Introduction

Du stillst immer noch?

Du stillst immer noch?

Diese Frage ist mir mehrmals gestellt worden. Es begann wenige Monate nach der Geburt. Mehrheitlich von Personen ohne Kinder. Ich stand verdutzt da und wusste nicht so recht, was ich sagen soll außer ein wackliges „Ja klar“. Es hat sich nicht gut angefühlt. Was antworte ich also zukünftig auf: „Du stillst immer noch?“

Warum stellen wir diese Frage?

Ich denke, bei den meisten ist es Unwissenheit. Ein Mann sprach mich z.B. auf das Thema an. Er wusste es nicht besser. Oder aber in früheren Generationen wurde es anders gehandhabt?

Meine französische Freundin erklärte mir die Handhabung in Frankreich, nachdem mir ihre Mutter ebenfalls die Frage gestellt hatte. Es ist wohl so, dass Mamas dort nur 3 Monate Elternzeit haben. Dann geht das Baby in die Fremdbetreuung und kaum jemand stillt dann noch. Wirklich spannend, wie unterschiedlich die Traditionen der Länder sind.

Stillen in der Öffentlichkeit

Anfangs habe ich mich mit einem Tuch verhüllt, um niemanden zu belästigen. Heute stille ich ohne Tuch. In Hauseingängen, auf Parkbänken, im Schwimmbad, im Café, im Supermarkt. Einfach dort, wo es gerade gebraucht wird.

Die Reaktionen reichen von abwertenden Blicken bei hin zu dem Angebot, ein Glas Wasser zu bringen. Für mich ist es etwas ganz Natürliches und gehört zum Alltagsleben auf den Straßen dazu. Da darf Deutschland für meinen Geschmack offener werden.

Willst du nicht deinen Körper zurück?

Diese Frage kommt meist gleich als nächste. Natürlich möchte ich meinen Körper wieder für mich und selbst bestimmten Raum zurück.

Aber ich bekomme doch kein Kind, um es dann möglichst früh abzustillen und womöglich noch als Winzling in die Kita zu stecken. Das fühlt sich für mich völlig falsch an. Überhaupt diese Fragen gestellt zu bekommen, empfinde ich als äußerst unpassend. Gefühle von Grenzüberschreitung schwingen mit.

Stillen ist unsere Kuschelzeit

Mein Sohn ist eher ein Rabauke und im Alltag recht grob. Beim Stillen kuschelt er mit mir. Wir sind uns nah und geben uns Geborgenheit. Die Zeit genießen wir beide und Stillen ist so viel mehr als Nahrungsaufnahme. Es ist unsere kleine Ruhe-Insel im turbulenten Tag. Er nimmt oft meine Finger dabei und umklammert ihn fest. Das ist ein wunderschönes Gefühl.

Stillen ist praktisch

Ganz automatisch ist der Kleine von Anfang an beim Stillen immer müder geworden und dann schließlich eingeschlafen. Bis heute nutze ich das Einschlafstillen als Methode.

Es ist für mich als Alleinerziehende der einfachste und schnellste Weg in den Schlaf. Wenngleich das kräftezehrende nächtliche Nuckeln eine Gewohnheit geworden ist, die wir langsam, aber sicher verabschieden dürfen. Es gibt eben auch Herausforderungen, die das Stillen mit sich bringt.

Auch unterwegs ist stillen superpraktisch für uns. Wenn ich keinen Mittagsbrei oder Snacks dabei habe, bekommt er einfach Muttermilch. Es ist keine Vorbereitung notwendig.

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Abstillen?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Säuglinge in den ersten 6 Monaten ausschließlich zu stillen. Bis zum zweiten Lebensjahr dann häufiges stillen nach Bedarf zusätzlich zur Beikost.

Ich persönlich werde keinen Plan aufstellen. In meiner Vorstellung wird mein Sohn sich nehmen, was er braucht und wenn er kein Bedürfnis mehr nach stillen hat, sich quasi selbst abstillen bzw. mir Zeichen geben. Da vertraue ich auf den natürlichen Lauf der Natur, meiner Intuition und den Bedürfnissen meines Sohnes. Bedürfnisorientiert ist immer mein oberstes Gebot.

Der Beikost Start

Unser Kinderarzt empfiehl bereits bei der U4 mit der Beikost zu beginnen. Da war er gerade 3 Monate alt. Als ich bei der U5 entgegnete, immer noch voll zu stillen, wurde die Ärztin etwas ungehalten. Ich bin der Meinung, dass der Beikost Start eine Kombination aus Zeichen vom Kind und eigenem Bauchgefühl ist. Schade, dass hier so ein Druck aufgebaut wird.

So begann ich an Silvester mit knapp 7 Monaten ihn zum ersten Mal Pastinake Brei probieren zu lassen. Für uns war es ein stimmiger Zeitpunkt und er perfekte Tag. Es hat ihm sehr geschmeckt und er hat wunderbar danach geschlafen.

Jetzt ist der Kleine 10 Monate alt und Stillen ist weiterhin seine Hauptnahrungsaufnahme. Er verlangt regelrecht danach und gibt mir deutliche Zeichen, indem er meine Brust mit dem Mund absucht. Zusätzlich bekommt er 1–2-mal am Tag Brei und ergänzend Gemüsesticks, Obst, Reis- und Maiswaffeln. Diese Ergänzung dient vornehmlich als Erforschung der verschiedenen Formen, Konsistenzen und Geschmäcker im Mund und soll Spaß machen. Tatsächlich landen so geringe Mengen im Bauch, dass das nicht wirklich sättigen würde.

Ehrlich gesagt bin ich über die aktuelle Lösung sehr froh. Ich koche ungern und habe vor der Schwangerschaft überwiegend in Restaurants gegessen. Ich bin gespannt, wie unsere gemeinsame Reise mit dem Essen weiter geht und ob ich doch noch eines Tages am Herd stehe.

Hier der Versuch, Ofengemüse für den Kleinen zu machen:

Meine Freunde lachen nur noch über meine Kochkünste.

Meine zukünftige Antwort auf: Du stillst immer noch?

DIE Antwort habe ich noch nicht gefunden. Sie sollte schlagfertig und trotzdem witzig sein. Ich möchte humorvoll deutlich machen, dass hier eindeutig eine Grenzüberschreitung stattfindet. Aber mit einem Zwinkern. Ich freue mich über Vorschläge in den Kommentaren.

2 Kommentare zu “Du stillst immer noch?

  1. durchschnittlich wird bis zum 5. Lebensjahr des Kindes gestillt, global gesehen… da sollten wir uns hier in der ehemals Industriealisierten, alten Welt nicht stressen lassen. Du machst das völlig richtig.

    zu erwidern: klar, weil’s das beste ist!
    zb. oder „besser als Säuglingsnahrung einer fremden Spezies zu verabreichen“ (Kuhmilch)

    1. Danke für dein aufmunterndes Feedback. Die beiden Sätze finde ich richtig gut. Vielen lieben Dank für die Vorschläge und danke für das Lesen meines Blog-Posts.

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