Introduction

Fazit Hausgeburt – immer wieder

Fazit Hausgeburt – immer wieder

Schätzungsweise bekomme ich kein weiteres Kind mehr, aber wer weiß das schon so genau. Das Leben passiert, währenddessen man fleißig Pläne macht, oder? Auch dieses Kind war eine Überraschung. Rückblickend kann ich dennoch sagen: Fazit Hausgeburt – immer wieder. Alles war friedlich, selbstbestimmt in unserem ganz eigenen Rhythmus und ich hatte zu keiner Zeit Ängste.

Zwischen den Welten

Von der ganzen Geburt habe ich bewusst nur wenig mitbekommen. Ich glaube, am Anfang habe ich mich in eine Art Trance begeben durch das regelmäßige Atmen. Meine Meditation-Erfahrungen der letzten Jahre haben sicher auch geholfen. Dennoch habe ich nahezu alle Schimpfwörter gebraucht, die ich so kenne. Und ich frage mich bis heute, was meine Nachbarn wohl von meinen Schreien mitbekommen haben. Unser Haus ist sehr hellhörig und ich höre die umliegenden Nachbarn telefonieren. Angesprochen hat mich zumindest bisher niemand. Das war im Vorfeld eine meiner Befürchtungen.

Das Setting – anders als geplant

Eigentlich wollte ich alles schön spirituell herrichten. Ich hatte vorbereitet: besonders hell scheinende Teelichter, weißen Salbei zu räuchern, spirituelle Musik, Dekoration.

Nichts davon kam zum Einsatz. Es ging einfach zu schnell los und mit 5h 43 Min. war es eine der schnelleren Geburten. Trotzdem bin ich überzeugt, dass es genauso war, wie es sein sollte. Einfach pur.

Voller Vertrauen in mich & meinen Körper

Ich hatte oft von einer weiblichen Urkraft gehört und gelesen. Ich wusste zwar, dass ich stark bin, aber dass ich derartiges leisten könnte – das war dann doch mehr als „wow“. Den Großteil der Geburt war ich allein, habe mich dem Prozess hingegeben und das hat so wundervoll funktioniert. Die Wellen der Wehen habe ich veratmet, ohne zuvor in einem Kurs gelernt zu haben, wie. Einfach intuitiv und ganz bei mir und ich bin sehr dankbar für diese so besondere Erfahrung.

Glücksgefühle

Ich habe minütlich gesagt, wie froh ich bin, dass es vorbei ist.  Ich konnte kaum glauben, dass es tatsächlich schon vorbei war. Ich war erleichtert und schaute immer wieder verwundert auf das kleine Wesen in meiner linken Hand. Er passte tatsächlich nahezu ganz rein.

Das Gefühl war unwirklich, aber gleichzeitig auch völlig real. Ich empfand direkt Liebe für ihn. Ab jetzt war ich Mama.

Schmerzen

Die Schmerzen waren stark und mit nichts bisher Erlebtem zu vergleichen. Besonders dieser stechende Schmerz in der ersten Phase war heftig. Zudem ging gefühlt nichts vorwärts. Das stimmt nicht, denn der Muttermund öffnete sich Stück für Stück. Da ich allein war, war das für mich aber nicht greifbar. Nachdem die Fruchtblase geplatzt war, hat sich auch der Schmerz verändert. Dann war er eher dumpf und drückend. Direkt nach der Geburt konnte ich mir nicht vorstellen, nochmal zu gebären. Jetzt, mit etwas Abstand, relativieren sich auch die Schmerzen tatsächlich. Meine Hebamme hatte dies vorausgesagt.

Meine Hebamme – ein Traum

Ich habe mich so unfassbar gehalten und getragen gefühlt von Sabine. Ganz selbstbestimmt hat sie mich professionell und nicht aufdringlich begleitet und ich bin ihr sehr dankbar. Zu keiner Zeit hat sie interveniert oder Druck gemacht. Schöner hätte ich es mir dieses gemeinsame, intime Erlebnis nicht vorstellen können. Unter Tränchen habe ich ihr meinen Dank ausgesprochen. Bis heute fühle ich mich sehr verbunden. Es ist schön zu wissen, dass ich mich jederzeit bei ihr melden darf.

Hebammen – essenzielle Säulen der Gesellschaft

Ich habe großen Respekt vor diesem Beruf bekommen. Bis dahin war mir nicht bewusst, was Hausgeburtshebammen leisten. Protokollieren, Wasser kochen, Herztöne messen, Wehen begleiten, Mut zusprechen, Kraft geben, Handtücher ausbreiten, Getränke & Snacks holen und noch so vieles mehr. Und gefühlt alles gleichzeitig. Dazu diese riesige Verantwortung mir und dem Kind gegenüber. Dieser Beruf ist mehr eine Berufung hat definitiv mehr Anerkennung verdient.

Wiederbelebte Freundschaft

Die Geburt hat meine Freundin und mich wieder näher zusammengebracht. In den Jahren davor hatten wir uns immer mehr entfernt. Jeder in seinem Alltag eingebettet. Sie war so unmittelbar nach der Geburt da, dass sie die ganz reale Situation vorgefunden hat. Blutige Laken, Schüsseln mit blutigem Wasser, Blut am Boden, auf dem Teppich, der Kleine und ich ganz nackt. Das alles hat sie sehr berührt und es war für mich sehr besonders, dieses intime Ereignis mit ihr zu teilen. Sie ist die nächsten 2 Nächte noch bei mir geblieben und ich bin ihr sehr dankbar darum, dass sie DA war. Kürzlich habe ich sie gefragt, ob sie die Patentante von dem Kleinen sein mag. Sie möchte.

Wunsch nach mehr Aufklärung

Als ich das erste Mal beim Frauenarzt saß, hat mich niemand aufgeklärt über die unterschiedlichen Möglichkeiten, die neben einer Entbindung im Krankenhaus existieren. Es wurde automatisch davon ausgegangen, dass es das Krankenhaus wird. Da würde ich mir mehr Offenheit und Aufklärung wünschen. Sicherlich ist nicht für jeden eine Hausgeburt oder das Geburtshaus das Richtige. Dennoch merke ich in meinem Umfeld, dass mir Faszination für dieses Thema begegnet und es für die Frauen greifbarer wird, wenn ich offen darüber berichte.

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