Mama-No-Gos – Was soll das denn sein? Sobald wir Eltern werden, passiert mit uns etwas Sonderbares. Wir fangen an, andere Eltern zu bewerten. Manchmal ganz unterbewusst, manchmal bewusst und meistens negativ. Denn es sind eben diese negativen Aspekte der Erziehung anderer Eltern, die auf dem Spielplatz oder beim Einkaufen besonders auffallen. Und natürlich ist unser Urteil meist vollkommen fehl am Platz, denn wir treffen es ja nur auf Basis einer isolierten Situation. Vielleicht ist die Mama des Mädchens, das gerade nach lautem Quengeln den Schokoriegel an der Kasse bekommen hat, einfach heute mal am Ende ihrer Kräfte und hat deshalb ausnahmsweise nachgegeben. Vielleicht muss die Mama, die auf dem Spielplatz am Handy hängt, nur noch diese eine wichtige E-Mail schreiben, weil sie einen verantwortungsvollen Job hat und damit auch ein tolles Vorbild für ihre Kinder ist.
Es gibt tausende Beispiele und Situationen, in denen ich bewusst einen Schritt zurück mache, wenn ich merke, dass ich gerade jemanden verurteilt habe. Denn ich weiß gut genug, dass ich alles andere bin als eine perfekte Mutter. Ich hänge auch hier und da zu viel am Handy, habe nicht immer Lust zu spielen und werde auch viel zu oft laut. In solchen Situationen könnten andere ebenso negativ über mich urteilen. Doch dann gibt es auch diese Situationen – die absoluten Mama-No-Gos. Die Dinge, die ich absolut schrecklich und daneben empfinde und über die ich ganz bewusst negativ urteile.
Alkohol und Nikotin – Absolutes No Go für Mamas!
Daran führt kein Weg vorbei! Alkohol und Zigaretten in der Schwangerschaft sind ein absolutes No Go! Auch nicht nur ein kleines Schlückchen Sekt zum Anstoßen und auch nicht nur noch eine Zigarette in der Woche. Man kann nie ausschließen, dass auch nur winzige Mengen dieser Gifte schlimme Folgen für das ungeborene Kind haben können. Fast genauso schlimm finde ich es jedoch auch, wenn Eltern mit einer Hand den Kinderwagen schieben und in der anderen Hand eine Zigarette halten. Ich weiß, dass Rauchen eine schwere Sucht ist. Aber ich weiß auch, dass es viele Menschen gibt, die sie erfolgreich bekämpft haben. Und wer Eltern wird, sollte in meinen Augen absolut alles in seiner Macht Stehende tun, seine Kinder auf diese Art und Weise nicht bewusst zu vergiften.
Eltern No-Go: Kinder im Internet bloßstellen
Ich erinnere mich noch genau: Ich war vier Jahre alt und wir waren im Urlaub. Ich hatte keine saubere Kleidung mehr, weshalb meine Eltern schnell etwas im Waschbecken auswuschen und mit dem Föhn trockneten. Mir ging das jedoch nicht schnell genug und ich war müde, weshalb ich mich halbnackt aufs Bett legte und „bockte“. Die Reaktion meines Vaters: er nahm die Videokamera in die Hand, filmte die Szene und kommentierte sie, wie Väter solches Verhalten eben kommentieren. Nachdem wir wieder zu Hause angekommen waren, wurde der tolle Film aus dem Urlaub wie üblich der gesamten Familie gezeigt. Und ich schämte mich in Grund und Boden. Ich wurde vorgeführt und bloßgestellt und war echt sauer.
Nun stelle man sich mal vor, dass es Menschen gibt, die genau solche Szenen nicht nur der eigenen Familie, sondern wildfremden Menschen im Internet präsentieren. Da werden Kinder auf dem Töpfchen gepostet, „Trotzanfälle“ in der Instagram-Story gezeigt und sogar die Ergebnisse der U-Untersuchungen mit den FollowerInnen geteilt. Manchmal kann ich es selbst nicht glauben, was andere Eltern so unreflektiert für alle Welt sichtbar im Internet präsentieren. Und ich möchte mir kaum vorstellen, wie deren Kinder sich irgendwann fühlen werden, wenn sie wissen, welche Informationen über sie quasi für jedermann verfügbar sind. Ganz davon abgesehen, was Kriminelle mit diesen Daten alles anstellen könnten…
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Mom-Shaming: Ein absolutes Mama-No-Go
„Also MEINE Tochter bekommt ja nur selbstgekochten Bio-Brei aus dem Thermomix. Gläschen sind ja nur für die faulen Mamas.“ „Also WIR kaufen ja nur Second Hand. Neukaufen ist doch so eine Verschwendung!“ Und mein absoluter Lieblingssatz: „Was, dein Kind geht schon in die Krippe? Also ICH könnte das ja nicht.“
All diese Sätze sollen freundlich gemeint sein und werden natürlich meist mit dem dazu passenden Lächeln serviert. In Wahrheit sind sie aber absolutes Mom-Shaming. Es ist eine Sache, andere Mütter hier und da insgeheim im Kopf zu verurteilen. Das passiert mir, wie eingangs geschrieben, leider auch immer wieder. Aber einer anderen Mama ins Gesicht zu sagen: „So wie ich es mache, ist es gut, so wie du es machst, ist es falsch.“ Das ist noch einmal ein ganz anderes Level…
Wir Mamas sind alle nicht perfekt! Jede von uns macht hier und da „Fehler“ im Zusammenleben mit ihrem Kind oder entscheidet sich ganz bewusst mal für den einfacheren, bequemeren, zeitsparenderen oder kostengünstigeren Weg. Und jede von uns ist sich dessen meist bewusst. Also lasst uns doch das Leben gegenseitig nicht noch zusätzlich schwer machen, indem wir uns permanent über einander erheben. Lasst uns gegenseitig unterstützen und feiern für die vielen Herausforderungen des Elternlebens, die wir mit Bravur meistern.
Titelbild: Photo by Priscilla Du Preez on Unsplash
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