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Baby on Board: Reisen in der Schwangerschaft

Baby on Board: Reisen in der Schwangerschaft

Verreisen und dabei fremde Länder und Kulturen zu erleben, ist meine große Leidenschaft. Ich habe nie eingesehen, warum sich das nicht auch während der Schwangerschaft oder später mit Baby realisieren lassen sollte – vorausgesetzt, alles ist medizinisch in Ordnung. In meiner ersten Schwangerschaft fuhren wir direkt nach dem ersten Ultraschall beim Frauenarzt ins Allgäu. Obwohl es nur zwei Tage über meinem 39. Geburtstag waren, werde ich diese kurze Reise nie vergessen. Am Tag der Abreise hatte ich zum ersten Mal unser Baby gesehen – eine winzige kleine Bohne mit einem schlagenden Herzen in der neunten Schwangerschaftswoche.

Babymoon: die Ruhe vor dem Sturm

Als die riskanten ersten Wochen in der Schwangerschaft mit unserem zweiten Kind vorbei waren, machte ich mich an die Planungen für die nächste Reise. Trotz Corona sollte es noch ein letztes Mal in den Süden gehen – bevor die Geburt anstand. Die Reiseindustrie hat dafür einen marketingwirksamen Namen: Babymoon. Dabei handelt es sich um den letzten Urlaub, den ein Paar vor der Geburt eines Kindes gemeinsam verbringt. Allerdings war es in unserem Fall keine romantische Abwandlung der traditionellen Honeymoon-Reise, die ein Paar nach der Hochzeit unternimmt. Diesmal würde auch unsere vierjährige Tochter mitkommen. Zweisamkeit ade.

Das zweite Trimester bietet sich besonders gut für eine letzte große Reise mit Babybauch an. Die kritischen ersten Monate sind vorbei, und die oft beschwerlichen letzten Wochen vor der Geburt liegen noch in weiter Ferne. Allerdings verläuft jede Schwangerschaft anders, daher ist es empfehlenswert, den Gynäkologen in die Reiseplanung mit einzubeziehen.

Mir ging es gut. Und auch meine Frauenärztin gab ihr okay. Unserer Reise stand nun nichts mehr im Wege. Unser Motto: Vor der Geburt noch einmal Sonne tanken. Zu weit weg sollte es allerdings nicht gehen, vor allem zu dritt und mit Babybauch.

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Flugreiseziele für Schwangere

Da der errechnete Geburtstermin Anfang des Sommers lag, suchten wir nach einem Ort, an dem es auch im späten Winter schon sonnig warm war. Mein erster Gedanke: die Kanaren – Sonne satt, das ganze Jahr über.

Als Kind war ich schon einmal dort gewesen. Ich erinnere mich an feine, gelbe Sandstrände und hohe Dünen. Wir entschieden uns für Fuerteventura. Obwohl wir sonst eher Individualreisen mit viel Platz für Spontanität bevorzugen, entschieden mein Freund und ich uns diesmal für eine 4-Sterne-Resort direkt am Meer: drei Pools plus Kinderschwimmbecken, Animation, Miniclub sowie einem Chill-Out-Bereich mit  türkischem Bad und Massage. Alles in allem klang es sehr erholsam. Einziger Haken: Der Wellnessbereich war nur für Erwachsene gedacht. Für uns mit Kind also nur getrennt oder gar nicht zu genießen.

Mit Reisepass und Mutterpass im Gepäck

In der Warteschlange am Check-in bemerkte ich ein Paar mit einem kleinen Jungen. Unter dem Pulli der Frau wölbte sich ebenfalls ein kleiner Babybauch. Wir waren also in guter Gesellschaft. Als wir an der Reihe waren, forderte die Dame vom Bodenpersonal meinen Mutterpass. Sie wollte sicher gehen, dass ich noch fliegen darf. Zum Glück hatte ich ihn griffbereit. Bisher hatte ich nicht gedacht, dass mein Bauch derart groß war. Es war kurz nach der Halbzeit. Ich war in der 24. Schwangerschaftswoche.

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Kugelrund unterwegs auf Fuerteventura

Als ungeübte Hotelgäste vergaßen wir regelmäßig, uns einen Liegeplatz am Pool mit dem Handtuch zu reservieren. Und da ich nie ein großer Sonnenanbeter war, konnte ich es am Ende des sechsten Schwangerschaftsmonats nicht lassen, allerlei zu erleben. Wir unternahmen eine Bootstour aufs offene Meer, um einen Blick auf Wale oder Delphine zu erhaschen. Obwohl wir sie erst zu Gesicht bekamen, als wir wieder zurück zum Hafen fuhren, war es ein unvergessliches Erlebnis, als zwei Delphine unser Boot streiften. Wir besuchten die historische Stadt Betancuria, sahen die Höhlen von Ajuy an der Westküste der Insel und genossen den Ausblick vom Mirador Risco de las Peñas auf die zerklüftete, karge Berglandschaft der Vulkaninsel. Mein persönliches Highlight: die endlos goldenen Sanddünen von Coralejo im Norden der Insel.

Nach einem üppigen Buffet mit alkoholfreiem Cocktail lauschten wir am Abend der Live-Musik, spielten Billard oder beobachteten unsere Tochter bei der Kinderanimation. Es war wohl ein bisschen viel Programm für eine Schwangere mit Kleinkind, aber im Urlaub Ruhe zu finden fällt mir schwer. Es gibt viel zu viel zu entdecken und zu erleben. Zum Glück ging es mir in beiden Schwangerschaften bis auf ein paar Wehwehchen ziemlich gut.

Etwa zur gleichen Zeit flog ich in meiner ersten Schwangerschaft mit meinem Freund nach Sizilien. Unser kleiner Roadtrip führte uns von Catania nach Palermo über Cefalú nach Taormina. Auch ein Ausflug zum Etna durfte nicht fehlen.  Es war eine erlebnisreiche Rundreise mit Kugelbauch.

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Ein unvergesslicher Tag in Berlin

Manche Tage vergisst man nie. Im siebten Monat meiner ersten Schwangerschaft entschieden sich mein Freund und ich noch mal nach Berlin zu fahren. Den letzten Urlaubstag verbrachten wir im jüdischen Museum, was für mich als Hochschwangere schon ein bisschen beschwerlich war. Trotzdem wollte ich unbedingt das legendäre KaDeWe (Kaufhaus des Westens) sehen. Es war der 19.12.2016. In der Nähe gab es auch einen Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz. Vielleicht den letzten, den ich noch ohne Kind genießen kann, dachte ich mir. Doch wir schafften das stramme Programm nicht mehr. Unser Zug sollte gegen 20 Uhr wieder zurückfahren.

Von Weitem machte ich ein letztes Erinnerungsfoto mit der Gedächtniskirche im Hintergrund. Dann trennten sich unsere Wege, während mein Freund unser Gepäck abholte und an einem späteren Bahnhof einsteigen wollte. In der Zwischenzeit organisierte ich am Berliner Hauptbahnhof Proviant für die Rückfahrt. Im Zug angekommen, hielt ich nervös Ausschau nach meinem Freund. Würde er mich in dem übervollen Großraumwagen finden? Er schaffte es. Kurz nachdem unser Zug sich in Bewegung gesetzt hatte, erhielt ich eine Meldung auf meinem Handy: Es hatte einen Anschlag am Breitscheidplatz gegeben, den wir kurz zuvor fast noch besucht hätten. Ich war sehr bestürzt und tief betroffen.

Silvester 2016/2017 verbrachten wir noch bei Verwandten in Wien und eröffneten das neue Jahr mit einem Wiener Walzer, der unser letzter gemeinsamer Tanz für eine längere Zeit sein sollte. Im März 2017 wurde schließlich unser erstes Kind geboren.

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