Introduction

Wo ist der Kinderwagen hin?

Wo ist der Kinderwagen hin?

Ich bin zu Besuch im ländlichen Umland von Hannover. Die erste mehrstündige Zugfahrt 6 Monate nach der Geburt verlief super. Ich war voller positiver Vorfreude auf die gemeinsame Zeit. Ein entspannter Vormittags-Spaziergang mit meiner Freundin und den Babys endet mit der Frage: Wo ist der Kinderwagen hin?

Was war also passiert?

Erna und ich zogen mit den Kleinen in der Trage los. Beide machen ihren Vormittagsschlaf ruhiger dort. Und bei den Minusgraden ist Körper an Körper deutlich kuschliger. Wir schoben je einen Kinderwagen vor uns her, da wir an dem Tag mal testen wollten, wie es die Zwerge im Buggy finden. Bisher lagen sie nur in der Babyschale und nun sollte der Tag der Tage sein. Erna hatte mir dafür einen ihrer Buggies geliehen.

Mein Handy hatte ich im Haus gelassen, da es sich draußen aktuell immer abschaltet. Dieses Phänomen habe ich schon häufiger erlebt bei diesem Hersteller. Sobald es draußen kalt ist, geht das Handy aus und erst im Warmen wieder an. Genau das war am Vortag passiert und es hat viele Versuche gebraucht, bis es wieder intakt war. Das wollte ich nun vermeiden und  ging also ohne Handy los. Wir wollten ja nur kurz Spazieren und dann klein Erna vom Kindergarten abholen.

Wir gingen die ersten Minuten durch die Siedlung auf asphaltierten Straßen. Dann kamen wir zu einem schmalen, holprigen Feldweg. Erna sagte, sie wolle den Kinderwagen hier stehen lassen und auf dem Rückweg wieder mitnehmen. Ihre Kleine schlafe ohnehin in der Zwischenzeit in der Trage. Ich wunderte mich über diese Idee. Mein Gefühl war komisch und ich fragte sie, ob sie nicht einen Zettel da lassen wolle, dass wir gleich zurück sind. Sie meinte, auf dem Dorf sei so etwas nicht notwendig und hier komme nichts weg. Ich habe den anderen Kinderwagen aber mitgenommen, da ich ihn direkt testen wollte, wenn mein Kleiner aufwacht. Zudem hatte ich nach wie vor ein komisches Gefühl dabei, einfach den Kinderwagen am Wegesrand stehen zu lassen. Wir setzten also unseren Spaziergang mit nur einem Kinderwagen fort.

Ungefähr 45 Min. später kamen wir zurück und ich sah es schon aus einiger Entfernung: Der Kinderwagen war weg. Erna wollte es zuerst nicht glauben und es war aber tatsächlich so.

Wo ist der Kinderwagen hin?

Erster Impuls war das nächstgelegene Haus. Erna klingelte, aber der Bewohner hatte nichts mitbekommen. Wir gingen weiter und ein älteres Paar kam aufgeregt auf uns zu. Ihr Bekannter/Nachbar hätte den Kinderwagen nach Hause mitgenommen. Wir waren erleichtert und wollten ihn direkt holen. Erna musste klein Erna aber dringend vom Kindergarten abholen und war schon spät dran. Wir verabredeten, dass sie zum Kindergarten flitzt, dort auf mich wartet und ich ging mit dem Paar mit. Sie führten mich quer durch die Siedlung zu Herrn Kurz, der den Kinderwagen mitgenommen hatte. Dort angekommen wollte er ihn nicht rausrücken weil ich die Gestell Nummer nicht wusste. Er hatte inzwischen Meldung bei der Polizei gemacht. Ich habe ihm erklärt, dass meine Freundin aktuell am Kindergarten mit Kleinkind und Baby auf mich wartet und dass es sicher ihr Kinderwagen sei. Das war ihm egal. Es kam mir vor, als amüsierte er sich derartig über die Aktion, dass er das ganze in die Länge ziehen wollte. Es machte ihm sichtlich Spaß, uns auflaufen zu lassen. Er konnte so gar nicht nachvollziehen, wie man auf die Idee kommt, den Kinderwagen am Feldweg „zu parken“.

Dann hat mich das Paar netterweise unverrichteter Dinge zum Kindergarten gebracht. Schließlich hatte ich mein Handy nicht dabei, das mich hätte navigieren können. Somit konnte ich auch nicht meine Freundin Erna anrufen, damit sie vorbei kommt und mit Herrn Kurz direkt alles klären kann. Zumindest war die Frage „Wo ist der Kinderwagen hin?“ schonmal beantwortet.

Keine Spur von Erna

Im Kindergarten angekommen war Erna nicht mehr da. Ich fragte die Erzieher ob sie ihre Nummer haben und ich sie anrufen kann. Durfte ich nicht. Datenschutz. Sie selbst durften aber und richteten ihr aus, dass ich dort auf sie warten würde. Ab dem Moment war ich stinksauer. Ich fühlte mich „stehengelassen“ und ziemlich aufgeschmissen ohne Handy in dieser mir fremden Gegend.

Während ich mein Kind, das seit geraumer Zeit weinte, auf einer Mini-Kinder-Bank stillte, kam plötzlich die Frau von dem hilfsbereiten Paar in den Kindergarten. Sie hätte Erna auf der Straße getroffen und den Auftrag, mich zu ihr zu bringen.

(Was ich später erfuhr: Erna hatte den Kindergarten mit der Idee, mir schonmal entgegen zu gehen verlassen. Theoretisch gut gedacht, praktisch unlogisch umgesetzt. Zum Kindergarten führen nämlich mehrere Wege und so verpassten wir uns.)

Der Streifenwagen sollte kommen

Erna hatte die Kinder zu einer Freundin gebracht. Wir sind dann also alle zu der Freundin und Erna sprach mit der Polizei. Die wollten zur Klärung der Situation mit dem Streifenwagen kommen.

Ich machte meinem Unmut über die unglücklich gelaufene Situation auch mal kurz Luft und so flossen Tränen bei Erna. Die Nerven lagen blank.

Letztendlich nach einigem hin und her haben wir die Adresse von Herrn Kurz bekommen, die Polizei hat unser Kommen telefonisch angekündigt und wir haben den Wagen holen können. Aufgrund der Kälte und der zunehmend schlechteren Stimmung der 3 Kinder hat uns Ernas Freundin ihr Auto geliehen.

Was für ein Tag

Abends, als die Kinder im Bett waren, haben wir mit alkoholfreiem Kinderpunsch den Tag an der Feuerschale im Garten Revue passieren lassen.

Ehrlich gesagt, hätten wir nach diesen turbulenten Stunden gerne ein Gläschen mit Alkohol geschlürft. Ein kleines Abenteuer im manchmal so eintönigem Mutti Alltag, das wir wohl nie vergessen werden.

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