Introduction

Teil 1: Von Arbeitsfeiern, After Work und dem Gläschen Sekt

Teil 1: Von Arbeitsfeiern, After Work und dem Gläschen Sekt

Der Fragen-Klassiker, wenn es um Alkohol, Job und Schwangerschaft geht: Was macht man auf der Weihnachtsfeier, beim Osterbrunch, beim Sommerfest, wenn man seine Schwangerschaft noch nicht verkündet hat. Wie umgeht man den Glühwein, ohne dass dadurch die Gerüchteküche glüht? Manche haben da bestimmt kreativere oder elegantere Antworten darauf. Meine Antwort war jedoch sehr banal und simpel: Gar nicht erst anfangen.

Zumindest bei meiner neuen Arbeitsstelle. Die, bei der ich erst kurz vor meiner Schwangerschaft angefangen hatte. Eine strikte kollegiale Alkoholkarenz hatte ich auch in meinen anderen Stellen angestrebt. Hatte aber nicht immer so gut geklappt.

Ein kleiner Rückblick zu Trink- und Start-up-Kultur

Als ich bei einem Biotech-Startup angestellt wurde, erstmal für drei Monate, wollte ich mich von meiner besten Seite zeigen. So war der Plan. Komplett naiv. Denn gerade in einem hippen kleinen Start-up gilt: Wer dabei sein will, der muss Wert auf das menschliche Miteinander legen. Und was ist der Mensch ohne Alkohol in geselliger Runde? Es hat daher wenige Tage gedauert, bis mir klar war, dass ich keinerlei Chancen habe, eine Vertragsverlängerung zu bekommen, wenn ich nicht auch meinen Feierabend mit den Kollegen verbringe und dabei nicht auch das ein oder andere Bier runterhaue. Denn mit Apfelschorle wurde ich auch nicht ernst genommen, oder eher, nicht ernsthaft aufgenommen.

Es half. Ich wurde beliebter, gehörte dazu, wurde unerlässlicher Teil vom Team. Und klar: Aus einem Radler wurde nach kurzer Zeit ein Bier, dann drei, vier, fünf. So kam es auch, dass ich mich verplappert habe. Denn so wirklich Bock auf Karriere hatte ich ja gar nicht. Meine antikapitalistischen, wenig ambitionierten und eher familienorientierten Pläne sickerten durch, je mehr ich hinterher goss. Man freundet sich leichter an, wenn man trinkt. Freunden erzählt man eher mal die Wahrheit. Großer Fehler.

photo by kazuend via unsplash

Im großen Unternehmen gebärt es sich leichter

Eine Woche, ehe mein Vertrag auslief, wurde die mir versprochene Verlängerung kurzfristig abgesagt. Ich passe doch nicht so ganz ins Team. Obwohl ich super Arbeit leiste und allen sympathisch sei, es sei für mich wohl besser. Ich passe besser in ein größeres Unternehmen, das mir mehr Sicherheit bietet. Ein kleiner Wink und ein genuschelter Nebensatz, dass man da ja auch einfacher in Elternzeit gehen könne. Wirklich, freunde dich nie mit deinem Boss an.

An meinem letzten Arbeitstag war ich so besoffen und übernächtigt, dass ich fast gekotzt hätte. Danach fiel ich in ein tiefes Loch. Mit dem Arbeitseinstieg wollte es so schlecht klappen, unser Kinderwunsch wurde immer weiter nach hinten zwangsverschoben. Ich selbst stand meiner Karriere im Weg, und meine Karriere stand unseren Familienplänen im Weg.

Diesmal anders – auch dank Kinderwunsch

Als ich nun endlich meinen schlecht bezahlten, aber „langfristigen“ Job annahm, war für mich klar: Diesmal keine Freundschaften, diesmal möglichst auf kollegialer Ebene bleiben, und vor allem, um Gottes willen, kein Alkohol. Kein Alkohol am Arbeitsplatz. Punkt.

Dass mir das mit unserem Kinderwunsch ohnehin gelegen kam, war ein Pluspunkt. Aber tatsächlich hatte ich zu viele schlechte Erfahrungen mit Alkohol und Arbeit, Arbeitskollegen, Arbeitsumfeld gehabt. Diesmal wollte ich alles richtig machen. Und lehnte vom ersten Tag an Trinken komplett ab. Nicht nur für die oder vor den Kollegen: Auch privat ließ ich die Finger (mit Ausnahme der Weihnachtsfeiertage) vom Alkohol.

Der kleine Schluck!

Schon kurz nachdem ich bei dem Unternehmen angefangen hatte, gab es dann mal Eierlikör. Am Vormittag. In kleinen Waffel-Shotgläsern. (Anscheinend ist das ‘n Ding?) Der Anlass war irgendetwas Nichtiges, ein Kollege verabschiedete sich in eine längere Pause.

Ich lehnte strikt ab. Und natürlich kamen sie sofort: die Fragen, die Klischee-Kommentare. Was, warum? Da ist doch kaum Alkohol drin! Das ist ja nur ein ganz kleiner Schluck! Dass ich auch von einem Schluck Alkohol in Panik geraten und von Angstschweiß klitschnass werden kann, wollte ich an der Stelle nicht mit meinen neuen Kollegen oder gar meinem Vorgesetzten teilen. Bist du schwanger? Oh nein, bloß nicht, witzelten meine Kollegen aus dem Labor. Wir brauchen Leute, ich zahl’ dir die Pille, werd bloß nicht schwanger!

Im nächsten Beitrag geht es weiter um den Umgang mit Alkohol am Arbeitsplatz.

photo by jeshoots.com via unsplash

0 Kommentare zu “Teil 1: Von Arbeitsfeiern, After Work und dem Gläschen Sekt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert