zugezogene, ohne familiäre Unterstützung, auch die Lieferung von speziellem Wochenbettessen.
Da ich nachts, wohl hormonell bedingt, schlecht durchschlafen konnte (mein Baby aber schon) schaute ich eine Reihe von Filmen. Endlich hatte ich mal die Zeit, meine Netflix-Liste abzuarbeiten. Nun, mehr als ein Jahr später, wäre dies undenkbar. Wenn ich jetzt ins Bett gehe, freue ich mich auf Podcasts als Abendunterhaltung und schlafe oft bereits nach der Begrüßung des Hosts mit Kopfhörer im Ohr ein.
Don´ts im Wochenbett: Eine Frage des Anstands
Neben den Dos & Don’ts für die frischgebackenen Eltern, gibt es auch solche, die in dieser sensiblen Lebensphase für Familie, Freunde und Bekannte gelten sollen.
Nach der Geburt unserer ersten Tochter überraschten uns liebe Nachbarn mit einem kleinen Willkommensgeschenk vor der Tür. Auch wenn eine Flasche Sekt aus dem Männerhaushalt nebenan nicht unbedingt das Passende für eine stillende Mama ist … die Geste zählt!
Allerdings gab es auch Menschen in der Familie und im Bekanntenkreis, die von dem neuen Erdenbürger überhaupt keine Notiz nahmen, selbst nach der Bekanntmachung. Ich erinnere mich an einen Kollegen, der sich, anstatt zu gratulieren, über den Namen unserer neugeborenen Tochter belustigte. „Und wenn es ein Junge gewesen wäre, hätte er Eminem geheißen?“ – Wie amüsant – zumindest für ihn! Ich gehe davon aus, dass die allermeisten sich sehr genau überlegen, wie sie ihr Kind nennen wollen. Und wenn einem selbst ein Name nicht gefällt, sollte man sich zumindest nicht darüber belustigen, schon gar nicht kurz nach seiner Verkündung.
Eine Frage des Gewichts
Ebenso sensibel sollte man es mit dem Gewicht einer frisch gebackenen Mama umgehen, selbst wenn sie so aussieht als wäre das Baby noch im Bauch. „Alisa, wie willst du das je wieder abnehmen?“, fragte mich eine Freundin, die mich drei Wochen nach der Geburt von Alina besuchte, mit ernstem, gar entsetztem Blick auf die Wölbung meines Bauchs. Obwohl ich bis dahin keinerlei Probleme mit meinem Gewicht sah, stellte ich mich erst einmal vor den Spiegel und geriet ins Grübeln …
Die Plage mit der Frage
„Rausgekommen sind sie alle“, sagte manch einer, nachdem der errechnete Geburtstermin (ET) in meiner ersten Schwangerschaft bereits mehr als eine Woche überschritten war. Als Erstgebärende empfand ich es jedoch als besonders belastend, wenn Freunde und Bekannte mir ungefragt von ihren meist schrecklichen Geburtserlebnissen berichteten. „Ich dachte, ich würde sterben“, eröffnete mir eine Mama, die ich noch aus dem gemeinsamen Geburtsvorbereitungskurs kannte, kurz vor meinem ET.
Ein weiteres No-Go: Das penetrante Nachfragen, das bereits um den ET herum begann. „Alisa, wie geht es dir?“ Was soll man da zwei Wochen vor der Entbindung schon antworten, wenn man nicht nur so aussieht wie ein Walross, sondern sich auch noch so fühlt? Das Nachfragen wurde umso schlimmer, als ich den ET überschritten hatte. Täglich trudelten WhatsApp-Nachrichten ein: „Ist das Baby schon da?“
Beim zweiten Kind wollte ich den errechneten Geburtstermin erst gar nicht preisgeben und sagte nur, es sei im Sommer so weit. Doch ein Verwandter wollte sich damit nicht zufriedengeben. Er hakte penetrant nach, bis ich irgendwann den voraussichtlichen Geburtsmonat nannte. Nun erkundigte er sich nach dem exakten Datum. Wie soll man das schon so genau voraussehen können, wenn es sich nicht gerade um einen geplanten Kaiserschnitt handelt?
Eine Arbeitskollegin gratulierte mir prompt per E-Mail zur Geburt meines Kindes, als sie vermutete, dass es bereits geboren worden sei. Es war wohl als nette Geste gedacht, doch nachdem das Baby meiner guten Freundin wenige Wochen nach der Geburt verstorben war, empfand ich es eher als übergriffig. Was, wenn etwas schiefgelaufen wäre?
Wehmütiger Rückblick auf die ersten Wochen
Wenn ich an die ersten Wochen mit unserer zweiten Tochter zurückdenke, überkommt mich ein Hauch von Wehmut. Die Zeit mit unserem unkomplizierten Neugeborenen verging wie im Fluge. Vor allem habe ich das Gefühl, in der ersten Woche, in der ich wegen des Liquorlecks ans Bett gefesselt war, etwas verpasst zu haben. Etwas, das sich im Leben nicht mehr wiederholen lässt. Daher ermutige ich dazu, diese magische Zeit in vollen Zügen zu genießen – allen Widerständen zum Trotz!
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