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Aussicht auf alleinerziehende Mama

Whiskey Cola

Aussicht auf alleinerziehende Mama

Da stand ich nun in Portugal. Hugo, der „Vater“ meines ungeborenen Kindes war abgereist. Er hatte mich stehen lassen und mir blieb das flaue Gefühl der Aussicht auf alleinerziehende Mama.

In solchen Momenten hätte ich mir das ein oder andere Mal einen kleinen Schnaps herbeigewünscht. Natürlich blieb ich aber bei null Promille in der Schwangerschaft. Bevor ich schwanger wurde, habe ich tatsächlich schnell mal zu einem vermeintlich tröstendem Glas Wein, Bier oder auch Schnaps gegriffen.

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Photo by Mae Mu on Unsplash

 

Es ist schon verrückt, wie sehr das die Normalität in der Gesellschaft ist. Oftmals mehr Betäubung als Genuss. Nach einem stressigen Tag oder einfach, weil Samstag ist. Bei mir ebenso.

Plötzlich Blutungen

Einige Tage nach Hugos Abreise bekam ich nachts recht starke Blutungen. Ich dachte, es würde gerade ein Abgang stattfinden. Insgeheim war ich erleichtert über diese Möglichkeit. Die Aussicht, dass sich die Schwangerschaft von selbst beenden könnte, ließ mich hoffen. Hoffen, dass doch wieder alles so wird wie vor dieser Neuigkeit, ohne dass ich die Entscheidung eines Abbruchs treffen muss.

Einfach dankbar

Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Einfach abwarten oder doch zu einem Arzt gehen? Ich telefonierte mit einer schwangeren Freundin in Deutschland. Sie sagte, ich solle auf jeden Fall zum Arzt. Es könne nicht nur für das Kind, sondern auch für mich selbst gefährlich werden. Ich hatte keine Energie, mir einen Arzt zu suchen, der zumindest Englisch sprach. Während wir telefonierten, suchte meine Freundin direkt eine Klinik raus. Was für ein großer Support in dem Moment. Ich war ihr sehr dankbar.

Ich zog mich an und ging runter in die Küche. Dort standen 3 meiner Mitbewohner zusammen. Es war Samstag und sie machten gerade Pancakes und planten den Tag bei bester Laune. Ich brach in Tränen aus. Es war mir einfach alles zu viel… zu emotional… Nach 2 Pancakes machte ich mich auf den Weg in die nächstgelegene Stadt Mafra. Zum Glück war ich mit meinem Auto nach Portugal gefahren und so mobil.

Ab ins Krankenhaus

Das Krankenhaus fand ich schnell. Nur konnte man mir dort nicht helfen, da sie kein Ultraschallgerät hatten. Ich fuhr also nach Lissabon ins Krankenhaus. Dort stellte sich heraus, dass ich ein Hämatom in der Gebärmutter hatte. Die Ärzte verordneten mir mind. 14 Tage Bettruhe. Auch das noch. Während ich dort im Krankenhaus auf meine Blutgruppenbestimmung wartete, merkte ich, wie ich an Kraft verlor über die letzten Wochen. Zudem war es sehr befremdlich, diesen emotionalen Prozess von portugiesischen Ärzten zu begleiten, deren Englisch nicht besonders verständlich für mich war.

Eine wichtige Entscheidung

Und so traf ich die Entscheidung, zurück, nach München zu fahren und meine Reise abzubrechen. Meine Wohnung war noch untervermietet und ich hatte den Untermietern sogar eine Verlängerung zugesagt. Aus dem Krankenhaus rief ich eine Freundin an und fragte Sie unter Tränen, ob ich bei ihr schlafen könne. Sie sagte „ja“ und somit war es entschieden. Ich fahre heim. Heim in mein sicheres Umfeld. Heim zu deutschen Ärzten, die ich verstehe. Ich hatte Sehnsucht nach der Stille und Weite der Berge. Dringend wollte ich zu meinem Kraftort.

Unser Mietvertrag in Portugal endete und wir zogen alle aus dem Haus aus. Jeder in eine andere Unterkunft. Ich nahm mir einen Bungalow, weil ich einfach allein sein wollte.

Körperlich und psychisch ging es mir sehr schlecht. Die verordnete Bettruhe aufgrund der Risikoschwangerschaft hätte ich noch länger weiterführen müssen, aber ich wollte schnell heim. Und so wartete ich, bis ich ein wenig Energie hatte, um loszufahren.

Auf geht’s in die Heimat

Freitags war es so weit. Ich ging schnell zum Corona Test, denn ich brauchte ihn für die Einreisen. Wenngleich ich im Nachhinein sagen kann, dass ich weder auf der Hinfahrt noch auf der Rückfahrt, an irgendeiner Grenze kontrolliert wurde. Alle Landesgrenzen waren offen für jedermann. Mit dem Zertifikat über den negativen Test startete ich Richtung Spanien. Allerdings kam ich an diesem Tag nicht so weit. Ich hatte so wenig Energie, dass ich nach 2h Fahrt in ein Hotel eincheckte und mich dort ausruhte.

Die folgenden Tage verliefen ähnlich. Ich fuhr in kurzen Etappen, schlief tagsüber viel im Auto und näherte mich nur ganz langsam Deutschland. Unterkünfte buchte ich spontan unterwegs. Nach 5 Tagen war ich in München daheim und heilfroh. Ich parkte das Auto bei meiner Freundin und in dem Moment schrieb Hugo. Es war der erste Kontakt nach unserem letzten Gespräch. Hatte er es sich doch anders überlegt und würde er mich doch unterstützen? Eine leise Hoffnung keimte auf.

Von Sofa zu Sofa nach Hause

Ich machte direkt Termine mit meiner Frauenärztin. Das Hämatom hatte sich zum Glück inzwischen zurückgebildet. Doch für meinen allgemeinen körperlichen Abbau und meinen sozialen Rückzug fand man keinen Grund. Die folgenden Wochen verbrachte ich auf den Sofas von Freunden und wartete darauf, dass es mir körperlich besser geht. Meine Untermieter hatten nach einigem Hin und Her ein Einsehen und verließen meine Wohnung eher als geplant. Kurz vor Weihnachten durfte ich also wieder „heim ins Heim“ und spürte eine große Erleichterung.

Mein Bett. Mein Sofa. Heißes Wasser. Eine heiße Heizung. All das hatte ich in Portugal vermisst. Endlich zuhause.

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