Es war 9.00 Uhr morgens Ende Juni, als es plötzlich laut an unserer Haustür schrillte. Ich war mir sicher, Max hatte mal wieder seinen Schlüssel vergessen, als er hektisch die Wohnung verließ, um seinen Zug nicht zu verpassen. Doch ich irrte mich. Als ich die Wohnungstür öffnete, sah ich erstmal rosa Luftballons in Herzform und dahinter versteckt kam schließlich Susi, eine meiner besten Freundinnen und ausgewählte Trauzeugin, freudestrahlend zum Vorschein. „Ta-da, Junggesellenabschied!“, grölte sie laut.
Die Überraschung – Party hart?
Puh, das hieß heute also Party und durchhalten bis zum fiesen Ende. Ich war gespannt was mich erwartete und hoffte, dass der Tag nicht allzu schlimm für mich enden würde. Schließlich war ich ja dazu noch schwanger und die letzten schlaflosen Nächte hingen mir noch übel hinterher. Apropos Übel, ich war in der 8. Schwangerschaftswoche und hatte täglich mit latenter Übelkeit zu kämpfen. Jeden Tag hing ich irgendwann plötzlich über meiner Toilette und führte eine unangenehme, einseitige Unterhaltung mit ihr. Wer kennt es nicht, die Wehwehchen im ersten Schwangerschaftstrimester. Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerzen und Sodbrennen, hinzu kam noch eine ständige Müdigkeit. Im Gegensatz zur ersten Schwangerschaft, bei der ich umhersprang wie Bambi im dritten Frühling, ging es mir dieses Mal körperlich richtig mies.
Ein knallrotes Gummiboot.
Zu Susi gesellten sich nacheinander noch meine anderen Mädels und Eike (mein bester Kumpel), die alle in den Verschwörungsplan eingeweiht waren. Am Ende saßen wir zu siebt auf meinem Balkon, genossen erstmal Frühstückshäppchen und dazu natürlich Prosecco. Für Johanna (eine schwangere Freundin) und mich gab es selbstverständlich die alkoholfreie Variante, die auch wirklich mit 0,0 % Alkohol ausgezeichnet war. Schnell noch jeder ein Schlückchen auf ex und schon ging es weiter mit Sack und Pack ins nächste Taxi. Bis jetzt war glücklicherweise noch kein Bauchladen in Sicht. Das Taxi machte schließlich halt in Schäftlarn und beim Aussteigen, sah ich es, das knallrote Gummiboot.
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Flußabwärts der Isar, na dann prost!
Bevor wir starten konnten, musste sich die „Crew“ jedenfalls nochmal stärken. Juhu, Alkoholnachschub! Danach schleppten wir das (gefühlt) tonnenschwere Gummiboot erstmal über einen steilen Dreckhügel, natürlich alle mit dazu passendem Schuhwerk… Flip-Flops. Als wir endlich alle im Boot saßen, das zum Glück am Ende noch in der Isar landete, konnten wir unsere Reise beginnen. Nach der ganzen Schlepperei mussten wir unbedingt erneut auftanken. Deshalb sprudelte der Prosecco nur so vor sich hin. Johanna und ich blieben bei unserem alkoholfreien Schaumwein und probierten von Lemon Soda bis Eistee alles mal durch. Die Abwechslung macht’s ja bekanntlich aus! Das erste Hindernis ließ nicht lange auf sich warten und plötzlich krachte das Boot in ein Geflecht aus Ästen und Baumstämmen. Aufschrei und Hühnergegacker! Trotz Paddelei von allen Seiten (natürlich jeder in eine andere Richtung), kamen wir einfach nicht mehr los.
Die Reise geht doch noch weiter…
Es war strahlender Sonnenschein, der Gay Beach voll mit Nackerten. Überall Schaulustige, die neugierig starrten und grinsten, als sie unser Gummiboot, voller kreischender Hühner, mit ihren rosa Herzchen-Luftballons im Schlepptau, hilflos rudernd in der Isar sahen. Schließlich erbarmte sich einer der Nackerten, der sich gerade erfrischen wollte und befreite uns aus unserer Zwickmühle. Oben „Mark Wahlberg Body“ unten „klein aber oho“. Striptease also erledigt! Die Reise konnte somit wieder weitergehen. Auf den Schock (und damit meine ich nicht den blanken Samariter), brauchten alle nochmal Trinknachschub, schon zischten die nächsten Prosecco Döschen auf.
Sommer, Sonne und Rosmarin Pommes!
Wir ließen uns flussabwärts treiben und genossen das herrliche Wetter. Trotz knallender Sonne und extrem holpriger, chaotischer Fahrt waren Johanna und ich noch in gutem Zustand. Die Schwangerschaftswehwehchen der letzten Tage waren glücklicherweise wie verflogen. Als Abends alle in ganzen Stücken am Isar Ufer strandeten, ging es sofort weiter in die nächste Barwirtschaft. Dort angekommen, mit all den Beschwipsten, bekamen wir sofort (oder gerade deswegen) unseren eigenen VIP Bereich. Ich fühlte mich jetzt doch schon ziemlich müde und geschafft. Da half auch keine Apfelschorle mehr, da halfen nur noch Rosmarin-Pommes und vegane Pizza, dachte ich zumindest.
Bis zum bitteren Ende.
Plötzlich hüpfte Eike, wie von einer Tarantel gestochen, auf der teuren Designercouch herum. Ich merkte jetzt, dass meine Nerven am Ende waren, mir fehlte einfach die gewisse Lockerheit. Als eine Freundin dann auch noch kommentierte, ich solle ihn doch lassen, ich wäre ja nicht seine Mutter, war ich kurz vor Cocktail Hour! Warum hatte ich denn so einen Stock im A….? Konnte ich ohne Alkohol einfach nicht mehr lustig sein? Ich kam mir vor wie eine alte, schwangere Oma mit geschwollenen Beinen. Glücklicherweise steckte ich jetzt nicht auch noch in einem rosa Bunny Kostüm mit Bauchladen. Ich war nicht die Einzige, die schon dem Ende nah war. Deshalb ging es um 0.00 Uhr für einen Großteil der Gruppe nach Hause, während der harte Kern der Mädels noch bis zum bitteren Ende abfeierte. Alles in allem war es ein (fast) perfekter Junggesellenabschied. Aber mal ganz ehrlich, der ein oder andere Cocktail wäre schon sehr geil gewesen. Gott sei Dank war es aber dieses Mal nicht ich, die am nächsten Tag aufgrund von Übelkeit über der Kloschüssel hing! 😉
Bis zum nächsten Mal!
Liebe Grüße
Eure Sunny
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