Introduction

Ich möchte nicht mehr stillen

Ich möchte nicht mehr stillen

Gestern Nacht war es so weit. Zum ersten Mal habe ich gedacht: Ich möchte nicht mehr stillen. Diesen Gedanken habe ich tagsüber nicht. Es sind sie Nächte, die mich an meine Grenzen bringen. Da würde ich mir einen Partner wünschen, der mich ablösen kann, wenn meine Nerven zu sehr strapaziert sind. Oder aber Entlastung durch den Vater meines Sohnes, doch der steht nicht zur Verfügung.

Ich bin müde

Ich bin so richtig arg müde. Ich finde, das sieht man mir auch an.

Schon in der Schwangerschaft konnte ich nicht mehr erholsam schlafen. Seit 2 Jahren schlafe ich nicht mehr als 2-3h am Stück. Oftmals sogar deutlich weniger. Mittags lege ich mich oft mit hin und schlafe den Mittagsschlaf mit. Das erholt mich dann halbwegs für die zweite Tageshälfte. In der Zeit schaffe ich keinerlei Haushalt oder administrative Aufgaben unseres Lebens. Abends fehlt mir dazu die Kraft. Da möchte ich nur noch aufs Sofa fallen und Tee trinken. So türmen sich dann das TO-Dos auf.

Zudem bin ich 24/7 allein für meinen Sohn da. Kein Raum zum Auftanken für mich. Das zerrt mittlerweile an meinen Kräften und zunehmen reagiere ich gereizter, wenn er seine Grenzen austestet oder nicht schlafen möchte. Ich weiß, dass er das alles nicht macht, um mich zu ärgern. Dennoch steigt in diesen Situationen Wut in mir auf. Dann kommuniziere und handele ich nicht so liebevoll und bindungsorientiert, wie ich es mir wünschen würde. Ganz besonders nachts.

Warum haben wir unruhige Nächte?

Aktuell sind wir in der Phase der Eingewöhnung in der Kita. Ich hörte davon, dass in dieser Zeit die Nächte deutlich unruhiger sein sollen. Aber ist das wirklich der einzige Grund?

Ich glaube, dass das Einschlafstillen eine zu feste Gewohnheit bei uns geworden ist. Das Stillen hat von Anfang an gut funktioniert und war für mich am „einfachsten“ für die Einschlafbegleitung. Als Alleinerziehende hatte ich nie Unterstützung beim ins Bett bringen oder nächtlichem Erwachen. So wählte ich intuitiv diesen Weg für uns. Wir schliefen in einem Bett und ich musste mich nur kurz zur Seite drehen und konnte im Halbschlaf seien Bedürfnisse im Liegen stillen.

Leider funktioniert das aktuell nicht mehr so. Er schläft nicht direkt wieder ein und nuckelt gefühlte Ewigkeiten an mir rum. Er findet in der zweiten Nachthälfte schwer zurück in den Schlaf. Das macht mich wahnsinnig, denn ich möchte ja selbst gern weiterschlafen. Irgendwann drehe ich mich dann weg von ihm und stelle mich schlafend.

Jetzt hat er so viel Kraft, dass er dann meine Decke wegzieht, das Shirt hochschiebt und auf mir rumturnt, bis dass er meine Brust im Mund hat. Da hat er tatsächlich eine große Ausdauer. Je länger er die Brust sucht, desto wacher wird er und desto anstrengender ist es für mich.

Jetzt abstillen oder später?

Man sagt ja, dass man während der Kita Eingewöhnung keine vorhandenen Prozesse & Strukturen ändern sollte, aber ich bin so am Anschlag, dass ich mich frage, was das kleinere Übel ist. Weiterhin Schlaflosigkeit, mit aller Macht stillen und mehr als gewollt wütend werden oder besser abstillen und insgesamt entspannter und ausgeschlafener sein. Ich bin davon überzeugt, dass sich sämtliche Stimmungen der Eltern auf die Kinder übertragen.

Was können wir besser machen?

Der Schlaf der Babys und Kleinkinder ist gefühlt das am meisten besprochene Thema. Und kaum sind die Nächte ruhiger, da folgt schon der nächste Zahn oder die nächste Regression und vorbei ist die jeweilige Strategie.

Mein Wissen über Schlaf habe ich ausschließlich von einer Baby- und Kleinkind Schlafberaterin, die ich online verfolge. Das hilft für kleine Anpassungen sehr, jedoch brauche ich jetzt eine engere Begleitung für die Situation.

„Stillen Sie am besten, solange es geht“

Diesen Satz hörte ich kürzlich von einem homöopathisch praktizierenden Kinderarzt. Bei ihm habe ich meinen Sohn impfen lassen und ich vertraue seiner Expertise. Er erzählte mir von den Vorteilen den Langzeitstillens und ich ging sehr in Resonanz mit seinen Argumenten. Ich möchte meinem Sohn alles mitgeben, was in meiner Macht steht.

Stillen ist auch praktisch

Ich bin absolut keine Küchenfee. Kochen und Backen macht mir keinen Spaß. Bevor ich meinen Sohn bekommen habe, habe ich sehr selten zu Hause gegessen. In Beziehungen haben meine Partner immer gern gekocht und ich war froh darum. Zudem liebe ich es, in Restaurants zu speisen.

Mit Kleinkind ist, das natürlich nicht mehr entspannt und ich versuche, möglichst zuhause zu essen. Wenn ich es aber doch mal nicht schaffe oder nichts Met dabeihabe, dann finde ich stillen praktisch. Das möchte ich mir noch beibehalten.

Ich möchte nicht mehr stillen

Den Satz sprach ich heute aus müder, kraftloser Verzweiflung aus. Im Grunde möchte ich aber nicht wirklich komplett abstillen. Ich wünsche mir ruhigere erholsame Nächte mit 2-3x Stillen und nicht 5-10x plus Weinen plus Wachphasen. Ich wünsche mir, dass ich mich morgens erholt fühle und Kraft für den Tag spüre.

Eventuell reicht das nächtliche Abstillen. Ich las von diversen Methoden, die jedoch kein Garant für erholsamere Nächte sind. Dahingehend möchte ich mich beraten lassen und habe Mitte November einen Termin dazu.

Auf jeden Fall möchte ich nicht aufgrund von Übermüdung und Überforderung gereizt reagieren.

Stillen ist auch schön

Besonders morgens nach dem Aufwachen genieße ich das Stillen und verschlafene Kuscheln im Bett. Das möchte ich noch eine Weile beibehalten. Das sind besondere Momente der Nähe und wir beide saugen diese auf.

Eine kleine Überraschung

Ich glaube, mein Sohn hat uns heute zugehört. Gerade eben ist er nämlich ganz ohne Brust und ohne Weinen eingeschlafen. Er nahm meine Hand, legte sie an sein Gesicht und legte sich auf die Hand. So ist er friedlich eingeschlummert.

Ich bin gerührt und stolz auf meinen Schatz. So darf es weiter gehen.

2 Kommentare zu “Ich möchte nicht mehr stillen

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