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Schwangerschaftsfilme: Babybauchzeit und Geburten in Filmen & Serien

Schwangerschaftsfilme: Babybauchzeit und Geburten in Filmen & Serien

Ich gebe es zu: ich LIEBE romantische Komödien und Sitcoms. Und ganz besonders jetzt in der Schwangerschaft liebe ich Filme und Serien übers Kinderkriegen. „What to expect when you’re expecting“, „Beim ersten Mal“, „Working Mums“ usw… alle gesehen und geliebt! Nachdem ich nun bereits eine Schwangerschaft und Geburt erlebt und viele, viele andere Mamas kennengelernt habe, muss ich jedoch leider feststellen: diese Filme sind alle verdammt unrealistisch! Zeit also, mit den wirklich seltsamsten Vorstellungen, die uns Schwangerschaftsfilme vermitteln wollen, aufzuräumen…

Aufregende Neuigkeiten in Schwangerschaftsfilmen

Glaubt man Hollywood, so erfährt man als Frau von der eigenen Schwangerschaft dadurch, dass man einfach vollkommen aus dem Nichts heraus beginnt, sich heftig zu übergeben. Der Story geschuldet passiert das natürlich in einer möglichst ungünstigen Situation, beispielsweise während die Protagonistin eine Fernsehshow moderiert (Alison aus „Beim ersten Mal“), bei der Arbeit als Vorschullehrerin (Lilly aus „How I met your mother“) oder während man im Autohaus in einem schicken Cabrio sitzt (Gabby aus „Desperate Housewives“). Natürlich gehört Übelkeit tatsächlich zu einer der häufigsten und unangenehmsten Schwangerschaftsbegleiterscheinungen. Ich kenne aber keine Mama, die sich ohne andere Vorzeichen einfach plötzlich übergeben musste. Ganz im Gegenteil: vielen werdenden Mamas ist zwar während des ersten Trimesters fast ständig flau im Bauch, manche müssen sich aber nie übergeben. Umso besser!

Nachdem die Protagonistin sich aus der misslichen Lage befreit hat, wird sie häufig von einer außenstehenden Person darauf hingewiesen, dass sie ja vielleicht schwanger sein könnte. Sofort rennt sie panisch in die nächste Apotheke und kauft mehrere Schwangerschaftstests, die allesamt positiv ausfallen. Auch seltsam, dass die Frauen in Filmen anscheinend auf Kommando mehrfach hintereinander pinkeln können und der Hormongehalt im Urin immer noch hoch genug ist, um zwei blaue Streifen anzuzeigen…

Photo by Jonathan Borba on Unsplash

Das zweite und dritte Trimester in Schwangerschaftsfilmen

Ist die Übelkeit erst einmal überwunden, verbringen werdende Mamas in Schwangerschaftsfilmen die meiste Zeit damit, seltsame Dinge zu essen, ohne dabei dick zu werden. Rund wird lediglich der Babybauch. Für alle, die gerade am Anfang ihrer Schwangerschaft stehen: lasst euch nichts vormachen! Die wenigsten Frauen sehen so aus wie die Protagonistin aus „Beim ersten Mal“.

Zudem wird uns in Filmen suggeriert, dass werdende Mamas ständig überemotional und „hormongesteuert“ auf normale Situationen reagieren und generell immerzu am ausflippen sind. Ähm… nein! Alle Schwangeren, die ich jemals kennengelernt habe, sind ganz normal weiter ihren Weg gegangen, haben gearbeitet und sich in aller Ruhe auf das Baby in ihrem Bauch vorbereitet. Dass man ausnahmsweise mal in einer Streitsituation etwas heftiger reagiert als sonst, kann schon vorkommen. Aber tatsächlich ist eine reale Schwangerschaft sehr viel ruhiger und unaufgeregter als uns Hollywood vermitteln möchte. Eine reale Schwangerschaft dauert aber natürlich auch fast 10 Monate und nicht 20 Minuten, wie im Film. Da soll natürlich auch was passieren…

Mama bereitet sich auf ihr Baby vor, anders als in Schwangerschaftsfilmen.

Photo by Ömürden Cengiz on Unsplash

Und immerhin: in faster Film oder jede Serie thematisiert das Thema Alkoholverzicht irgendwann, indem sich die Protagonistin vorbildlich von allen schädlichen Getränken fernhält. Lediglich bei „How I met your mother“ erlaubt die Frauenärztin von Lilly ihr abends „ein kleines bisschen“ Wein. Was die Macher der Serie sich dabei gedacht haben, ist mir bis heute ein Rätsel.

Eine Geburt wie im Film… besser nicht!

Es ist soweit, die Protagonistin hat sich die letzten 20 Minuten des Films den Bauch vollgeschlagen und emotionale Ausbrüche gehabt. Zeit, dass die Fruchtblase mit einem riesigen, nassen „Platsch“ springt und im gleichen Moment die Wehen einsetzen (siehe Charlotte aus „Sex and the City“). Selbstverständlich wird sie sofort schnellstmöglich ins nächste Krankenhaus gebracht. Dort bringt sie nach ein paar Presswehen und viel Geschrei, komplett eingehüllt in unzählige OP-Tücher, ein zauberhaftes Baby zu Welt. Dieses ist meist etwa so groß, als wäre es bereits mindestens 6 Monate alt. Es wird ihr komplett sauber, lächelnd und mit rosig schimmernder Haut übergeben. Während der gesamten Geburt war ihr Mann natürlich vollkommen nutzlos und wird meist eher wütend angefaucht. Lediglich der ständig anwesende Arzt kann der werdenden Mama helfen. Nicht zu vergessen ist außerdem der gesamte Freundeskreis, der vor der Tür des Kreissaales darauf wartet, direkt nach der Geburt ins Zimmer zu stürmen. Lass dir so viel gesagt sein: kaum etwas davon passiert so in der Realität!

Eine Geburt dauert in den meisten Fällen erst einmal seeeeehr lange (eher so wie bei Rachel aus „Friends“). Manchmal platzt während der Senkwehen schon die Fruchtblase, oft auch nicht. Selten passiert das jedoch mit einem „Platsch“. Ist es dann letztendlich Zeit, ins Krankenhaus zu fahren, untersucht eine Ärztin oder ein Arzt die werdende Mama. Wenn du dann erst einmal viele Stunden lediglich eine Hebamme siehst, ist das ein gutes Zeichen. Es bedeutet, dass alles in Ordnung ist. Die Zeit verbringen viele Mamas mit Herumlaufen, wippen auf dem Gymnastikball oder in der Badewanne. Nicht liegend auf dem Krankenhausbett. Meist kommt der/die Ärzt/in dann erst ganz zum Schluss der Austreibungsphase dazu. Aufgrund des akuten Hebammenmangels in den meisten deutschen Kliniken betreut eine Hebamme zudem oft mehr als eine Mama gleichzeitig. Dabei wechselt sie immer wieder zwischen mehreren Kreissälen hin und her. Währenddessen ist der werdende Papa oder eine andere Begleitperson eine super wichtige Stütze für dich als Mama. Auch wenn viele Papas vielleicht mit der Situation überfordert sind, geben sie nach allem, was ich von meiner Hebamme gehört habe, doch alle ihr allerbestes: massieren, begleiten beim Wehen-veratmen oder kümmern sich um Essen, Getränke, Musik etc. Schade, dass diese Liebe, Vertrautheit und Fürsorge in den wenigsten Filmen so dargestellt wird, wie ich sie selbst erleben durfte.

Auch die Presswehen selbst laufen natürlich ganz anders ab als im Film. Die wenigsten Frauen gebähren liegend auf dem Rücken. Viele stattdessen auf allen Vieren, in der Badewanne oder auf der Seite. Und in OP-Tücher ist da absolut gar nichts eingehüllt! Wie unpraktisch wäre es auch, wenn Hebamme und Ärzt/in da drunter kriechen müssten, um irgendetwas zu sehen?!

Ist es geschafft, wird das wirklich winzige Baby ganz kurz untersucht und dann bestenfalls direkt, knautschig und schmierig wie es ist, nackt auf Mamas Brust gelegt. Währenddessen warten Ärzt/in und Hebamme noch auf die Nachgeburt und versorgen eventuelle Geburtsverletzungen. Auch das kann noch einmal eine ganze Weile dauern.

Ein neugeborenes Baby anders als in Schwangerschaftsfilmen

Photo by Christian Bowen on Unsplash

In den folgenden Tagen im Krankenhaus empfangen manche Eltern vereinzelt Besuch, aber niemals vom gesamten Freundeskreis gleichzeitig. Dann geht es für die junge Familie nach Hause. Und dazu mein wichtigster Punkt: Keine Mama würde, selbst wenn sie könnte, zwei Tage nach einer Geburt ihre normale Jeans von vor der Schwangerschaft tragen (siehe Rachel aus „Friends“)! Jeans! Unvorstellbar, während alles noch wehtut, man blutet und viele Mamas tatsächlich auch Wochen nach der Geburt noch etwas schwanger aussehen! Der gesamte Bauchraum braucht einfach etwas Zeit, um sich wieder vollständig zurückzubilden. Zudem wird das gesamte Thema Wochenbett, Stillen, Blutungen, Heilung usw. in den allerwenigsten Filmen thematisiert. Dabei ist es so wichtig! Alles darüber erfährst du aber von deiner Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs. Keine Sorge.

In der Zwischenzeit: lass dich nicht von den teils völlig unrealistischen Vorstellungen unter Druck setzen, die uns in Schwangerschaftsfilmen vermittelt werden.

Schwangere Frau schaut Schwangerschaftsfilme und isst Popcorn

Photo by JESHOOTS.COM on Unsplash

Ich schaue Filme und Serien rund ums Thema Baby nach wie vor unheimlich gern. Betrachte sie aber einzig und allein als das, was sie wirklich sind: seichte Unterhaltung mit sehr geringen Realitätsbezug…

Titelbild: Photo by Mollie Sivaram on Unsplash

 

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