Introduction

Ich bin Vorbild

Ich bin Vorbild

Ich möchte es nicht sein, aber irgendwie bin ich es ja doch. Und als einzige Bezugsperson von meinem Kleinen, wiegt die Verantwortung gefühlt doppelt schwer. Was möchte ich meinem Sohn mitgeben und vorleben? Ich bin Vorbild. Ich präge ihn enorm. Das ist schön und gleichzeitig herausfordernd.

Ich frage mich, ob ich jetzt in sämtlichen Themen die „korrekte Norm“ werden sollte. Kann ich das? Was ich definitiv weiß, ist, dass ich das nicht will. In mir lebt ein großer Freigeist, der sich nicht anpassen möchte und intuitiv lebt.

Den Freigeist spüre ich auch in meinem Sohn und ich wünsche mir, dass er sich den bewahrt.

Medienkonsum

Das Thema wurde schneller aktuell, als ich gedacht hätte. Einen klassischen Fernseher besitze ich schon seit über 10 Jahren nicht mehr, aber durchaus Laptop und Handy. Und letzteres ist schon jetzt sehr attraktiv für meinen Sohn.

Wer will es ihm verdenken? Von Geburt an, hält man die Handy-Kamera auf ihn gerichtet. Es ist Wecker, Musikanlage, Uhr, Navigationsgerät, Organisationshilfe, Telefon und hat auch für mich einen großen Stellenwert.

Aktuell hat er eine Phase, indem er sämtliche Gegenstände wie ein Handy an sein Ohr hält und „Hallo“ rein spricht. Es schaut süß aus, aber es erschrickt mich auch. Er spiegelt mir, wie präsent das Handy in meinem Leben ist. Ja, es ist nicht mehr wegzudenken, aber ich kann ganz deutlich sagen und spüren, dass ich es viel zu oft unnötig in der Hand habe und dann nicht vollkommen bei meinem Sohn bin. Das darf weniger werden.

Kürzlich war mein Display defekt und ich hatte einen Tag lang praktisch kein Handy. Es war eigenartigerweise ein befreiendes Gefühl nicht ständig darauf zu schauen, weil man was verpassen könnte.

Wieviel Medienkonsum ist also vertretbar für Kinder und ab welchem Alter? Aktuell ist es gefühlt deutlich zu früh.

Achtsam im Moment sein

Das heißt für mich, nicht zwei Dinge gleichzeitig machen. Nicht stillen und gleichzeitig das Handy in der Hand haben. Das ist mir im Grunde sehr wichtig für mich und auch für ihn, aber oft gelingt es mir nicht.

Warum ist das so? Wenn ich ehrlich zu mir bin, dann ist es manchmal „leichter“ im Handy abzutauchen, als hier und jetzt alle Emotionen und Erlebnisse zu spüren. Leichter, als meinem Sohn wirklich bewusst zu begegnen und mit ihm zu interagieren. Das sinnlose Rumscrollen durch das Handy betäubt. Ich bin mir dessen bewusst. Und trotzdem mache ich es. Er wird es sich abschauen und macht es bereits. Ich würde mir wünschen, dass das weniger wird. Ich möchte hier ein „besseres“ Vorbild werden.

Du bist was du isst

Dieser Spruch fiel mir direkt zum Thema Ernährung ein. Ich glaube, er wird in der Werbung genutzt. Aber stimmt er auch?

Ich dachte mir schon, dass das Thema Nahrung meine große Aufgabe sein wird in der Elternschaft. Und genauso ist es auch gekommen.

Ich esse weder regelmäßig noch gesund, bin eher der TO-GO-Typ. Ich habe noch nie einen Kuchen gebacken und weder Brokkoli noch Spinat in meinem Einkaufswagen gehabt. Ich hasse kochen.

Bevor ich Mama wurde, habe ich viel in der Gastronomie gearbeitet und auch privat dort überwiegend gegessen. Jetzt darf ich das ändern.

Mein Sohn verlangt nach Regelmäßigkeit und Struktur. Das widerstrebt meinen inneren Freigeist & Lebenskünstler sehr. Dennoch achte ich darauf, ihm auch Obst und Gemüse ausreichend anzubieten.

So viel wie jetzt hatte ich in meinem Single Leben nie im Kühlschrank.

Tatsächlich nutze ich auch jetzt noch ergänzend Gläschen für ihn. Das ist für mich so viel einfacher. Jetzt isst er zwei Mahlzeiten in der Kita und das fühlt sich viel befreiender für mich an, mich nur um eine Hauptmahlzeit kümmern zu müssen.

Ergänzend stille ich auch immer noch. Das empfinde ich als sehr praktisch, da es immer und überall geht. Auch wenn ich mich immer wieder mit dem Gedanken trage, abzustillen, aufgrund des Wunsches nach ruhigerem Schlaf.

Ich würde mir wünschen, dass er das Essen daheim als ein schönes Ritual wahrnimmt. Das gelingt aber nur, wenn ich es auch so empfinde. Ich sehe dann immer Familien vor mir, wo Vater, Mutter Kind(er) sich am Tisch zusammenfinden und von ihrem Tag erzählen oder den nächsten besprechen. Zusammen Lachen.

Vielleicht können wir beider häufiger mal mit anderen Familien gemeinsam essen, um dieses gemeinschaftliche Familiengefühl auch zu haben.

Eine gesunde Seele ist die Basis

Abschließend kann ich sagen, dass für mich neben einer körperlichen Gesundheit und gesunder Lebensweise die seelische Gesundheit an erster Stelle steht.

Ich selbst besuche seit über 20 Jahren immer wieder Therapeuten, um meine traumatische Kindheit zu heilen. Und genau das möchte ich meinem Sohn ersparen.

Ich glaube, dass es wichtig ist, einige Werte vorzuleben und zu etablieren. Für mich sind das Liebe, Selbstvertrauen, Toleranz, Mut und Vertrauen in mich und das Universum.

Mit dieser Basis ist er gut gerüstet für das Leben da draußen. Auf dieser Basis kann er Medienkonsum, Nahrung und sonstige Alltagsthemen selbst steuern.

Ich möchte, dass er weiß, dass er seinen ganz eigenen Weg gehen darf. Fernab des Leistungssystems, dass vergleicht und kategorisiert.

Er soll wissen, dass ich immer an seiner Seite bin. Er kann immer zu mir kommen. Egal ob er Männer oder Frauen oder beide liebt. Egal ob er einen roten Faden in seinem Lebenslauf hat oder intuitiv aus dem Bauch heraus Entscheidungen trifft.

Ich möchte ihm Wurzeln mitgeben und Flügel, um frei zu fliegen. Ihn begleiten und nicht „erziehen“.

Ich bin Vorbild

Ich lebe ihm vor, neugierig, aufgeschlossen & mutig zu sein. Alles darf ausprobiert werden.

Wut darf da sein. Wir entschuldigen uns, wenn wir uns nicht mehr so regulieren können, wie wir wollen. Gefühle dürfen sein.

Ich sage ihm, dass ich ihn liebe. Dass ich das kann, war ein langer Prozess innerer Arbeit. Ich habe diese Worte nie in meiner Kindheit gehört.

Also sagen & zeigen wir unseren Kindern doch einfach mehr, dass sie das Wichtigste für uns sind und dass Tränen und Wut genauso da sein dürfen bei Eltern und Kindern wie die Liebe.

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